Welt bereisen Das Reiseblog des Ökumenischen Heiligenlexikons

Typisch Schweiz

   J. Schäfer          

Sonntag, 21. Juni

Über Steckborn am Bodensee, wo Eberhard von Salem an der Gründung des Klosters beteiligt war, komme ich nach Bischofszell im Kanton Thurgau, dessen Altstadt mich mit schönen, typisch Schweizer Häusern begrüßt.


Hier wird heute ein großes Stadtfest gefeiert, u. a. mit der Darstellung alter Handwerke. Dass ein Straßenfest Eintritt kostet - schlappe 10 Schweizer Franken = 10 € - habe ich so auch noch nicht erlebt.

Die Pelagiuskirche, früher Kollegiatskirche des Chorherrenstiftes von Konstanz, aus dem 14./15. Jahrhundert, ist Pelagius geweiht. Nach der Einführung der Reformation war Johannes Zwick hier bis zu seinem baldigen Tod reformierter Pfarrer.

Idyllisch: der Hafen in Arbon.

Nahe am See stehen auf dem Gelände des ehemaligen Römerkastells in Arbon die Kirche St. Martin und an seinem Todesort die Gallus geweihte Kapelle.

Gegenüber dem Anwesen des Klosters in St. Gallen, seit dem 9. Jahrhundert ein Zentrum der Gelehrsamkeit, gibt es den Laden für Toto, Lotto und Pelze.
Das von Gallus - dem Patron der Stadt - gegründete und später von Otmar von St. Gallen geleitete Kloster war Ausbildungsstätte und Wirkungsort vieler Heiliger, darunter Ulrich von Augsburg und Notker der Stammler. Die Rettung der berühmten Klosterbibliothek beim Ungarneinfall 926 wird Wiborada zugeschrieben.

In Vaduz ist die Kathedrale Florinus vom Vinschgau geweiht; schon vorher gab es daneben eine ihm geweihte Kapelle.

So ein Zwergstaat ist überschaubar: das ist das Regierungsgebäude …


… und das das Gebäude des Parlaments. Dass man vom Geld der Steuerhinterzieher, das dann in deren Heimatländern fehlt, gut leben kann, zeigt der Zustand der Bauten.

Montag, 22. Juni

Das Kloster in Pfäfers bei Chur, angeblich von Pirmin gegründet, liegt hoch über dem Rheintal.

Die Kirche in Schiers wurde, nachdem hier die Reformation eingeführt worden war, von katholischen österreichischen Truppen, die zum Kampf gegen die Reformation ins Land eingedrungen waren angezündet; schlussendlich mussten sich die Österreicher damals zurückziehen, im Zuge der Kämpfe starb auch Fidelis von Sigmaringen. Der Erfolg der Reformierten währte aber nicht lange: 1622 kamen die Österreicher wieder, die Gegenreformation setzte sich durch.

Für das ehemalige Kloster in Churwalden erwarb der Gründer Reliquien von Florinus vom Vinschgau.

In Davos bekam Eva von Tiele-Winckler entscheidende Impulse für ihr Wirken von Hudson Taylor. Der mächtige Turm der reformierten Kirche St. Johann neben dem Rathhaus wurde schon 1436 errichtet.

Auf dem Flüelapass ist es fast noch Winter.

Im Radio höre ich sie, hier lese ich sie: die vierte Schweizer Sprache Rhätoromanisch, ein alter lateinischer Dialekt; manchmal hört man scheinbar Elemente aus Italienisch und Schwyzerdütsch.
Hier an der Kirche in Sins / Sent steht Psalm 84, 4 - 5; das lautet in der Übersetzung der Züricher Bibel:
Auch der Sperling hat ein Haus gefunden und die Schwalbe ein Nest, wohin sie ihre Jungen gelegt hat - deine Altäre, HERR der Heerscharen, mein König und mein Gott.
Wohl denen, die in deinem Hause wohnen, sie werden dich immerdar loben.

Vorgängerin der heutigen Kirche in Sins / Sent war die Kirche St. Peter , heute ist deren Schiff eine Ruine.

