Donnerstag, 12. Juni
In Vitoria-Gasteiz tue ich mich schwer mit der Orientierung, obwohl die Altstadt nicht sehr groß ist. Jedenfalls lande ich zuerst - ungeplant - an der neuen Kathedrale.
Auch hier habe ich kein Glück: der Platz vor der alten Kathedrale am anderen Ende der Altstadt, Santa Maria, ist ebenso Baustelle wie die Kirche selbst.
Wieder zurück, fast am Ausgangspunkt, finde ich endlich die
Kirche San Miguel
Arcángel mit der gesuchten weißen Jungfrau
. Diese weißgekleidete
Marienfigur ist allerdings nicht die gesuchte, die
richtige hat ein blaues Gewand.
Das gesuchte Dominikanerkloster ist wieder am anderen Ende, baulich kein Highlight und auch geschlossen. Vitoria mag mich wohl nicht ...
... obwohl es durchaus schöne Ecken hat.
Zum Problem wurde hier auch, dass auch hier schon vieles auf Euskara
, der baskischen Sprache, angeschrieben
ist. Mit Mühe habe ich mich geradeeben an das Spanische gewöhnt und mir allererste Verständigungsmöglichkeiten
erschlossen, aber jetzt kommt es wirklich dicke: diese Sprache versteht kein Mensch. Es sei die Sprache des Teufels
,
obwohl selbst Luzifer nach sieben Jahren im Baskenland nur die Worte Ja
(baskisch: Bai
) und Nein
(baskisch: Ez
) beherrscht habe. Eine bevorzugte Buchstabenkombination ist tx
- da weiß ich nicht einmal,
wie man es aussprechen soll. Dass die Basken das einzige europäische Volk ohne Migrationshintergrund sind, habe ich schon
erzählt. Ebenso singulär ist ihre Sprache; dass nun viele Ortsnamen, Wegweiser, Straßennamen, Inschriften nur einsprachig
baskisch sind, ist Erfolg der zugestandenen Autonomie, aber für Fremde ein Graus!
Ich fahre nach Guernica - Pflichtprogramm für einen Deutschen - die im spanischen Bürgerkrieg durch die deutsche Legion Condor (und italienische Bomber) zerstörte Stadt; sie hat sich ihre Lebensfreude nicht nehmen lassen.
Im Friedensmuseum
hängt eine Kopie des berühmten Picasso-Bildes.
Guernica war Ziel des ersten Flächenbombardements eines zivilen Zieles, weil es die heilige Stadt der Basken
ist,
seit jeher Sitz ihres Ältestenrates und deshalb heute des baskischen Parlaments
Am 26. April 1936 kamen die Bomber in mehreren Staffeln über das Städtchen, um den Aufstand von General Franco zu
unterstützen und mit dem Symbol baskischen Stolzes den Widerstand zu brechen. 250 Menschen starben, über 100 wurden
verletzt. Drei Tage nach dem Bombardement kamen die Truppen Francos: Deutsche, Italiener, Soldaten aus
Kastilien
und Söldner aus Nordafrika - Franco hatte die Mauren wieder ins Land geholt.
Die Karte zeigt die Verteilung der regierungstreuen Republikaner und der nationalistisch gesinnten Gegenden.
Neben dem Parlament in diesem Tempelchen sind die Reste der baskischen Eiche
zu sehen. Unter ihr tagte der
Ältestenrat, wurden Gesetze gemacht und Recht gesprochen; auch die Könige von
Navarra und
Kastilien
kamen hierher, um ihre Ehrerbietung zu bezeugen. Die alte Eiche blieb beim Luftangriff wundersamer Weise - ebenso wie
ansonsten nur noch die Kirche und das Seminar der Augustiner -
unzerstört, ist aber danach abgestorben.
Freitag, 13. Juni bis Sonntag, 15. Juni
Ich bin in Ondaorra, einem Städtchen an der Küste von dem der Reiseführer verspricht, es kenne keinen Tourismus Er hat Recht. Wunderschön war schon die Fahrt hierher durch das bergige Land - die Ausläufer der Pyrenäen reichen bis ans Meer. Das Wetter ist durchaus wechselhaft, die Temperaturen höchst angenehm.
