Welt bereisen Das Reiseblog des Ökumenischen Heiligenlexikons

... wie in England

   J. Schäfer          

Mittwoch, 11. März

Am Morgen muss ich vor dem Abschied aus Ronda natürlich noch das Foto der berühmten Brücke machen: die Mauren hatten ihre Stadt auf dem rechten Felsen errichtet, später wurde sie auf den linken erweitert und beide Teile mit der Brücke über die mehr als 100 m tiefe Schlucht verbunden.
Warum ich das alles jetzt zum zweiten Mal schreibe: dazu später mehr.


Ich fahre nach Süden durch großartige, jetzt deutlich fruchtbarere Berglandschaft mit vielen weißen Dörfern.

… und erreiche Gibraltar, dessen Fels von weitem grüßt.

Die katholische Kathedrale ist der gekrönten Maria geweiht. Natürlich gibt es im britischen Gibraltar auch eine anglikanische Kathedrale.
In Gibraltar wirkte Johannes von Gott einige Zeit und gilt deshalb als Patron, neben Bernhard von Clairvaux.

Gegenüber erinnert das Denkmal an die wechselvolle und schlachtenreiche Geschichte des Felsens: 711 kamen die Mauren, 1462 die Spanier, 1704 die Engländer. Spanien möchte ihn gerne zurückhaben, die Zeit des Kolonialismus sei vorbei, aber die Briten erinnern Spanien an seine Besitzungen Ceuta und Melilla in Marokko.
1997 gab es eine Volksabstimmung im Steuerparadies: gerade mal 0.4% stimmten für den Anschluss an Spanien. So kann auch ich profitieren: Diesel- und Zigarettenpreise wie in Andorra …

Die Straße zur Südspitze ist teilweise durch den Felsen gegraben, so eng, dass meine Kiste gerade noch durchpasst. Es sollte an diesem Tag aber noch viel enger werden …

An der Südspitze steht die 1997 mit einer Spende des saudischen Königs gebaute südlichste Moschee Europas zur Erinnerung an die maurische Zeit.
In einem Schrein wird unweit davon auch Maria als Patronin Europas verehrt.

Zum Greifen nahe: Afrika, der Fels auf der anderen Seite, der mit dem von Gibraltar das Ende der Welt markierte.

Von oben blickt man auf den Hafen und Algeciras, das spanische Tor nach Afrika.

Diesen Blick warf auch die junge Königin Elizabeth II. 1954 auf ihren Besitz.

Und dann sind da natürlich die Affen - Makaken -, die einzigen frei lebenden Affen in Europa, im 18. Jahrhundert von britischen Soldaten hierher gebracht. Die Legende sagt, wenn es in Gibraltar keine Affen mehr gibt, ist es auch aus mit dem britischen Besitz. Als sie im 2. Weltkrieg vom Aussterben bedroht waren, ordnete Churchill deshalb neuen Import aus Marokko an und betraute die Armee mit der Pflege. Heute gedeihen sie - trotz Fütterungsverbot - dank der Touristen prächtig.

Am nördlichen Ende trennt der Flughafen Gibraltar von Spanien. Wenn eine Maschine startet oder landet, ist die Schranke der einzigen Zufahrtsstraße, die die Rollbahn quert, geschlossen.
Unten sieht man den Friedhof; der große linke Teil ist der alte jüdische Friedhof.

Nachdem der echte Bobby mir an der Kathedrale entwischte, sah ich an der Grenze immerhin noch den Doppeldeckerbus …

… und im Rückblick nocheinmal den Felsen in seiner ganzen Pracht.

Im weißen Bergstädtchen Alcalá de los Gazules suche ich Spuren von Servandus und Germanus - und finde sie nicht. Die Kirche jedenfalls - natürlich ganz oben auf dem an steilem Hügel gelegenen Ort - hat auch schon bessere Zeiten gesehen.