Ein bemerkenswerter Tabernakel ziert die Kirche in Ramosch / Remüs, dem Wirkungs- und Todesort von Florinus vom Vinschgau.

Der weitere Weg macht einen Schlenker durch Österreich über den Reschenpass. Den aus dem Wasser ragenden Kirchturm - gebaut im 14. Jahrhundert - der im Stausee versunkenen Kirche habe ich schon oft gesehen - und doch beeindruckt er jedesmal.
Eindrücklich auf seine Weise ist auch das Informationszentrum: da ist zu lesen von der Annexion Südtirols an Italien 1919.

Aus karolingischer Zeit stammt die Klosterkirche - heute UNESCO-Weltkulturerbe - in Müstair, wo Theodosius Florentini geboren wurde.

das Kloster in Müstair

Dienstag, 23. Juni

Der schiefe Turm, nicht von Pisa, sondern von St. Moritz, blieb von der im 19. Jahrhundert abgebrochenen, Mauritius geweihten Kirche aus der Zeit um 1500.

die neue katholische Mauritiuskirche

Der Malojapass führt steil hinauf auf die Hochebene der Engadiner Seenplatte mit dem Hauptort St. Moritz.

Im Tal liegt in herrlicher Bergwelt Casaccia, wo Gaudenz vom Bergell wirkte und starb.

Wieder zurück auf der Hochebene beeindruckt der Silser See

… und dann der 2248 m hohe Julierpass.

Die Wallfahrtskirche Ziteil hoch in den Bergen bei Salouf in Graubünden war 1580 Ort einer Marienerscheinung. Ich quäle meine Kiste über Schotterpfade den Berg hinauf, bis es nicht mehr weitergeht. Von Norden kommen dunkle Wolken über die Berge, es windet stark und beginnt zu regnen; deshalb erspare ich mir den restlichen Fußmarsch …

… und freue mich am rhätoromanischen Wallfahrtslied.

Beim Bergdorf Falera liegt die Burg Wildenberg, aus der die Stifterin des Klosters Rot an der Rot stammt; in der Dorfkirche gibt es in der Kirche dieses Bild der Schutzmantelmadonna.

Das Kloster Disentis wurde um 750 von Ursicin von Disentis gegründet nahe der Gräber von Placidus und Sigisbert von Disentis. Adalbero von Disentis und Adalgott von Disentis wirkten hier.
Im Klostermuseum stehen diese um 1200 gefertigte Madonna

… und dieser spätgotische Rochus.

Und auch das gibt's im Museum: den Nicke-Neger.

Über dem Grab von Placidus unweit des Klosters wurde eine Kapelle gebaut, die 1458 und 1978 jeweils durch Lawinen zerstört und dann neu errichtet wurde.

Der Oberalppass, 2044 m hoch, wird auch von der Eisenbahn bezwungen.

Der Leuchtturm markiert eine der Quellen des Rheins, die noch immer vorhandenen Schneeberge zeigen, dass es hier genug Wasser gibt.

Der Gotthard-Pass hat seinen Namen von Godehard von Hildesheim - oder von Gothard Pallastrelli, dem Wohltäter des Rochus von Montpellier. Der Pass, im 2. Weltkrieg von den Schweizern mit massiven Befestigungen ausgebaut - heute als Museum zu bewundern -, empfängt mich im Nebel - und mit Wind und klirrender Kälte.

In der Godehard geweihten Kapelle auf dem Pass ist er mit Antonius von Padua dargestellt.

Die wehrhafte Vergangenheit ist heute Ausstellungsobjekt.

Mittwoch, 24. Juni

Mein Versuch, die Passhöhe San Lucio, wo Uguzo von Cavargna starb, zu erreichen, war gescheitert. Und die Kathedrale in Lugano ist innen Baustelle. Scheint mein Glückstag zu werden …

Entschädigt werde ich vom großartigen Blick auf das Marienheiligtum Madonna del Sasso bei Locarno, wo sie 1480 dem Franziskaner Batholomäus Patti von Ivrea erschien.

Nach steilen Treppen erreicht man die an der Stelle der Erscheinung gebaute Kirche.

das Gnadenbild

Merkwürdig gedrungen wirkt das Innere der niedrigen Kirche.

