Kategorie: Griechenland 2019
Frühling im gebeutelten Griechenland
Montag, 4. Februar, bis Dienstag, 12. Februar
Wie immer begann die Reise mit dem Besuch bei meiner Tante in Aigle in der Schweiz; die Hinfahrt bei gutem Wetter durch viel Schnee - hier am Lac de la Gruyère - war sehr entspannt.
Stürmische Zeiten
Mittwoch 13. Februar, bis Sonntag, 24. Februar
Eine Herausforderung war das Wetter am vorvergangenen Mittwoch und Donnerstag: dunkle Wolken, teils heftiger Regen - er
hat mit immerhin die Salzschicht von meiner Kiste gewaschen, die ich mir auf den deutschen und schweizerischen Autobahnen
eingefangen hatte, eine Waschgelegeneheit habe ich seither nicht gefunden - und dazu ein Orkan mit laut Wetterbericht
125 km/h Windgeschwindigkeit - da wackelt die Kiste, die Bäume biegen sich und das Meer rauscht.
Paleochora ist nicht nur die wärmste Gegend
Kretas - wobei es dann am Abend auch nur
noch 8° hatte und meine Standheizung viel Arbeit bekam -, sondern die Südwestecke der Insel ist auch die sturmreichste.
Dass Paulus hier in der Gegend bei seiner Fahrt
nach Rom hier
ganz in der Nähe wegen eines Sturms
strandete, wird leichjt nachvollziehbar.
Der Campingplatzbesitzer - genauer: der englische Lebensgefährte der griechischen Besitzerin - erzählt, soviel Regen
wie in letzter Zeit habe es hier noch nie gegeben - schon seit Oktober immer wieder, das sei ganz außergewöhnlich,
seitdem waren 600 l/m², fast das Doppelte der normalen Jahresmenge. Und allein am Donnerstag gab es laut Wetterbericht
zusätzlich 80 l/m², ⅔ der normalen Monatsmenge für Februar.
Das deutschsprachige Radio Kreta
meldete am Freitag auf seiner Webseite: Eisige Winde, sintflutartiger
Regen, Hagel und Schnee. Viele Straßen sind überflutet. Wind aus Nord mit 10 Beaufort. Kein Schiff wird kommen.
Erdrutsche überall. Temperaturen an den Küsten um 6°. In den Bergen Minus und viel Schnee. Die meisten Schulen bleiben
heute und morgen geschlossen. 30% aller Straßen in der Gemeinde
Platanias sind zerstört.
Der Sturm hielt - etwas schwächer - noch an bis vorvergangenen Samstag; ab Sonntag kam dann wieder die Sonne und die
Temperaturen stiegen etwas, starke kühlende Windböen gab es aber weiterhin. Ich bin froh an meiner Standheizung!
Weltuntergang und Frühlingserwachen
Montag 25. Februar, bis Montag, 11. März
Es kann so idyllisch sein hier auf dem Campingplatz
bei Paleochora. Und ebenso schrecklich: vorvergangenen Montag kam das Chaos: am Nachmittag heftigster Regen, Strom- und
Telefon- (also auch: Internet-)ausfall - auch mobil, weil die Stationen ja Strom brauchen; in der Nacht Gewitter, das ich
körperlich spürte, so elektrisch war die Luft. Schlaflos das Prasseln des Regens und das Wackeln der Kiste im Regen erduldet.
Bin ich deshalb 2500 km von zuhause entfernt? Dienstag gegen Abend war dann die Sintflut zuende; die Straße nach
Chaniá wegen Erdrutschen gesperrt, aber immerhin
Strom und Telefon repariert.
radio-kreta.de meldete dann:
Mehr als 100 Millionen Euro Schaden in Westkreta. 7 große Brücken sind zerstört. Das Militär hat bereits Notbrücken
geschickt. Lidl in Platania ist zweimal in
einer Woche überschwemmt worden. Das gesamte Strassennetz ist zu 50% zerstört oder stark beschädigt. In den Bergen oberhalb
Paleochora 496 L/m². Über 100 Strommasten sind durch die Stürme umgeknickt. Insgesamt sind 5 Tote zu beklagen, die in den
reißenden Flüssen ihr Leben ließen. Durch unkoordinierte Besiedelung / Bebauung sind in den letzten 50 Jahren von 240
Flußläufen nur noch 38 übriggeblieben. Nun hat sich das Wasser seinen Weg gebahnt.