Bei der Ausfahrt vom Hauptplatz platzen dann meine Träume.
In den Fieberträumen in Granada hatte ich mir ausgemalt, wie bequem es doch wäre, auch ein bisschen mehr Platz zu haben wie all die anderen in ihren Wohnmobilen. Wenigstens ein Fiat Ducato wäre doch toll, kaum länger als meine Kiste und nur 5 cm breiter! Wenn also spätestens in zwei Jahren der TÜV mich von meiner Kiste scheiden wird …
Schon kurz nach der Kirche machte die schmale Straße eine Spitzkehre. Dass ich um diese Ecke kam, verdanke ich - neben meinem natürlich herausragenden fahrerischen Können - nur Glück; ich kam um die Ecke, aber da war kein Millimeter Luft. Und wenige Meter weiter wurde die Gasse so schmal, dass auch bei eingeklappten Spiegeln kein Blatt mehr zwischen Kiste und Mauern passte. Nein: Träume ade, größer darf die Kiste auf keinen Fall sein.
Kritiker höre ich sagen: geh zu Fuß durch die Altstädte. Aber ich laufe mir jetzt schon den Wolf, in Granada musste ich mir neue Schuhe kaufen, weil die Sohle der alten sich auf dem Pflaster verabschiedet hatte.

Auch im nächsten weißen Bergstädtchen, Vejer de la Frontera, suche ich vergeblich nach Spuren von Servandus und Germanus

… sehe aber, schon im Abendlicht, diesen schönen Keramikbrunnen auf dem Hauptplatz.

Donnerstag, 12. März bis Montag, 16. März

Die nächsten Tage verbringe ich auf einem Campingplatz in Roche bei Cadiz am Atlantik - wieder wegen Krankheit länger als geplant. Eine Hauskatze habe ich jetzt auch. Und herrlich grünes Gras, kein Staub, und man geht wie auf einem Teppich. Herrlich! Doch alles hat seinen Preis …

Es sind ein paar Kilometer zum Strand, an dem schon einige die Sonne genießen …

… und andere sich sogar ins Wasser trauen.

Ab Freitag befällt mich dann die Seuche - nicht körperlich, selbst mein Schnupfen ist nun weg - sondern wirklich schlimm: mein Laptop will nicht mehr. Ich hatte mir einen Virus eingefangen, der sich immer mehr ausbreitete; und beim Versuch, das zu reparieren, habe ich mein Windows zerstört; nun startete die Maschine nicht mehr.
Also fuhr ich in Stadt zum Media-Markt. Dort fand ich erstmal unter all den Spielen und Gadgets keinerlei Software, schließlich mit Glück aber einen Berater. Der verkaufte mir ein Windows 8 - nun ja -, etwas anderes hatte er nicht. Im Auto habe ich dann gleich nachgeschaut: es war nur ein Key für ein Update - in einer Schachtel, die man zur Not auch als Umzugskarton verwenden könnte. Also zurückgeben! Wer jemals Service von Media-Markt wollte, der weiß: das dauert. Auf Spanisch - Englisch können hier an der selten von Touristen besuchten Costa de la Luz im Unterschied zur Costa del Sol im Süden offenbar nur wenige - dauert es noch länger. Nach zwei Stunden hatte ich also wenigstens mein Geld wieder, aber sonst: nichts.
Schließlich fand ich in der Innenstadt einen kleinen Computerladen, der hatte Windows 7. Zurück auf dem Campingplatz stellte sich heraus: mein Laptop liest die DVD nicht. Also wieder zu Media-Markt, um auch einen neuen Laptop zu kaufen. Natürlich mit Windows 8 und spanischer Tastatur, dazu furchtbar langsam - die Maschine war ja auch billig. Also die Festplatte getauscht, Windows 7 aufgespielt, wieder getauscht, und siehe da: mein Laptop läuft wieder, mit spanischem Windows, aber immerhin 7 - und unter Preisgabe meiner Daten, denn die Festplatte wollte formatiert werden. Schließlich alle Programme wieder installiert, teilweise zuerst von zuhause besorgt - Tobi sei Dank. So kann man Ressourcen auch verplempern: drei Tage, 154 km und 350 € für nichts.

Dienstag, 17. März

In der Kathedrale von Cádiz - der angeblich ältesten Stadt Westeuropas, weil durch Herkules himself gegründet - besticht diese Monstranz, 8 m hoch, aus versilbertem Gold und angeblich die größte der Welt, die bei den Prozessionen durch die Stadt getragen wird. Hier finde ich endlich auch die schon lange gesuchten Servandus und Germanus.