Das Städtchen lebt - ein ganz normaler Vormittag an der Uferpromenade.
Der nahe Sandstrand ist belebt, obwohl am Vormittag noch lange Nebelschwaden durchs Land ziehen. Atlantikwetter
nennt das der Reiseführer.
Dieses Baskenland ist grün, die Häuser sehen aus wie in Österreich, die Landschaft mit den Wäldern wie der Schwarzwald.
Aber gleich hinter dieser Erhebung ist das Meer.
Am Freitag schauen wir auf dem Campingplatz - der Wirt, ein deutsches Paar und der Mann einer spanischen Familie,
mehr ist hier nicht - Fußball, Spanien gegen Holland. Beim 1:4 räumt der Wirt die Stühle zusammen.
Montag, 16. Juni
Auch in Spanien ist die große Zeit der Orden vorbei: das Dominikanerinnenkloster in Elorrio ist heute nur noch Museum für Valentin Faustino de Berrio Otchoa, einen Sohn der Stadt.
Die Kirchen hier im Baskenland - diese gebaut ab 1459 - sind riesige Bauten, wehrhaft, gewaltig, mächtig ...
... und innen prächtig, barock, überwältigend.
In jedem Dorf, meist im Zentrum: Der Platz mit großer Mauer für das Pelota-Spiel.
Und ebenfalls überall zu sehen - die Landkarte des Baskenlandes (einschließlich Navarra und der Provinzen in Frankreich) mit Aufruf zur Unabhängigkeit. Die Parteien, die eine eigene Nation wollen, sind im baskischen Parlament deutlich in der Mehrheit. Wenn da nur diese Sprache nicht wäre ...
Anderer Ort - Vergara - aber dieselbe Trutzburg als Kirche.
Ein riesiger Komplex: das Sanktuarium Ignatius in Loyola; nach der Siesta kann ich auch im Museum viele Bilder machen.
In San Sebastián
finde ich nicht, was ich suche, und außerdem auch keinerlei Parkplatz - und für die Parkhäuser ist meine Kiste wie meist
zu hoch. Deshalb bin ich am Abend schneller als erwartet und ganz plötzlich wieder in Frankreich: da gibt es keine
zur Vorsicht stehengebliebenen Zollstationen, nicht einmal Schilder, kein Hinweis - sondern nach einigen Metern einfach
anderssprachige Straßenschilder und französische Werbung. Hier ist Europa echt vereint, da könnten sich die deutschen
Sicherheitsfanatiker ein Beispiel nehmen!
Allerdings ist es jetzt auch aus mit den gut ausgebauten aber leeren spanischen Straßen - viel Verkehr und der
erste Stau empfangen mich. So schwer das Eingewöhnen in Spanien war, so wehmütig ist jetzt der Abschied: es war schön
in Spanien, die Leute sehr freundlich: ich komme wieder, trotz der Sprache(n).
Dienstag, 17. Juni
Erste Station in Frankreich ist Bayonne, wo die Kathedrale Ste. Maria und strahlender Sonnenschein mich empfangen.
Auch hier gibt es die Legende von dem Bischof, der seinen Kopf nach der Enthauptung an seine Begräbnisstätte trug, hier erzählt von Leo von Rouen, dem Missionar des Baskenlandes und Patron der Stadt.
der Kreuzgang
Auch heute besuche ich wieder die Geburstätte eines großen Heiligen: das erhalten gebliebene Bauernhaus, in dem Vinzenz von Paul geboren wurde.
Dann fahre ich wieder Richtung Süden, komme wieder in die Pyrenäen, in einsames, ländliches Gebiet, um das Geburtshaus von Michael Garicoits in Ibarre zu besuchen.
Mittwoch, 18. Juni bis Samstag, 21. Juni
Die nächsten vier Tage verbringe ich auf einem kleinen Campingplatz bei Pau, wo es Schatten und gute Internetverbindung gibt, also beste Arbeitsbedingungen. Inzwischen ist es allerdings sehr heiß geworden, rechtzeitig zum Sommeranfang am heutigen Johannestag.
Die Tracks:
Ondarroa
Grenze
Ibarre
geschrieben am 20. und 22. Juni 2014