Montag, 1. Juni, bis Dienstag, 2. Juni
5 Uhr aufstehen, 6 Uhr Straßenbahn, 7 Uhr der - fast leere - ICE nach Frankfurt-Flughafen. Dort ist der
Schalter von tunis-air
nicht besetzt. Aber noch sind es ja drei Stunden bis zum Abflug. Auf der Abflugtafel ist der
Flug nicht vereichnet. Der Info-Mann sucht in seinem Handy - findet keinen Flug nach Tunis, aber ich soll am Info-Point
fragen. Tunis - schon lange nicht mehr; kein Flug, definitiv.
Also zurück nach Stuttgart. Dazu brauche ich eine Fahrkarte, aber keiner der drei DB-Automaten nimmt Geld oder Kreditkarte.
(Das ist wohl so, damit die am großen Flughafendrehkreuz Ankommenden gleich erfahren, dass sie in einem Land mit maroder
Infrastruktur gelandet sind.) Glücklicherweise gibt es auch ein geöffnetes Reisebüro. Im Zug lese ich die Erklärung für
den ausgefallenen Flug - der ebensowenig stattfand wie der für gestern geplante Rettungsflug
, mit dem Tunesier
heimgeholt werden sollten: offenbar ist tunis-air
praktisch pleite, wie der Zeitungsartikel in Tunisie numerique
nahelegt; dass die Fluggesellschaft Probleme hat, ist seit längerem bekannt. Zuhause angekommen, lese ich den Artikel vom
Nachmittag, der Hitergründe erläutert und aus dessen Kommentaren sich die Erklärung ergibt:
Verkehrsminister
scheint die Haut des nationalen Luftfahrtunternehmens zu wollen
; offenbar verweigert der Verkehrsminister tunisair
Staatshilfen, weil er das Unternehmen seinen Freunden aus Katar günstig übergeben will.
Am Abend schickt mir Matthias zum Trost
ein aktuelles Foto meiner Kiste. Ja, sie wartet auf mich …
Und dann kommt noch eine Mail von tunisair, eigentlich gerichtet an die, die am Sonntag am Rettungsflug teilnehmen
wollten, den es ja auch nicht gab. Zeitnahe Information! Der Rettungsflug findet nun am 6. Juni statt.
Darf ich daran teilnehmen? Den Dienstagvormittag verbringe ich in den Wartescheifen der Telefone des tunesischen
Konsulats in München und der türkischen Botschaft in Berlin, um die Mittagszeit bekomme ich endlich eine Auskunft: das
entscheidet tunisair
. Auch dort: Warteschleifen.
Zeitgleich dann die überrschende Nachricht vom damals Mitgestrandeten Ralf Hofer: Tunsien öffnet am 27. Juni die Grenzen
zu Lande, im Wasser und in der Luft und dann gibt es auch keine Quarantäne mehr. Und am 30. Juni gibt es einen regulären
Flug mit Eurowings
nach Tunis.
Am 6. Juni - vielleicht - der Rettungsflug, dann eine Woche Quarantäne in irgendeinem Hotel + eine Woche Quarantäne
auf dem Camping in Nabeul, dann kann ich am 27.
Juni mit der Fähre losfahren. Oder ich fliege ohne all die Umstande Eurowings
und verliere nur eine Woche - also: gebucht!
Ob ich das Geld von tunis-air
zurückbekomme? Letztlich egal. Und nun noch einmal vier Wochen Stuttgart! Na ja.
geschrieben am 4. Juni 2020