In der riesigen Krypta gibt es die Reliquien einer Victoria, Märtyrerin in Rom, dort bestattet in den Katakomben der Priscilla und 1691 hierher übertragen.

Vor der Kathedrale werden die Aufbauten für die bevorstehende heilige Woche, die Karwoche, installiert. Die Kathedrale steht direkt am Meer - und von dort bläst heftigst ein kalter Wind.

Die Altstadt von Cadiz liegt eigentlich auf einer Insel, wurde dann durch einen Damm erschlossen und mit diesen wuchtigen Toren, der Puerta de Tierra, dem Tor zur Welt, gesichert.

Die Kirche Nuestra Señora de la O - gemeint sind Oliven - in Rota, in der Valerius von Valencia verehrt wird, ist nicht viel weniger wehrhaft …

… als das Kastell daneben.

Zum Sturm kam inzwischen Regen hinzu, mein Schirm hat die heftigen atlantischen Windböen nicht überlebt. Lausig kalt ist es jetzt auch.

In Jerez de la Frontera steht neben dem Mercediarerkloster, das Petrus Pascual einst gründete, dieses 2005 errichtete Denkmal für die Bruderschaften und Vereinigungen der Stadt. Die Träger der Spitzkappen sind nicht etwa Ku-Klux-Clan-Anhänger, sondern tragen sie zum Zeichen der Buße.

Das - geschlossene - Dominikanerkloster in Jerez de la Frontera, zu dem Johannes Massías Kontakte pflegte, hat auch schon bessere Zeiten gesehen.
Viele der Orte haben hier den Namenszusatz de la Frontera, an der Grenze. Sowohl mein Reiseführer - ich lobe ihn ansonsten: Thomas Schröder: Andalusien, 10. Aufl., Verlag Michael Müller, Erlangen - als auch die spanische Wikipedia meinen, der Name komme von der Grenze zu den Mauren; die Lage der Orte spricht aber dafür, dass er von der Grenze der Welt herrührt; nicht alles lässt sich auf die Reconquista zurückführen. Jerez aber ist stolz, dass es schon 1264, also dem Jahr der Gründung des Dominikanerordens, zurückerobert wurde. Auch das ist falsch: 1264 war der Orden schon 50 Jahre alt.

Johannes von Ávila, der in der Stadt das - inzwischen auch geschlossene - Predigerseminar gründete, wurde diese Kirche in einem Neubauviertel geweiht. Die Zeit der großen Sprünge der katholischen Kirche in Spanien ist augenscheinlich zuende.

Noch muss ich nicht ins Krankenhaus - dort wäre es aber windstiller, trockener und wärmer. Das Krankenhaus wurde 1574 von Johannes Grande gegründet, dort ist heute ein großes Heiligtum, in dem er verehrt wird.

Natürlich darf aus Jerez auch das nicht fehlen: eine Weinkellerei - ich habe bewusst eine alte ausgesucht, es gibt auch sehr viele neue. Denn Jerez ist die Stadt des Sherry - so nannten die Engländer den bei ihnen so belibten Wein, weil sie das spanische Jerez nicht aussprechen konnten - J ist im Spanischen wie CH, Z wie das englische TH - eigentlich nicht so schwer.

Mittwoch, 18. März bis Donnerstag, 19. März

Der Regen nimmt kein Ende. Im Wetterbericht nennt sich das gelegentliche Schauer, tatsächlich sind es nicht ständige Wolkenbrüche, dazu Gewitter, überall stehen Seen, alles ist klamm, feucht, nass. Und kalt. Das schöne Grün muss teuer bezahlt werden …
Inzwischen weiß ich aber den angeblichen Ort des Martyriums von Servandus und Germanus; auf einem Hügel bei San Fernando steht eine Kapelle.

In der Stadt finde ich diese alte Lokomotive und nach langem Suchen einen neuen Schirm. Dass die hier so selten sind, gibt immerhin Hoffnung.

Track gibt es jetzt einen - unvollständigen -, aber es wird:
Roche2

geschrieben am 18. und 19. März 2015



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