Pyrenäen und Baskenland
Donnerstag, 10. April bis Karfreitag, 18. April
Am Donnerstag geht es nun in die Berge der Pyrenäen, zunächst nach Sarrancolin bei Tarbes zu dieser ehemaligen
Klosterkirche mit den
Gebeine von
Pontius von Roda-Barbastro. Ich habe
Glück: direkt hinter mir wird der Zugang zur Kirche wegen Bauarbeiten geschlossen.
Hoch in den Bergen, im Weiler Saint-Calixte von Cazaux-Fréchet bei Tarbes, steht am Ort des Martyriums und Grabes von
Callistus von Huesca und
Mercurialis von Tarbes die dort
errichtete Kirche, von der sich dieser Blick ins
Tal und auf die schneebedeckten Berge - zuglich die Grenze zu Spanien - ergibt.
Über den fast 1500 Meter hohen Pass d'Aspin - auch
immer wieder von der Tour de France zu bewältigen - geht es dann nach Westen. Auf dem Pass: der Blick zum 2876 Meter hohen
Pic du Midi de Bigorre.
Der Weg ins nächste Ziel - nach Sers - würde eigentlich über den durch die Tour de France berühmten
Pass Tourmalet - über die Berge links vom
Pic du Midi - führen, aber der ist noch gesperrt,
ich muss den langen Umweg über die Täler nehmen. Am Beginn der Auffahrt zum gesperrten Pass: das Denkmal für den
Tour-de-France-Teilnehmer, bei dessen Fahrrad 1913 die Gabel brach als er in Führung lag, der dann zu Fuß 10 km den Pass hinab
ging, bei einem Schmied sein Rad reparierte und dann mit vier Stunden Abstand als letzter ins Ziel kam. Aber er kam an!
Den Tourmalet bin ich vor elf Jahren schon gefahren. In Sers bei Tarbes wollte ich zur hoch am Berg gelegenen
Kapelle mit dem Grab von
Justinus von Bigorre, verzichte
aber angesichts der vorgerückten Zeit auf den dazu nötigen langen Fußmarsch. Daselbe gilt dann auch für die
Kapelle an der Stelle der Einsiedelei von
Sabinus Levitanus in Saint-Savan bei Tarbes.
Unten im Tal im Ort komme ich in die Kirche des
ehemaligen Klosters mit dem Grab von Sabinus
Levitanus und sehe dort diese bemerkenswerte Orgel von 1557. In Aucun bei Tarbes besuche ich dann noch die - wiederum
geschlossene, Felix von Gerona geweihte
Kirche und in Bartrès bei Lourdes die
Quelle nahe des heute unzugänglichen und
unbezeichneten Bauernhofes, in dem
Maria Bernhardine Soubirous
zeitweise lebte. Ich bin also wieder am Ausgangspunkt Lourdes angekommen und fahre zum Schlafen an die nahe
Raststätte Pyrénées für eine ruhige Nacht.
Am Freitag geht es nun ins nördliche Vorland der Pyrenäen - endlich ohne die Kurverei und immer wieder schmalste Straßen -
in das kleine Dorf Saint-Sever-de-Rustan bei Tarbes, wo
Severus dieses große ehemalige
Kloster geweiht ist. Direkt gegenüber hat die
Gaststätte eine Postfiliale - die brauche ich. Aber nach zwanzig Minuten gibt die sehr nette und bemühte Wirtin auf: sie
schafft es nicht, den Drucker für die Briefmarke zu aktivieren, ich ziehe unerledigt von dannen. Auch in Frankreich: Neuland
eben.
Nächstes Ziel ist Sainte-Dode bei Gers, wo Doda verehrt
wird und ihr die Kirche geweiht ist. Wenige Meter
weiter gibt es in dem kleinen Dorf diese protestantische Kirche - einige Anhänger der Reformation haben in Südfrankreich die
Rekatholisierung und die Säkularisierung in der Revolution überlebt.
Nahe des mittelalterlichen Ortes Bassoues bei Auch steht diese große
Kirche, in der
Frise verehrt wird. Auch sie ist wieder einmal
verschlossen.
In Jegun bei Auch wurde Bertram-Anton de Caupenne, ein Gefährte von
Andreas Abel Alricy, geboren.
Aber auch diese Kirche ist zu. Offen ist dann zwar
die Kirche in Bivès bei Gers, aber ohne Hinweis
auf Antonius Karl Octavian du Bouzet, den Gefährten von
Petrus Jakob
Maria Vitalis und Gefährten.
