1996 war das Ziel wieder einmal Masuren.
Auf der Anfahrt in Stargrad: das Stadttor. Trotz der Kriege ist die intakte Stadtmauer aus dem Mittelalter intakt.
die spätgotische Johanniskirche
Straßenszene
Bauernarbeit bei Grudziadz
Die Hauptstraße in Olsztyn / Allenstein mit Blick aufs Zentrum; heruasragend der Rathausturm (links) und der Turm der Jakobus-Kirche (rechts). Olstyn ist Hauptstadt der Woiwodschaft Ermland-Masuren
Mikołajki / Nikolaiken ist das Tourismuszentrum der Region. Auf der Uferpromenade wurde ein Tauziehen veranstaltet.
Als der Herr noch auf Erden wandelte, kam er am späten Nachmittag, als er schon etwas müde war, ins Masurische
und erschuf, bevor er einschlief, mit sanfter Hand und ohne viel nachzudenken, die masurische Wildnis. Seitdem ist
Masuren ein Land ohne Eile, das ... seinen Menschen die Langeweile lehrt. Brachen neue Zeiten an, erreichten sie Masuren
mit gehöriger Verspätung, so um die Vesperzeit, nachdem sie sich unterwegs ausgetobt hatten. Das elektrische Licht wurde
ein Menschenalter später erfunden, das Telefon blieb lange stumm, die Ozeandampfer erreichten die masurischen Seen nicht,
und von den ersten Automobilen wird berichtet, dass sie ihren Dienst verweigerten, als sie der masurischen Wildnis
ansichtig wurden. Als der liebe Gott aus seinem Nachmittagsschlaf wieder erwachte, fühlte er sich erfrischt. Die gute
Luft hatte ihm wohlgetan. Um diese Wohltat zu entgelten, griff er in seine Tasche und streute Perlen aus: sehr viele
und sehr große, aber auch klitzekleine. Die gute Luft gibt es bis heute: die Luftverschmutzung ist hier 25-mal geringer
als im polnischen Landesdurchschnitt. Aus den Perlen sind indessen Masurens Seen geworden.
Arno Surminski: Die Reise nach Nikolaien und andere Erzählungen, Hamburg 1991
Frisch renoviert: das Rathaus. Die Entwicklung nach der Wende von 1989 ist überall zu sehen.
Straßenszene in Giżycko / Lötzen.
Die Evangelische Kirche in Giżycko, gegründet in der Reformationszeit, 1826 / 27 nach einem Stadtbrand nach Plänen von K.F. Schinkel neu erbaut. Die Stadt Giżycko ist heute nach dem evangelischen Pfarrer Gustav Gisevius benannt, der hier bis 1848 wirkte und die polnische Sprache in Masuren förderte. Heute gint es wieder evangelische Gottesdienste auch in deutscher Sprache für die vielen Touristen.
Meine Kinder vor dem Denmal für Graf Stauffenberg in der Wolfsschanze.
Im November 1940 wurde mit dem Bau der Wolfsschanze als Führerhauptquartier begonnen - ein Hinweis darauf, dass
Hitler die Eroberung Englands aufgegeben hatte und sich nun dem Osten zuwenden wollte. Am 24. Juli 1941, zwei Tage nach
Beginn des Russlandfeldzuges, traf Hitler hier ein - anfangs, mit der Illusion eines Blitzkrieges, waren wohl nur wenige
Monate geplant. Insgesamt blieb er dann fast 1000 Tage, bis zum Anrücken der russischen Truppen Ende November 1944 - nur
mit kurzen Unterbrechungen in Berlin oder auf dem Obersalzberg bei Berchtsgaden.
der Gästebunker
Die Mauern von Hitlers Bunker
Görings Bunker an der Bahnlinie
Die Anlage umfasste 250 Hektar mitten im Wald, rund um den Führer-Bunker. Am 27. Januar 1942 verhängte der Führer
hier sein zynisches Urteil: Wenn das deutsche Volk nicht bereit ist, für seine Selbsterhaltung sich einzusetzen,
gut: dann soll es verschwinden!
Zwei Tage nach Hitlers endgültigem Weggang befahl Feldmarschall Keitel, die Sprengung
aller Bunker vorzubereiten, die am 23. Januar 1945, drei Tage vor Einmarsch der russischen Armee, durchgeführt wurde.
