Dienstag, 2. Mai bis Donnerstag, 4. Mai
Nach zwei Tagen Planen geht es am Donnerstag in die Stadt. Vom Campingplatz fährt ein Bus in die Nähe des Vatikan - 30 Minuten für 3 km im Verkehrsgewühle. Der erste Eindruck ist die riesige Schlange Wartender vor den Vatikanischen Museen, der zweite die außen von italienischem Militär und innen von der Schweizer Garde gut bewachte Zufahrt zum Vatikan.
Auch wenn ich nur vorbeigehe: beim Petersdom muss man auf den Auslöser drücken. Auch hier: eine hunderte Meter lange Warteschlange.
An den Kolonaden auf dem Petersplatz: kein Zweifel, wer die - dreifache (!) Macht hat und die Schlüssel (zwei, zur Sicherheit?)
zum Himmel. Und auch, wer es hat bauen lassen ist natürlich dokumentiert.
Auf der Toilette in den Kolonaden spürt man das ganz andere Programm des gegenwärtigen Papstes Franziskus: jetzt am Morgen
sind es unzählige Obdachlose, die hier mit Seife versorgt werden und ihre Morgentoilette erledigen können.
Mein erstes Ziel heute ist aber die Kirche SS. Michele e Magno nahe dem Petersplatz, wo - fälschlich - Magnus von Trani verehrt wird; ich habe Glück, ein Priester lässt mich rein, obwohl ich außerhalb der - spärlichen - offiziellen Öffnungszeiten komme.
Neben dem Generalat des
Jesuitenordens steht die Kirche
S. Spirito in Sassia, die zeiweise den Volto
Santo
mit dem Antlitz Jesus Christi
beherbergte, vgl. Die heilige Veronika
- heilig oder legendär?.
Im Hospital Santo Spirito in Sassia - noch heute ein großes Krankenhaus - wirkten Aloisius von Gonzaga und Rochus von Montpellier.
Unweit: Ich war krank, und ihr habt mich besucht.
(Matthäusevangelium 25, 36.
Vorbei am Mutterhaus der Dorotheenschwestern
,
die Paula Frassinetti gründete, geht es steil
hoch zur Kirche S. Onofrio, die dem Mönchsvater
Onuphrios „dem Großen” geweiht ist; die Kirche wurde
ab 1439 durch den von Petrus Gambacorta
gegründeten und 1933 aufgelösten Hieronymitenorden an der Stelle einer 1419 gegründeten Einsiedelei gebaut; seit 1945 wird das
Kloster vom Orden der Grabesritter bewohnt.
Im Kloster lebte in den letzten Lebensjahren der geisteskranke italienische Dichter Torquato Tasso, in der Kirche ist sein Grab zu bewundern. Johann Wolfgang von Goethe lernte dessen Geschichte während seines Romaufenthalts kennen und verfasste dann sein nach dem Dichter benanntes Schauspiel über Macht, Geist und Wahnsinn.
Direkt vor den Mauern des Vatikanstaates ist die Päpstliche Universität Urbania, an der Anton Durcovici studierte.
Zur Altstadt geht es nun über eine Tiberbrücke, im Hintergrund die
Engelsburg
, Festung und Zufluchsort der
Päpste bis 1870, seitdem in Staatsbesitz, bis 1901 Gefängnis, heute Museum.
Der Obdachlose genießt noch den sicher gestern mit Betteln hart verdienten Schlaf.
In der Kirche S. Giovanni dei Fiorentini war Philipp Neri Pfarrer; auch Reliquien von Protus gibt es dort - ich habe sie nicht gefunden.
In dem im 15. Jahrhundert errichteten Palazzo del
Governo Vecchio
amtierten die - vom Papst eingesetzten - Gouverneure der Stadt.
In der Kirche Santa Maria della Pace suche ich das Grab von Josemaría Escrivá de Balaguer, zudem müsste hier Zentrale des Opus Dei sein. Ich finde nichts, auch nicht in der Umgebung. Ich frage den Kellner im nahen Lokal, er weiß nichts. Geheimniskrämerei gehört zu den Ordensprinzipien, das habe ich auch schon in Madrid und Barbastro erlebt - aber mindestens das Grab müsste doch zu finden sein?
