Im Januar soll es wieder losgehen: Tunesien ist diesmal mein Ziel.
Dort war mit Karthago ein wichtiges Zentrum des frühen Christentums, aber auch an anderen Orten lebten und wirkten Christen.
Die Einreise nach Algerien wäre möglich, aber man kann dort nur in vorgebuchten Hotels wohnen und sich oft nur in Polizeibegleitung durch's Land bewegen, das will ich mir nicht antun.
Nach Tunesien geht's deshalb - voraussichtlich im Februar - zurück nach Sizilien und dann durch Süditalien, hoffentlich schaffe ich auch Rom noch, bevor ich im Juli zurückkehren muss.
Nachdem der Wetterbericht nach längerer Zeit für Donnerstag den ersten schnee- und eisfreien Tag vorhergesagt hatte, habe ich mir diesen
für die Fahrt zu meiner Tante nach Aigle in der Schweiz ausgesucht.
Tatsächlich wurde es eine entspannte Tour, sogar ohne Stau.
Für den nächsten Tag war dann schon wieder Schnee angesagt; er kam am übernächste und, wie man sieht: in großer Menge. Für die
Weiterfahrt entscheid ich mich deshalb gegen die direkte Route über den Tunnel durch den
Großen St. Bernhard - dessen Einfahrt liegt auch schon auf
über 1900 Metern - und für den Umweg über Genf und den
Mont-Blanc-Tunnel - alles Autobahn und nur rund 1300 Meter hoch. Gleich hinter Aigle begann wieder heftiger Schneefall, auch die
ordentlicher Schweizer bekamen ihre Autobahn nicht geräumt, bis hinter
Lausanne ging's im Schneckentempo. Die Vorstellung, in zwei Tagen
das Ziel auf Sizilien zu erreichen, war endgültig dahin.
Immerhin: nach dem Tunnel, in Italien: kein Schnee, sogar Sonne. Am Abend bei
Modena sagte ich meiner Tante am Telefon, das Thema Winter
sei für mich definitiv vorüber. Ein Irrtum!
Ich fühle mich pudelwohl hier auf dem Camping
Luminoso, es ist alles einfach perfekt, oft auch der Sonnenuntergang.
Die Fahrt zum Einkaufen nutze ich, um Madonna delle Milizie, die
Madonna des Volksheeres zu besuchen; dies geht
zurück auf das in einer Legende des 17./18 Jahrhunderts erzählte Erscheinen der Maria hoch zu Ross beim Kampf gegen die
Muslimen 1091 an der Stelle des heutigen
Santuario Maria delle
Milizie oberhalb der Küste - ähnlich wie
Jakobus in der Schlacht bei
Clavijo -; so
ermutigt eroberte Normannenfürst Roger I. die Insel.
Ein kleiner Ausflug führt mich ins Landesinnere ins Städtchen Giarratana, in dem
Antonius von Giarratana geboren wurde.
In der Mutterkirche finde ich ein modernes Bild
von ihm.
Nach zwei Tagen Arbeit auf dem Campingplatz bei
Agrigento geht es ins Landesinnere, erste Station ist
Sutera; der Ort ist an den Felsen geklebt, auf
dessen Höhe die Wallfahrtskirche mit ehemaligem Kloster
steht, wo Paulinus und Gefährten verehrt
werden.
In Ribera bei Agrigent gab es 1950 eine
Marienerscheinungen. Die
Hauptkirche des Ortes ist völlig schmucklos,
diese - für mich namenlose - nicht viel besser, Hinweise auf die Erscheinung von 1950 gibt es nicht.
Auch am Dienstag ist noch immer Sturm; er hat gestern abend begonnen, bläst heute den ganzen Tag heftig und wird is zur
Abfahrt morgen anhalten. Er bringt trotz gelegentlichem Sonnenschein Kälte mit sich und man wünscht, es möge jemand den
Ausschaltknopf betätigen; aber da ist keiner.
Ein Nachtrag zu Monreale: der Erzbischof
Michele Pennisi hat jetzt Mafia-Mitgliedern das Amt des Tauf- oder Firmpaten untersagt. Pennisi erhielt bereits 2008
Polizeischutz, nachdem er sich als Bischof von Piazza Armerina geweigert hatte, einen Trauergottesdienst für einen Mafia-Boss
in der dortigen Kathedrale zu feiern.
Hausarbeiten an der Kiste und Restarbeiten in Palermo standen heute auf dem Programm: zuerst die Kirche des Noviziats der
Jesuiten,
San Stanislao al Noviziato mit dem Grab von
Simon Bucceri. Hier gibt es diese
Reliquie der Erscheinung
Marias vor dem Juden Alphonse Ratisbonne im Jahr 1842,
der daraufhin zur katholischen Kirche konvertierte. Unfasslich!