Die Russen rächten sich an den Einwohnern des nahen Rastenburg besonders grausam und brutal, sie brannten die Altstadt
komplett nieder. Nach dem Krieg mussten 54.000 Minen in jahrelanger Arbeit geräumt werden.
Urlauberleben in Rydzewo am Löwentinsee / Jezioro Niegocin
Holzkirche in Jeleniewo
Davor das Werbeplakat für Radio Maryja
, gegründet 1991 von dem polnischen
Redemptoristen-Pater Tadeusz Rydzyk. Mehrfach
wurde dem nationalkonservativen Sender antsemitische Propaganda vorgeworfen, auch der
Vatikan bat deshalb die polnischen Bischöfe um ihr
Eingreifen.
das weite Land, hier nördlich von Suwałki
Bauernhof am Hancza-See. Die Landwirtschaft in Masuren ist noch immer kleinbäuerlich geprägt. Mehrfach forderte in der
kommunistischen Zeit die Sowjetunion Polen auf, endlich die Kollektivierung vorzunehmen, was die Polen aber immer
verschleppten. So gab es zwar in den 50-er Jahren entsprechende Gesetze, aber sie wurden nie wirklich ausgeführt. Deshalb
gab es große LPGs v.a. im Westen - in Pommern und Oberschlesien -, wo es schon vorher den Großgrundbesitz der Junker
gab. In Masuren konnten die kleinen Bauern ihre Höfe oft erhalten.
die sanften Hügel
Noch immer gibt es viele Alleen mit Kopfsteinpflaster.
Dominikanerkirche in Sejny
Abendstimmung am Jezioro Białe nördlich von Augostów
Holzkirche in Sucha Rzeczka, kurz vor der Grenze nach Weißrussland
Häuser in Sucha Rzeczka
Die Synagoge in Sejny. Ihre Größe weist auf eine stattliche jüdische Gemeinde bis zum Völkermord unter Hitler. Der
polnische König Kazimierz III., der Große
, fasste 1346 den Beschluss, die in ganz Europa verfolgten Juden - man
warf ihnen vor, an der Pest schuldig zu sein - in sein Land aufzunehmen und ihnen Schutz zu gewähren. Fast 600 Jahre
lang lebte in Polen die größte jüdische Gemeinde der Welt.
Kirche - die Messe wird in litauischer Sprache gehalten - in Puńsk.
Freilichtmuseum litauischer Bauernhof
hinter Wizajny auf der Fahrt zur russischen Grenze, uim nach Litauen zu kommen: Störche auf einem Bauernhof. Masuren ist das Land der Störche! Im Reiseführer war zu lesen, man könne für die russische Exklave Kaliningrad ein Visum an der Grenze bekommen - das war falsch, man musste das Visum in Suwałki beantragen. Am Freitag nachmittag war aber schon geschlossen. Dann haben wir das Wochenende über gewartet. Am Montagmorgen war das Konsulat zwei Stunden geöffnet, wir waren der zenhte in der Warteschlange; nach zwei Stunden waren fünf Wartende bedient, dann war Schluss. So haben wir den Versuch, nach Litauen zu fahren, abgebrochen.
Abend am See bei Krasnopol
der Ełckie-See mit der Stadt Ełk /Lyck und ihrem Waserturm
Hochschloss
Lidzbark Warmiński / Heilsberg, 1240 vom
Deutschen Orden gegründet.
Woran erkennt man, dass auch ein Pole schon als Astronaut im Weltraum war? - Daran, dass dem großen Wagen die Räder
fehlen.
Und: Wer hat den Triathlon erfunden? Natürlich ein Pole: zu Fuß zum Baden, mit dem Fahrrad zurück
.
Polenwitze, die uns von Polen erzählt wurden. Die Wahrheit ist: pro 100.000 Einwohner gab es 1993 in Deutschland mehr als
3 Mal so viele Straftaten wie in Polen, das 2,6-fache an Diebstählen, das 28,4-fache an Betrugsfällen, mehr als das
Doppelte an Körperverletzungen.