… und auch hier ist Jakobsweg.

Am Nachmittag setzt sich meine Glückssträhne fort: die Kiste bleibt plötzlich stehen - in einem Tunnel der Gotthard-Autobahn. Immerhin fährt sie dann doch noch ins Freie. Der ADAC schickt nach 1½ Stunden die Pannenhilfe, die schleppt mich zur nächsten Ausfahrt. In mehreren Anläufen erreiche ich dann die 6 km entfernte Werkstatt in Airolo. Diagnose: Kühl-Thermostat defekt, morgen kommt das Ersatzteil. Das ist keine große Sache, nur den mit meiner Tante für morgen vereinbarten Termin muss ich verschieben.

Donnerstag, 25. Juni, bis Samstag, 27. Juni

Am nächsten Tag ist der Thermostat da und schnell eingebaut - aber die Kiste kühlt dennoch nicht. Schließlich die Diagnose: der Kühler ist defekt - Rost - und muss ersetzt werden, dazu wird der gesamte Unterkiefer der Kiste abgebaut - teilweise hatte sie ihn ja schon einmal verloren. Den einzigen passenden Kühler gibt es nahe Lausanne - glücklicherweise, sonst hätte er aus England besorgt werden müssen, das dauerte 5 Arbeitstage.
Am nächsten Tag fahre ich also mit einem Mitwagen nach Lausanne in die FORD-Werkstatt. Gut acht Stunden bin ich ununterbrochen unterwegs für rund 500 km, obwohl die Hälfte der Strecke Autobahn ist und ich nicht immer die Geschwindigkeitsbegrenzungen einhalte: die Schweizer lieben es gemütlich. Den neuen Kühler baut das Team noch abends ein - die Probefahrt ist nach 200 m zuende: die Kühlung funktioniert noch immer nicht. Bis in die anbrechende Nacht schrauben sie weiter: Wasser- und Servolenkungs-Pumpe sind auch defekt. Die wird man am nächsten Morgen - trotz Samstag - bekommen und einbauen.

So habe ich also auch eine dritte Nacht in der Werkstatt verbracht - direkt an der Straße und der Bahnlinie - auf der Gotthard-Bahn fahren alle paar Minuten Züge, v. a. Güterzüge mit höllischem Lärm! Auch die Autobahn ist im Hintergrund hörbar, dazu Schweizer Düsenjets, weil in der Nähe am Samstag ein Flugtag ist und sie offenbar Probe fliegen. Idyllisch also!
Am Samstag sind auch die Pumpen schnell verbaut und die Probefahrt zeigt: die Kiste kühlt. Alles ok! Fast: auf der Rückfahrt - der Mechaniker am Steuer - überholt dieser nette Schweizer auf der Gegenfahrbahn Radfahrer und zerstört dabei meinen (und seinen) Spiegel. Ohne linken Spiegel (v. a. auf der Autobahn ganz schlecht!) kann ich aber nun am Mittag endlich weiterfahren.

Den 2478 m hohen Nufenenpass überquere ich nun zum dritten Mal, diesmal aber nehme ich mir Zeit zum Halt auf der Passhöhe.

Jenseits des Passes liegt das Wallis - die typischen Häuser und Speicher aus Holz begeistern!

In Ernen im Wallis gibt es einen besonderen Brauch um Reliquien von Valentin von Terni.

Besonders eindrücklich ist der Nothelferaltar aus dem 15. Jahrhundert …

… und immer wieder schön: die Häuser, hier neben der Kirche.

Sonntag, 28. Juni, bis Samstag, 4. Juli

Nachdem ich endlich wieder mobil war, habe ich mich auf dem schon vor vier Wochen besuchten Campingplatz in Lugrin am Genfer See eingerichtet, den Speigel am Auto richten lassen, viel Zeit mit meiner Tante in Aigle verbracht und natürlich gearbeitet - bei glühender Hitze. Aber es gibt hier ja einen erfrischenden Swimming-Pool.

Die Tracks:
gibts wieder nicht: Gerät und Operator haben ihre Tage

geschrieben am 30. Juni, 2. und 3. Juli 2015


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