Ist es auch: in der gleichnamigen Kirche im Norden der Stadt.
Diese Santa Maria della Pace stiftete Papst
Sixtus IV., nach einer Marienerscheinung,
die einen drohenden Krieg verhinderte.
Maria findet sich hier allerorten.
In der Kirche S. Apollinare, die Apollinaris von Ravenna geweiht ist und die Reliquien von Eustratius und Auxentius und Eugen und Mardarius und Orest birgt, ist gerade Messe - mitten in der Woche und mitten am Tag. Aber was ich suche, ist nicht zu finden.
Im Palazzo Altemps war das von Emmanuel Domingo y Sol gegründete Spanische Kolleg zur Aus- und Fortbildung von Priestern eröffnet worden.
Heute ist das Haus Museum für Frühgeschichte, u.a. mit ägyptischen Exponaten …
… dieser Isis-Statue aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. aus der Nähe von Rieti …
… Keramik aus Apulien …
… woher auch dieser seine Bestimmung zeigende Teller stammt …
… oder diesem Sarg aus dem 2./3. Jahrhundert v. Chr., der Szenen des Kamüpfes der Römer gegen die Barbaren zeigt. Diese kulturlosen Barbaren - also auch meinen Vorfahren - hatten ja keine Chance gegen die Römer …
… deshalb taten sie es am besten wie dieser, ein Fürst der Galater, der verzweifelt erst seine Frau und dann sich selbst tötet, nachdem er 240 v. Chr. besiegt worden war.
Ich bin hier wegen dieser 1617 neu eingerichteten Hauskirche, die, nachdem Papst Clemens VIII. die Gebeine seines Vorgängers Anicetus dem Kardinal Mark Sittich von Hohenems für seinen Palast geschenkt hatte, Anicetus geweiht wurde. Auch Reliquien von Zosimus und Wardo liegen hier.
Herakles; den hatten wir schon einmal: seinen Tempel in Agrigento.
Orest und Elektra, die Geschwister, die ihre Mutter töteten, um ihren ermordeten Vater zu rächen - nicht weniger grausam also als die Galater.
noch ein Herakles …
… und Dionysos und Satyr, römische Kopie von um 170 v. Chr. eines griechischen Originals aus dem 4. Jahrhundert v. Chr.
Und auch die gab's schon in Agrigento: Demeter.
Goethe schrieb in Rom: Wie will man sich aber, klein wie man ist und ans Kleine gewohnt, diesem Edlen, Ungeheuren,
Gebildeten gleichstellen? … Anders nicht, als daß man es geduldig wirken und wachsen läßt und fleißig auf das merkt,
was andere zu unsern Gunsten geschaffen haben.
.
Und dann begenet mir das Opus Dei heute doch noch: die Pontificia Università della Santa Croce im Gebäude neben S. Apollinare ist eine Universität des Ordens; Erzbischof Georg Gänswein, der Privatsekretär von Papst Benedikt, ist hier Gastprofessur, der Kölner Erzbischof und Kardinal Rainer Maria Woelki promovierte hier.
Man ist hier gut bewacht: an vielen Stellen - hier am Eingang zur Piazza Navona - steht Militär mit martialischen MPs.
Der Platz, früher ein von Kaiser Domitian erbautes Stadion, ist natürlich ein Muss für alle Touristen, hier am Neptunbrunnen von 1574.
Der Brunnen der vier Flüsse
, 1651 von Bernini geschaffen im Auftrag von Papst Innozenz X., symbolisiert die größten
Flüsse der damals bekannten Erdteile: Nil, Ganges, Donau und Rio de la Plata und damit den Herrschaftsanspruch des Papstes
über die ganze Welt; er wird gekrönt von einem Obelisk, der 81 n. Chr. unter Kaiser Domitian entstanden war.
Nach einer - erholsamen - Zwangspause, in der ich auf die Öffnung der Kirche S. Agnese in Agone - gebaut am Ort des Martyriums von Agnes von Rom - warten muss, kann ich ihre barocke Pracht auch innen bewundern.