In der Kirche wird gerade die Trauerfeier für ein gestorbenes Kind gehalten; am Sonntag sah ich auf dem Friedhof an
Santa Maria di Gesù ein Familiengrab, in dem drei
kleine Kinder bestattet waren; wie dankbar darf ich sein, vier gesunde Kinder zu haben!
An der Stelle des Martyriums von Oliva
von Palermo wurde eine Kirche errichtet - die heutigen Kirche
San Francesco di Paola.
Wenn man sein Auto kennt, ist das Fahren in Palermo kein Problem - aber es dauert, alles ist voller Stau auch außerhalb
der Rush-hour, zu Fuß ginge es schneller.
Wir haben hier keine bleibende Stadt, erinnert der Hebräerbrief (13, 14). Aber in Italien baut man auch für die
Toten Städte wie hier auf dem Friedhof von Enna am ehemaligen
Kapuzinerkloster;
Ägidius von Enna wurde hier geboren. Auf der
Zufahrtsstraße ist noch größeres Verkehrschaos als üblich: am Sonntagvormittag besucht man die Verstorbenen.
Am Sonntag hieß es früh aufstehen, um das Schiff nach
Lipari auf der gleichnamigen Eolischen Insel zu
erreichen - dazu kam noch die geklaute Stunde wegen der blöden Zeitumstellung. Bei der Ausfahrt aus dem Hafen von
Milazzo geht der Blick auf den Dom und die Zitadelle
dahinter.
Am Morgen bin ich in Taormina; hier wollte ich dereinst Pfarrer werden - es gab damals eine evangelische Pfarrstelle für
Sizilien! -, was aber nicht geklappt hat
- wie sich dann alsbald herausstellte, war das großes Glück. Taormina gilt als exklusiver Urlaubsort - tatsächlich ist es ein
Ort für Bergsteiger. Außer im Zentrum heißt Taormina: Bergsteigen. Eigentlich habe ich einen recht idealen Parkplatz nahe am
Zentrum gefunden; mein Navi lotst mich dann zu Fuß aus unerfindlichen Gründen statt ins Zentrum zuerst hoch zum
Santuario Madonna della Rocca - das wollte ich
eigentlich mit dem Auto machen. Von oben lohnt der Blick hinab aufs Meer und zum wie meist nun wieder wolkenumschlungenen
Ätna alle Mühe.
Um das Kloster der
Kapuziner in Lentini, in dem
Julian von Lentini lebte, wurde wie bei den
meisten dieses Ordens hier der Friedhof angelegt; und wieder bestaune ich fassungslos die Grabpaläste …
Nun hieß es: 6 Uhr aufstehen, um rechtzeitig nach
Pozallo zu kommen - für 48 km, davon die Hälfte
Autobahn, muss man hier durchaus mit einer Stunde Fahrzeit rechnen - und das Schiff zu buchen, für das man sich um 8 Uhr
bereitstellen muss.
Ich hatte zunächst damit gerechnet, dass die Zustände in Malta besser seien als hier - englischer Kolonialismus hinterlässt
ja Spuren! - dann aber gelesen, dass vor dem EU-Betritt (der 2004 erfolgte) nur 1% der Straßen auf der Insel als dem
EU-Standard entsprechend eingestuft wurden. Also sogar schlimmer als Sizilien?
Das Schiff war eine erste Überraschung: alles sauber, ordentlich, gepflegt - eine andere Welt!
Angekommen, wollte ich zum Parkplatz vor Valetta
fahren - 1,5 km, mein Navi weist mich. Nur ist das nicht so einfach: wie soll man rechts abbiegen, wenn man links fährt
und einem rechts Autos entgegenkommen (!). Also geradeaus, den anderen hinterher - an einem Kreisverkehr ist es einfacher -
aber da muss man die von rechts (von rechts!) im Kreisverkehr Kommenden beachten. Und dann Spurwechsel: die überholen hier alle
rechts - und das ist sogar legal! Schließlich sehe ich einen freien Parkplatz - erst mal rein, tief durchatmen und erholen!
Und dann stelle ich fest: er ist nur 1,3 km vom Zentrum entfernt, also kann ich von hier problemlos zu Fuß gehen. Das erste
Fotomotiv nach dem Linksfahr-Schock: die Telefonzelle im englischen Stil …
Nach einer ruhigen Nacht schaue ich von St Paul's Bay
aus auf die St Paul's Islands. Der Überlieferung
zufolge schwamm Paulus von der Insel hierher auf die
Hauptinsel.