Und die
Griechenland
Zeitung: Griechische Medien sprechen von einer
biblischen Katastrophe
; eine ähnliche habe es seit 50 Jahren
auf Kreta nicht mehr gegeben.
Der Klimawandel und die hiesigen Umweltsünden forden ihren Tribut, das Unwetter auf
Kreta ist offensichtlich die Kehrseite des gleichzeitig schönen Wetters
zuhause: Der Deutsche Wetterdienst (DWD) mit seinen rund 2000 Messstationen im ganzen Land bezeichnet den ausgehenden Winter
als
erheblich zu mild
. Mit 2,6 Grad Celsius über dem Mittel der Jahre 1961 bis 1990 gehörte er in Deutschland zu den
wärmsten je registrierten.
Ständig auf und ab
Dienstag, 12. März bis Samstag, 16. März
Nachdem Regen, Kühle und Katastrophen sich lange genug ausgetobt hatten, kam ab Mittwoch die Wende.
Langsamkeit lernen!
Mittwoch, 19. März bis Sonntag, 24. März
Nach vier Tagen Arbeit auf dem ruhigen Campingplatz
Elisabeth geht es heute in die Umgebung. Das erste Ziel ist ganz in der Nähe, gut 5 km, das wird schnell gehen.
Die Anfahrt führt am Ende über eine Offroad-Piste mit tiefen Furchen, einer Bachdurchfahrt und ordentlichen Steigungen,
aber meine Kiste schlägt sich prächtig - bis zu der Stelle, wo an einer Wasserleitung eine 20 cm hohe Stufe
im Weg
ist, das schafft keiner. Also zu Fuß weiter, nur noch gut 1 km. Nach 800 m ist der Weg mt einem Weidezaun versperrt und der
ist so gut befestigt, dass man ihn ohne Werkzeug nicht öffnen kann. Also zurück - und die Kiste schafft auch den Rückweg, ich
hatte schon Schlimmeres befürchtet!
Nun muss ich es also aus der anderen Richtung probieren, vom Dorf Chromonastri aus, das ich mir nun erst einaml anschaue
- und mich in den engen Gassen verlaufe, dann an der Hauptstraße aber auf das
Militärmuseum stoße, das die griechische Armee
(!) hier eingerichtet hat. Na ja.
Irrwege
Dienstag, 26. März bis Donnerstag, 28. März
Zum Abschied gab es nach zwei Tagen Arbeit - auch den Einbau meiner Kiste, der sich auf den Bergstraßen wieder verschoben hatte, musste ich richten - am Strand des Campingplatzes Elisabeth noch ein herrliches Abendrot mit Blick auf Réthymno.
Rund um die Messara-Ebene
Dienstag, 2. April bis Mittwoch, 3. April
Nachdem ich am Dienstag eine Auszeit einlegen musste mit Halsweh und Ohrenschmerzen - das habe ich sonst nie - und etwas Fieber, offenbar dem Sturm und der Kälte als Tribut gezollt, nahm ich mir für Mittwoch eine leichte Aufgabe vor: auf der Hauptstraße nach Gortyna fahren, der frührenen Hauptstadt Kretas. Dort stehen Reste der Titus-Basilika, benannt nach Titus, dem ersten Bischof, 824 von den Sarazenen zerstört. Sie ist das besterhaltene Bauwerk der ab 1884 von italienischen Archäologen ausgegrabenen Stadt, aber nicht die von Titus gegründete Kirche - und wegen Bauarbeiten auch nicht zugänglich.
Vom guten Hafen
in die Hauptstadt
Freitag, 12. April, bis Samstag, 13. April
Eigentlich steht heute eine einfach Aufgabe an: unweit der Hauptstraße liegt Agios Mironas, wo Myron von Kreta geboren wurde, zeitweise lebte und starb und ihm die Kirche geweiht ist. Aber die Zufahrtstraße ist wegen Erdrutsch gesperrt, also Ausweichroute suchen, auf der engen Straße mich durchquälen - was einfach schien, wird langwierig.