In Saint-Clar bei Gers ist die Kirche aus dem
19. Jahrhundert Clarus von Lectoure geweiht;
unweit stehrt diese alte Kirche aus dem 11./12. Jahrhundert, sie ist
Katharina von Alexandria geweiht.
In dieser Kathedrale in Lectoure bei Gers wird
Clarus von Lectoure verehrt. Auch
Maurinus von Agen starb hier. Gegenüber
entdecke ich, dass die Post noch geöffnet ist. Am Schalter wird ein redefreudiger Mann bedient, am Stehtisch davor wartet eine
dunkelhäutige Frau. Nachdem der Mann endlich fertig ist, muss ich der Frau ein Zeichen geben, dass sie nun dran ist, das
überrascht sie - Farbige sind offenbar gewohnt, hintan zu stehen, der Alltagsrassismus lebt.
Der Turm der Kirche in Sainte-Mère bei Gers ist
zugleich das
Stadttor
des kleinen mittelalterlichen Ortes. Der Überlieferung zufolge starb
Mera hier als Märtyrerin.
Sehenswert: der Tympanon an der - leider verschlossenen -
Kathedrale in Condom bei Gers. Im angeschlossenen
Kloster gab es eine Marienerscheinung.
In Eauze bei Gers waren Aspasius von Melun,
Lupercus von Eauze,
Paternus von Eauze und
Taurinus von Eauze - den ich hier neu entdecke
- Bischöfe und werden in dieser Kathedrale verehrt.
In Aire-sur-Adour bei Landes in der Gascogne sehe ich zum Abschluss des Tages noch diese - wieder einmal geschlossene -
Kathedrale.
Philibert von Jumièges wurde als Sohn
des Präfekten hier geboren, Quiteria ist Patronin,
Severus starb hier als Märtyrer. Im ehemaligen
Priesterseminar wurde
Michael Garicoits ausgebildet.
Nahe der Stadt ist die Raststätte de l'Adour,
die mir eine ruhige Nacht bietet.
Der Samstag beginnt in Morlaàs bei Pau, wo der Mann von
Gisela von Bigorre das Kloster stiftete,
dessen Kirche mit einem herrlichen Portal erhalten
ist.
In der Bezirkshauptstadt Pau sehe ich diese
Kirche Saint-Louis-de-Gonzague, wo
Jakob Berthieu in den
Jesuitenorden eintrat. Ins dortige
Karmeliterkloster trat
Mirjam von Abellin ein. Und im
Schloss war
Antonius Maria Claret y Clará als
Gesandter tätig, Gisela von Bigorre heiratete
den Grafen.
In Lescar bei Pau steht diese alte Kathedrale;
Galactorius von Lescar war hier Bischof,
Legontius von Trier starb hier örtlicher
Überlieferung zufolge. Eine große Frau- und Mannschaft Ehrenamtlicher ist hier fleißig am Putzen - morgen ist
Palmsonntag; die Palmzweige, die morgen offenabr
verteilt werden, liegen auch schon bereit. Aber - wie es sich in der Fastenzeit eigentlich gehört - sind alle Bilder und
Statuen verhüllt - dumm für mich. Renoviert wird auch diese Kirche, wie auffallend viele, die ich bislang besucht habe; hat
der Notre-Dame-Schock von Paris beim Staat neues
Interssse und frisches Geld für alte Kirchen geweckt?
Auch in Oloron-Sainte-Marie bei Pau steht eine alte
Kathedrale, an der
Gratus von Oloron der erste Bischof war. An
ihr: diese Reliefs über dem Portal, um 1120 gefertigt.
Dann geht es ins kleine Dorf Lichos bei Pau mit dieser
Kirche, wo
Gratus von Oloron geboren wurde.
Eine wichtige Station auf dem Jakobsweg bei den Pilgermärschen zu
Jakobus nach
Santiago de Compostela war Saint-Jean-Pied-de-Port
bei Bayonne mit dieser Kirche aus dem Jahr 1212,
gebaut nach der Rückeroberung des Ortes von den Mauren. Die koreanische Reisegruppe ist auch schon da
.
Hier trafen sich die aus Mitteleuropa kommenden Pilgerewege und begann der Aufstieg zur Überquerung der Pyrenäen. Direkt hinter
der Kirche konnte man den Fluss Nive von Béhérobie überqueren …
… und wahrscheinlich schon früher brachten die Pilger Umsatz.
Dann geht es noch nach Anglet bei Bayonne - und dazu durch dichten Verkehr, denn in
Bayonne ist offenbar ein von vielen Leuten
besuchtes Stadtfest - nach Anglet bei Bayonne, wo
Ludwig Eduard Céstac seinen Orden und sein
Kloster mit dieser Kirche gründete.