In der Kirche S. Agostino ist der der Sarg von
Monika, zudem mache ich reiche Beute
mit vielen
Bildern anderer Heiligen des Augustinerordens …
… und dem Apsisfresko der Verklärung von Monika.
Die monumentalen Kirche Santa Maria in Vallicella,
auch Chiesa Nuova
genannt, ließ Philipp
Neri erbauen; Cäsar Baronius ist hier
bestattet. Links davon stand Philipps Oratorium, das
Gebäude wurde 1637 bis 1650 als Oratorium neu errichtet, heute beherbergt es staatliche Kultureinrichtungen.
In der kleinen Kirche S. Girolamo della Carità war Philipp Neri zuerst Pfarrer, dort gründete er sein erstes Oratorium. Auch hier habe ich Glück, die seltene Öffnungszeit zu erwischen.
Einer der prächtigsten Paläste in Rom: der Palazzo Farnese, erbaut im Aufrag von Kardinal Farnese - dem späteren Papst Paul III. - v. a. von Michelangelo, heute französische Botschaft. An dieser Piazza liegt das Haus, in dem Birgitta von Schweden lebte und später dann die Neubegründerin des Birgittenordens, Maria Elisabeth Hesselblad.
In der Kirche S. Andrea della Valle, wo der Theatinerorden sein Generalat hat, wurde Josef Maria Tomasi zum Priester geweiht.
In dieser Kapelle der Kirche S. Andrea della Valle
wurde 1898 in dieser Kapelle der erste Akt von Giacomo Puccinis Oper Tosca
uraufgeführt.
An der Kirche S. Pantaleo ist das Generalat des Piaristenordens, dessen Gründer Josef von Calasanz hat in der Kirche sein Grab.
Die Kirche S. Lorenzo in Damaso ließ Damasus I. in seinem Haus einrichten und weihte sie Laurentius; sie ist eine der ältesten Kirchen Roms.
Natürlich auch ein Zentrum des Tourismus: die
Engelsburg
und davor die Engelsbrücke
mit den zehn Marmorengeln von Bernini, 17. Jahrhundert.
Profan, aber riesig und prächtig: der Justizpalast.
Freitag, 5. Mai und Samstag, 6. Mai
Nach einem Tag Arbeit geht es am Samstag in den Stadtteil Trastevere - jenseits des Tibers
. Für die Anfahrt habe ich
mir den Zug ausgewählt - beim ausgedünnten Samstagsfahrplan heißt das langes Warten; aber der Zug ist dann pünktlich und sauber,
alle Fahrten in die Region kosten nur 1 € - da kann die Deutsche Bahn etwas lernen. In Trastevere ist dann der Anmarsch doch
weit und geht vorbei am Viertel für Autoteile-Handel
- das werde ich demnächst noch einmal besuchen (müssen).
Erstes Ziel ist das ehemalige Hospiz di S. Michele,
errichtet 1693 von Papst Innozenz XII. um der immer größer werdenden Zahl der Armen zu helfen und sie zu kontrollieren
,
wie es auf der Infotafel heißt; hier war dann der spätere Papst
Pius IX. Vorstand, heute beherbergen die Gebäude das
Kulturministerium.
Eine der Kirchen, die ich nicht besuchen will: Santa Maria dell'Orto.
Diese aber steuere ich an: S. Francesco a Ripa; die Kirche ist bekannt für die von Bernini geschaffene Marmorstatue für Ludovica degli Albertoni; der - als unverwest geltende - Leichnam von Karl Melchiori von Sezze ruht hier, auch Antoninus Fantosati und Innozenz von Chiusa lebten hier im Kloster.
In den Ausgrabungen unter der Kirche S. Cecilia in Trastevere, die - möglicherweise - das Eltern- und Wohnhaus von Caecilia freigelegt haben, wurde auch diese kleine Minerva-Statue gefunden. Verehrt werden hier natürlich auch Valerianus und Tiburtius von Rom, zudem die Reliquien der Päpste Urban I. und Lucius I. Eudokia lebte hier im Kloster als Büßerin, auch die Reliquien von Margherita Colonna werden im Kloster bewahrt.