Turm mit Storchennest in Dobre Miasto / Guttstadt
Kollegiatskirche in Dobre Miasto / Guttstadt
Kollegiatskirche in Dobre Miasto
Storchennest in einem Dorf bei Dobre Miasto
Bauernhof-Idylle. Für großen Reichtum haben Klima und Boden in Masuren aber nie ausgereicht: in einem durchschnittlichen Jahr halten 179 Frosttage den 186 frostfreien fast die Waage, für die Feldarbeit stehen nur 140 Tage zur Verfügung, die Böden sind eher karg: Weizen wächst erst, seit es Kunstdünger gibt, der Ertrag bei Roggen oder Kartoffeln betrug noch zur Zeit des 3. Reiches gerade die Hälfte des Durchschnittsertrages in Pommern oder im Gesamtreich.
Einer der vielen kleinen Seen. In Masuren gibt es 2700 Seen mit einer Größe von über einem Hektar.
Pferdekutsche.
Der Rollberg
bei Buczyniec / Buchwalde, der Höhenunterschiede des Oberländischen Kanals überwindet. Insgesamt
gibt es an dem 130 km langen Kanal fünf solche Rollberge, auf denen die Schiffe zur Bewältigung des Höhenunterschieds
von 99 Metern auf Schienenwagen über Land transportiert werden. Dieser hier hat 21,5 m Höhenunterschied auf 550m Länge,
wurde erbaut bis 1860. Der Antrieb der Seiltrommel erfolgt über ein Untersetzungsgetriebe durch ein unterschlächtiges
Wasserrad.
Denkmal für den Erbauer: Inschrift: Dem Erbauer des Oberländischen Canals und der geneigten Ebenen, dem königl.
Baurath Steenke, zum fünfzigjährigen Dienstjubiläum, dem 15. Juli 1872, in dauernder Anerkennung. Die dankbaren
Landwirthe
Das Gutshaus in Drulity, ehemals Rittergut Draulitten. Es kam 1945 unter polnische Verwaltung und wurde Staatsgut, 1990 wurde es wieder privatisiert.
Die ab 1933 gebaute Reichsautobahn 3
von Elbing nach Königsberg vor Frombork / Frauenburg - so kann man den
Verkehr ertragen!
Frombork am frischen Haff mit dem Dom aus dem 14. Jahrhundert.
Kopernikus-Turm. Der Dom war die Wirkungsstätte von Nikolaus Kopernikus. Er wurde 1473 in Torun / Thorn geboren, wurde
Priester, arbeitete als vielseitig gelehrter Arzt, Rechtsanwalt, Architekt und Soldat. Als Domherr in Frombork baute er
sein Observatorium in diesem Turm. Aus seinen Beobachtungen entstand sein Werk De revolutionibus orbium coelestium
,
das die Sonne statt der Erde im Mittelpunkt des Sternenssystems sah, das Heliozentrische Weltbild
. 1543, im Todesjahr
des Gelehrten wurde das Werk in Nürnberg veröffentlicht, später vom Papst verboten.
Kopernikus-Denkmal
Straßenszene in Elbląg / Elbing
Solidarność-Denkmal in Elbląg: Den Opfern des Dezember 1970 als Huldigung für der Arbeiter Stolz, Würde und
Willensstärke / Solidarność Bezirk Elbląg
Die Kirche St. Nikolai, errichtet im 13. bis 15. Jahrhundert, 1577 evangelisch, umgebaut im 18. Jahrhundert, heute katholischer Dom
Hauptgeschaftsstraße
auch hier wird seit der Wende viel gebaut
alte Windmühle in Suchacz
Gutshof in Kadyny, heute Hotel
Ferienhaus des deutschen Kaisers in Kadyny. Ab 1415 war die Familie Baysen im Besitz des Ortes. Um 1720 begann man mit dem Bau eines Gutshauses. 1898 übernahm Kaiser Wilhelm II. den Landsitz und ließ ihn zu seiner Sommerresidenz ausbauen. Während des Zweiten Weltkrieges lebte hier Prinz Louis Ferdinand von Preußen.
Pferdestall
Die 1000-jahrige Eiche – die Baysen-Eiche
, tatsächlich wohl 700 Jahre alt, einer der ältesten Bäume Polens, hat
einen Umfang von 10,15 Metern und eine Höhe von etwa 25 Metern.