Kein Schiff wird kommen
Mittwoch, 17. April, bis Donnerstag, 18. April
Meine letzten Ziele auf Kreta liegen im Osten der Insel. Das erste ist die Ruine der großen Basilika in Chersonissos, der bei Gerasimos IV. von Kreta und Gefährten erwähnte Joachim war Bischof der Stadt. Im Reiseführer - Eberhard Fohrer: Kreta, 21. Aufl. Michel Müller Verlag, Erlangen 2018, der absolut beste nicht nur für Kreta, sondern aller Reiseführer, die ich kenne - wird noch erzählt, dass die Ruinen frei zugänglich sind, aber die Touristen ständig Bruchstücke, v. a. der Mosaiken, stehlen. Jetzt ist das Gelände ganz abgesperrt, ich muss mich mit der kleinen Kirche Agia Paraskevi direkt unterhalb begnügen.
Sonne und Feiertage
Dienstag, 23. April
Heute geht die Fahrt in den Osten der Halbinsel Argolis, deren Südseite kaum erschlossen ist; wieder quäle ich mich schleichend über schmale Bergstraßen zum kleinen Bauerndorf Thermisia, das bessere Zeiten hinter sich hat und aus dem wohl Peter von Temissis stammte.
Auf Kythira und im Süden des Peloponnes
Mittwoch, 1. Mai
Nach frühem Aufstehen - um 8 Uhr musste ich in der Agentur sein für das Fährticket nach
Kythira - folgte die gut einstündige Überfahrt
auf die Insel mit einer fast leeren Fähre. Mit Einchecken sind das fast zwei Stunden Langeweile; mein Büchervorrat geht
zur Neige - ich lese gerade ein mäßig spannende Romanbiografie des kubanischen Autors Leonardo Padura über das Schicksal
von Leo Trotzki mit dem Titel Der Mann, der Hunde liebte
- das war Trotzkis Auftragskiller.
Mein erstes Ziel auf Kythira war das Kloster
bei Pitsinades, das aus der Einsiedelei von
Theodor von Kythira wuchs. Auch hier
zeigt sich wieder: Klöster machen hier den Eindruck von Bauernhöfen - oder Wehrburgen.
Burgenland
Montag, 6. Mai
Koroni ist wirklich ein hübsches Küstenstädtchen, beherrscht durch die große ehemalige Festung, die in byzantinischer Zeit
errichtet, dann beim 4. Kreuzzug erobert und nach der
1206 erfolgten Machtübernahme durch die Venezianer
ausgebaut wurde; es folgten 1500 die Türken, 1532 die
Genuesen, dann wieder die Osmanen, im 17.
Jahrhundert die Spanier, Ende des 18. die Russen, Anfang des 19. die Franzosen.
Dennoch: die Menschen haben ihre Liebenswürdigkeit und der Ort seinen Charme bewahrt! Merkwürdig, dass ich auf dem
Campingplatz erlebe, dass die meisten Leute
nur eine Nacht bleiben.
Landleben Ade!
Donnerstag, 9. Mai
Spät eingeschlafen, dennoch früh raus: um 8 Uhr öffnet das
Ausgrabungsgelände von Olympia, ich will dann
gleich dort sein. Aber schon um diese Zeit kommen Busse im Minutentakt, die Touristensaison hat begonnen, und wie immer
gehören die Asiaten zu den eifrigsten.
Auch hier waren wir schon vor rund 30 Jahren, aber es lohnt auch ein zweites Mal.
Inselhopping
Dienstag, 14. Mai bis Donnerstag, 16. Mai
Nach zwei Tagen Arbeit, noch auf dem Campingplatz in Kato Alissos, geht es am Donnerstag nach Kyllini, von dort dampft die Fähre zur Insel Zakynthos. Gleich beim Ankommen in der gleichnamigen Inselhauptstadt fällt die dirkekt am Hafen stehende Dionysioskirche - geweiht dem hier geborenen Dionysios von Zakynthos - ins Auge, an der es auch ein großes Kloster gibt.
Schon das Kloster schindet Eindruck.