Um 1900 entstanden in der Krypta die Mosaiken.
Schon um 820 entstand das Apsismosaik in der Kirche.
An der Kirche S. Crisogono, im Kern schon früh
erbaut, angeblich über dem Wohnhaus von Chrysogonus,
habe ich Pech: es ist 11.59 Uhr, vor meiner Nase wird die Tür geschlossen. Hier war
Gregor III. Priester und hier liegt der - unverweste
- Leichnam von Anna Maria Taigi.
Schön aber: der alte Fiat, Werbung für ein Weinlokal. Trastevere ist beliebt bei den Touristen, weil es mitten in der
Stadt dörflichen Charakter hat.
Hier ist auch die bekannte Basisgemeinde Sant'Egidio
zuhause, die bekannt ist für ihr caritatives Engagement und ihren
Einsatz in Friedensprojekten.
Vorbei an der Rufina und Secunda geweihten Kirche S. Rufina e Seconda und der Kirche San Callisto - an der Stelle des angeblichen Martyriums von Bischof Callistus I. - erreiche ich die Kirche S. Maria in Trastevere, gebaut angeblich von Callistus I., jedenfalls aber von Julius I..
Das Innere der Kirche ist nicht nur höchst sehenswert, es bietet mir auch Schutz vor dem Regen, der inzwischen eingesetzt hat.
An der Stelle der Kirche S. Pietro in Montorio - auf dem Berg, wie der Name sagt, wurde Petrus mancher Überlieferung zufolge gekreuzigt. Ciriaco María Sancha y Hervás war hier Priester. Dort ist - auch verregnet - heute Hochzeit, ich kann einen Blick ins Innere erhaschen …
… und auf die Hochzeitskutsche, einen alten Bentley.
Unweit steht das 1941 unter Mussolini errichtete Denkmal für die 1849 bis 1870 im Kampf um ein italienisches - nicht: päpstliches - Rom Gefallenen …
… und ein Stück weiter im Kontrast dazu die
Fontana Paolo
, 1612 im Auftrag von Papst
Paul V. gebaut - ein Triumphbogen der Gegenreformation.
Von hier oben geht der Blick aufs Stadtzentrum mit dem alles überragenden
Monumento a Vittorio Emanuele II
, gebaut 1885
bis 1911 als Denkmal für die Einigung Italiens, benannt nach dem ersten König des vereinigten Landes.
Vorbei an der Kirche S. Maria della Scala …
… komme ich zur Kirche S. Dorotea; hier gründete Kajetan von Thiene den Theatinerorden und Josef von Calasanz die Vereinigung, aus der der Piaristenorden hervorging.
Mitten in Rom wirkt Trastevere tatsächlich wie ein Dorf.
Von jenseits des Tibers, in der Altstadt, an der Kirche S. Salvatore in Onda, neben der Vinzenz Pallotti starb und wo er bestattet ist, geht der Blick zurück nach Trastevere.
Wenige Meter weiter steht die Kirche Sma. Trinità dei Pellegrini, wo Philipp Neri sein Pilgerhospiz gründete und Maria Christina von Savoyen Demut übte.
Letzte Station heute ist S. Paolo alla Regola, die Kirche am Ort der Gefangenschaft von Paulus.
Für die Heimfahrt aus dem Stadtzentrum brauche ich deutlich über zwei Stunden: auf den Bus warten ½ Stunde, U-Bahn, nochmals
Bus mit über ½ Stunde Wartezeit - das ganze für eine Strecke von unter 5 km, zu Fuß wäre deutlich schneller; kein Wunder, dass
die Stadt im Autoverkehr erstickt. Immerhin: beim ersten Warten gibt es Einblicke in die
Area Sacra
, 1926 bis 1930 ausgegraben,
mit Resten von vier Tempeln, wovon der im Bild oben später eine Kirche war, deren beide Apsiden erhalten sind.
Tracks
Rom
geschrieben am 5. und 8. bis 10. 2017