Allee
Kirche Stegna
Abend am Ostseestrand auf dem Campingplatz in Krynica Morska
Tourismus in Krynica Morska
Eingang zum KZ Stutthof / Stutowo. Es wurde 1939 zunächst als Zivilgefangenenlager errichtet, 1941 als Sonderlager
Stutthof
von der Danziger Gestapo genutzt, 1942 zum Konzentrationslager ausgebaut. Im Frühjahr 1944 wurde eine
Gaskammer gebaut. Ende 1944 nahmen die Häftlingszahlen sprunghaft zu, Transporte mit ungarischen Jüdinnen und Evakuierten
kamen aus Lagern, die vom Vormarsch der Sowjetunion bedroht waren, auch aus Auschwitz. Ende 1944 waren mindestens 70%
der Häftlinge Juden. Im Januar 1945 wurde das Lager evakuiert. Etwa 110.000 Menschen waren insgesamt in diesem KZ
inhaftiert, ungefähr 65.000 kamen darin um.
Hans Frank, der Generalgouverneur, schrieb in seinem Diensttagebuch: Der Führer hat mir gesagt: Was wir jetzt
als Führungsschicht in Polen festgestellt haben, ist zu liquidieren, was wieder nachwächst ... wieder wegzuschaffen.
Wir liquidieren die Dinge (sic!) im Lande.
Wachturm
Denkmal
Gaskammer und Krematorium. Hans Frank schrieb in seinem Diensttagebuch: Es muss unser Ziel sein, dass wir dieses
Land völlig dem deutschen Volkstum erobern.“ Ich habe „wie der Führer das letzte Mal beim Essen sagte, ... die Absicht,
aus dem Generalgouvernement den arischsten Gau des deutschen Reiches zu machen. Wo heute 12 Millionen Polen wohnen,
sollen einmal vier bis fünf Millionen Deutsche wohnen. Das Generalgouvernement muss ein so deutsches Land werden wie
das Rheinland.
Der Völkermord war nicht nur für die Juden, sondern ebenso für alle Polen geplant.
Die Marienburg / Malbork, die bedeutendste Burganlage der Deutschordensritter, von 1309 bis 1457 das Haupthaus des Ordensstaates und noch heute der größte Backsteinbau Europas
Bernstein-Kruzifix in der Marienburg
Fähre über die Weichsel auf dem Weg nach Danzig / Gdańsk
das Dlugi Targ
, das grüne Tor
in Danzig / Gdańsk
Haus am Langen Markt
Langer Markt
Neptun-Brunnen von 1633
Danzig wird verschönert
Straßenszene
Krantor
Marienkirche
Krantor
Johannis-Kirche, im Hintergrund die Danziger Werft
Hohes Tor
Stockturm, ab 1604 Gefängnis, heute Bernsteinmuseum
Plattenbau in einem Außenbezirk
Blick auf Westerplatte. Mit deren Beschuss am 1. September 1939 begann der Zweite Weltkrieg. Das Denkmal von 1966 erinnert an die polnischen Verteidiger.
Eingangstor der Danziger Lenin-Werft, der Keimzelle der demokratischen Bewegung in Polen. Hier wurde im Sommer 1980 während eines Streikes die Gewerkschaft Solidarność gegründet.
Arbeiter-Denkmal vor der der Lenin-Werft mit polnischer Fahne und Blumenkreuz
Inschrift am Denkmal: Der HERR wird seinem Volk Kraft geben; der HERR wird sein Volk segnen mit Frieden - Psalm 29, 11
Altes Denkmal vor der der Lenin-Werft. Dieses Denkmal zu errichten, war eine der Forderungen von Solidarność während
der Streiks von 1980. Die 42 Meter hohe und 139 Tonnen schwere Stahlskulptur gedenkt der Opfer des Arbeiteraufstandes
vom Dezember 1970. Inschrift: Ihr, die ihr dem kleinen Mann Leid zufügtet, ihm Spott entgegenbrachtet! Ihr tötet ihn.
Doch ihm wird ein anderer nachfolgen; und eure Taten und Worte werden in Stein gemeißelt sein.
geschrieben am 23. März 2013