Zum Arbeiten habe ich mir den kleinen Campingplatz
an einem Bauernhof in Rivière-Saas-et-Gourby ausgesucht: inmitten der Natur, nur zwei andere Camper, Hühner die frei über die
Wiese laufen - eines wird am Sonntag geschlachtet, gerupft, ausgenommen und gebraten -, alles klein, einfach, sauber und
herrlich ruhig. Weil Mitarbeiter am Ökumenischen Heiligenlexikon derzeit offenbar besonders fleißig sind, habe ich mit ihren
Beiträgen viel zu tun - deshalb stört nun auch das trübe Regenwetter nicht so sehr.
Am Mittwoch war schönes Wetter angesagt, ich nutzte den Tag zu Zielen in der Gegend; das erste war Dax und dort das
Krankenhaus Saint-Eutrope, in dem
Margaretha Rutan Oberin war, und dann diese
Kathedrale;
Vinzenz von Xaintes war der erste Bischof
der Stadt.
In der Kathedrale besonders sehenswert: dieses
Apostelportal
aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Am ehemaligen
Priesterseminar studierte
Michael Garicoits.
Gerontius von Hagetmau wirkte ín der
Gegend um Dax als Glaubensbote, Johannes
von Aquitanien wurde hier geboren.
Ich sehe noch das ehemalige Karmeliterkloster,
das als Gefängnis missbraucht wurde und in dem
Margaretha Rutan vor ihrer Hinrichtung
eingesperrt war, und komme dann in den kleinen, abseits gelegenen Ort Mimbaste bei Dax, wo es eine
Marienerscheinung gab, zu der es aber
in dieser Kirche keine Hinweise gibt.
Im Radio: ein Sender in baskischer Sprache - genauer: sie heißt Euskera - eine Sprache, die mit anderen europäischen
nichts gemein hat und deshalb völlig unverständlich ist. Aber es wird in diesem Sender viel Musik gespielt, von Hard-Rock über
Schlager bis hin zu irisch anmutendem Folk, alles in diesem Idion gesungen. Die Sprache hört sich hart an - die Musik ist gut.
Nervig sind dagegen zu allermeist im ganzen Land die französischen Sender, da wird fast nur geredet - und das so schnell, dass
ich mit meinen sprärlichen Französisch-Kenntnissen kaum etwas verstehe. Getröstet hat mich der Kabarettist Max Uthoff, er
sagte vor zehn Jahren: Die Franzosen haben gar keine Sprache. Das ist mehr so ein lautmalerisches Vokalnuscheln -
gesprochene Fahrstuhlmusik.
Zudem ist die Sprache der Erfinder der Guilloutine durchaus martialistisch: In meinem
Campingplatz heißt auf der Toilette die
Aufforderung, die Klobürste zu benützen, auf Englisch - wie ja auch im Deutschen: Benutze mich, ich beiße nicht
, auf
Französische aber: … ich morde nicht
.
Nächstes Ziel ist Orthez bei Pau, wo an der Stelle des heutigen
Krankenhauses das Kloster der
Franziskaner stand, in dem
Bertrand von Lazanoba lebte.
Dann geht es auf der Autobahn noch einmal nach Spanien, um billiger einzukaufen; gleich hinter der Grenze liegt dort
Irun. Bei der Rückfahrt hält mich der
französische Zoll an - und diesmal richtig: Ich muss auf den Zollhof fahren, sie fragen und suchen - und dann kommt auch
noch der Spürhund zum Einsatz - ein noch junger, etwas chaotischer, wohl noch in der Ausbildung; dass er bei mir um
Streicheleinheiten nachsucht, ist wohl auch nicht Ausbildungsziel. Auch der findet natürlich nichts Unerlaubtes. Aber die
beiden Männer vom Zoll sind ebenso unfreundlich, wie es jene an der französischen Grenze vor 50 Jahren schon waren. Nach
Ende meiner Jugendjahre bin ich in Europa eigentlich nie mehr kontrolliert worden; seit meine Kiste eigentlich ein
Transporter ist, aber nun ständig und an fast jeder Grenze.
Letzte Station für heute ist die erhaltene Krypta
unter diesem nachgebauten Chor der Kirche in Hagetmau bei Landes;
Gerontius von Hagetmau wurde hier
bestattet.
Zur Arbeit geht es dann wieder zurück auf den
Campingplatz nach Rivière-Saas-et-Gourby.
Tracks (noch nicht verfügbar)
Pyrénées
de l'Adour
Rivière-Saas-et-Gourby
Rivière-Saas-et-Gourby
geschrieben vom 13. bis 15. und am 17. April 2025