Welt bereisen Das Reiseblog des Ökumenischen Heiligenlexikons

Marienkirchen und Pfingsten

   J. Schäfer          

Mittwoch 31. Mai bis Donnerstag, 1. Juni

Die Kirche S. Prisca wurde Prisca (Priscilla), der nach der Tradition ersten Märtyrerin des Abendlandes, geweiht.


Ein riesiger Komplex ist das Benediktinerkloster an S. Anselmo, das Josef Benedikt Dusmet aufgebaut hat.

Der Eingang zur Villa des Malteserordens ist verschlossen. Dahinter steht die Kirche S. Maria del Priorato, in deren Kloster Gregor VII. eintrat und das von Odo von Cluny reformiert wurde. Die Menschenschlange davor will durchs Schlüsselloch schauen - denn dieser Blick geht direkt auf den Petersdom und wird in allen Reiseführern gepriesen.
Also fahren auch die schwarzen Mercedes-Vito ihre Passagiere hierher. Die schwarzen Vitos sind Taxis für Zahlungskräftige, zu Buchen nur über ein Hotel, nicht gekennzeichnet, mit verdunkelten Scheiben die Anonymität der Passagiere wahrend. Sie sind allgegenwärtig, fahren auch durch gesperrte Straßen und Fußgängerzonen immer direkt an die Eingänge der Sehenswürdigkeiten und werden besonders oft von Asiaten benutzt, die sich das laut Reiseführer sehr teuere, aber Zeit und Mühe sparende Vergnügen offenbar leisten können; billige Fußtouristen wie ich müssen sich überall in Acht nehmen, denn sie sind schnell unterwegs - eine Plage, ähnlich der auch verbreiteten Pedelecs, die es für 20 € die Stunde gibt.
Für diese Gruppe aus Polen haben die Schwarzen noch einen Vorteil: man kann schon am Morgen mit der Flasche in der Hand durch Rom touren - die Männer Bier, die Frauen Sekt. Kultur im Rausch, fabelhaft!

Immer wieder ein Ausdruck von Demut und Bescheidenheit, ganz im Sinne Jesus Christi: die Denk- und Grabmäler der Päpste, hier das von Benedikt XIII., gestorben 1730, vor der Kirche Ss. Bonifacio e Alessio. In deren Kloster wurden Adalbert von Prag, Anastasius von Ungarn und Bonifatius (Brun) von Querfurt ausgebildet. Die Kirche ist Bonifatius von Tarsus und Alexius von Edessa, auf dessen Elternhaus sie angeblich gebaut wurde, geweiht.

Keine Frau, sondern ein Diakon, verwendet als Kerzenständer, wohl am Grab von Papst Honorius IV., aus dem 13. Jahrhundert.

In der Kirche wird die Marien-Ikone Haghiosoritissa verehrt; sie stammt aus dem 12./13. Jahrhundert und gilt als von Alexius von Edessa verehrte und durch Patriarch Sergius von Damaskus im 10. Jahrhundert nach Rom gebrachte Ikone. 1645 wurde sie gekrönt.

die Kirche Ss. Bonifacio e Alessio

Vom Park daneben geht der Blick nicht durchs Schlüsselloch, sondern direkt auf den Petersdom.

Vierte Kirche auf dem Aventin-Hügel ist S. Sabina, die schon um 425 gebaut und Sabina von Rom geweiht wurde. Dominikus gründete an ihr ein Kloster, Hyazinth von Polen wurde hier Ordensmitglied, Galdinus von Mailand war hier Kardinal.

Im Boden sind viele Kardinäle und Äbte bestattet, hier das Grab von Ordensgeneral Muñoz di Zamora, 1300.

Das Apsisfresko wurde 1569 von Taddeo Zuccari geschaffen.

Das Fresko an der Rückwand ist das Original aus dem 5. Jahrhundert, hier die Darstellung der personifizierten heidenchristlichen Kirche.

Einzigartig ist das hölzerne Hauptportal, im Original erhalten, aus dem 5. Jarhhundert, hier Szenen aus dem Leben von Mose.

der Triumph der Kirche

Mose mit Schlangen vor dem Pharao, der Durchzug durchs Rote Meer, Einzug ins Heilige Land

die Speisung der 5000

Unterhalb des Aventin komme ich nocheinmal vorbei am Tempel der Vesta …

… und dem der Fortuna Virile.

Unweit steht ein ebenso großes wie hässliches Gebäude der Stadtverwaltung an der Stelle der ehemaligen Kirche S. Galla, die über dem Elternhaus von Galla von Rom errichtet worden war und an der Johannes Leonardi wirkte.

Die Nikolaus von Myra geweihte Kirche S. Nicola in Carcere war früher Gefängniskirche.

Die Kirche S. Bartolomeo all'isola ist jetzt noch geöffnet. hier werden Märtyrer des 20. Jahrhunderts verehrt, darunter Oscar Romero und Paul Schneider, dazu Eugen Bolz, Franz Jägerstätter, Jakob Hamel, Petrus Poveda Castroverde, Zephyrinus Giménez Malla. Auch Dietrich Bonhoeffers werde hier gedacht, kann man lesen - ich habe nichts von ihm gefunden. Dafür aber z. B. diesen kleinen Kelch, den albanische Gefangene zur Messfeier benutzten.

Die Große Synagoge besuchte als erster Papst Johannes Paul II..

Der gegenüber stehen die Ruinen des Tores, das Kaiser Augustus um 25. v. Chr. renovierte und nach seiner Schwester Octavia benannte …

… und des Marcellus-Theaters, das einst 14.000 Zuschauern Platz bot.

In der Via Montanara finde ich den Bäcker, bei dem Georg von Pfronten-Kreuzegg arbeitete und komme dann an die Kirche S. Maria in Portico in Campitelli mit dem wundertätigen Marienbild der Galla von Rom und dem Grab von Johannes Leonardi.

Unweit: der Blick auf den Campidoglio mit dem Senatorenpalast, dem heutigen Rathaus, und dem Konservatorenpalast, den Kapitolinischen Museen rechts.

Auf dem höchsten Punkt des Kapitolshügels erbaute Kaiser Augustus´den Aracoeli, den Altar des Himmels, gewidmet einer ihm unbekannten Gottheit, die die Welt retten wird, was dann als Prophezeihung der Geburt Jesu„Christi verstanden wurde. Zum Himmel ist der Aufstieg natürlich steil, 124 Stufen, ein besonders Vergnügen bei direkter Sonneneinstrahlung um die Mittagszeit …

… wird aber belohnt durch den Blick über die Stadt.

An der Stelle des einstigen Augustus-Altares steht heute die Kirche S. Maria in Aracoeli. Hier lebte Didatus von Alcalá im Kloster, ist das Grab von Kaisermutter Helena sowie von Katharina Kosača-Kotromanić und gibt es Reliquien von Mamilianus von Palermo und Nympha. Innen: dieses Marienbild …

… das Denkmal für Papst Paul III.…

… für Papst Leo X. …

… und für Papst Gregor XIII.

Alles prächtigst, wohlgemerkt: in einer Franziskanerkirche.

Die prachtvolle Holzdecke wurde gestiftet zur Erinnerung an den Sieg der Heiligen Allianz aus Kirchenstaat, Spaniern und Venezianern in der Seeschlacht von Lepanto - dem heutigen Nafpaktos - 1571 gegen die Türken.

Am Rathaus: Romulus und Remus mit der Wölfin

Detail am Triumphbogen des Septimus Severus

Direkt daneben: die Kirche SS. Luca e Martina mit angeblichen Gebeinen von Martina.

Wieder vorbei am ehemaligen Regierungssitz des Johanniterordens

… komme ich zum Forum des Augustus, wo im ehemaligen Marstempel der Legende zufolge Stephanus I. zum Opfer für die heidnischen Götter gezwungen werden sollte.

Dort entdecle ich auch die KircheS. Quirco e Giulitta, die Quiricus und Julitta geweiht wurde.

In den fünf Tagen bis Pfingsten treffen sich 30.000 Anhänger charismatischer Gruppen der katholischen Kirche, aber auch Evangelikale, in Rom und feiern das 50-jährige Bestehen ihres Dachverbandes. Diese Gruppe aus der Ukraine wohnt auch auf meinem Campingplatz und wartet also mit mir auf den Bus. Das gibt wieder ein Gedränge - hat aber bald ein Ende, da der Bus nach drei Haltestellen nicht weiterfährt - die Tür schließt nicht mehr. Also Fußmarsch - ein besonderes Vergnügen auf teilweise gehwegloser Stadtautobahn bei drückender Hitze. Immerhin: verlässlich nehmen die Autos hier auf Fußgänger Rücksicht und fahren sie nicht um, sondern brausen mit 10 cm Abstand an einem vorbei.
Am Donnerstag erspare ich mir die Verkehrshektik und schreibe - das ist gemütlicher, aber es ist heiß.

Freitag, 2. Juni bis Samstag, 3. Juni

Der Freitag ist hier Feiertag - Tag der Republikgründung -, also der richtige Tag für eine Autotour, zuerst nocheinmal zu den Katakomben des Hermes, wo Hermes von Rom, Hyazinthus und Protus bestattet waren, und die ich nun finde. Auch die Katakomben des Thrason, eine unbezeichnete eine Falltür auf dem Gehweg, kann ich nun fotografieren. Toll! Dort waren Chrysanthus und Daria sowie Saturninus und Sisinnius bestattet, in der Nähe möglicherweise auch Susanna.

Weil ich vorbeifahre suche ich nocheinmal den genauen Ort der Katakomben der Giordani und finde mitten im Wald diesen Tempel; auch Alexander von Rom und Vitalis und Martialis waren neben Donata und Gefährtinnen hier bestattet.

Die Große Katakombe verfehle ich wieder knapp, leicht zu finden sind aber Katakomben der Agnes und die Kirche S. Agnese fuori le mura. Agnes von Rom und Donatus von Münstereifel waren hier bestattet, in der Kirche wird neben Agnes ihre - angebliche - Gefährtin Emerentiana verehert. Charles-Martial-Allemand Lavigerie war hier Kardinal.

Am Altar werden jedes Jahr die Pallien gesegnet, die der Papst dann an die Erzbischöfe als Insignie ihrer Rechtssprechung überreicht.

Direkt neben der Kirche S. Agnese fuori le mura steht das Mausoleum der Konstantia, in dem Konstantia bestattet wurde. Auch ein Kloster gehört dazu, deshalb wird das Ganze Complesso monumentale genannt. Monumentale haben es die Italiener gern, besonders auch bei Friedhöfen, die sich oft Cimitero monumentale nennen - der großen Grabbauten wegen. Schon Goethe erkannte: man gibt den Römern schuld, daß sie nur von cose grosse wissen und reden mögen. 1
Das Gemälde in der Kuppel wurde erstellt, nachdem deren alte Mosaiken 1620 wegen ihres schlechten Zustandes zerstört wurden.

der Altar

Noch nicht sicher bin ich, ob das wirklich der Eingang zu den Katakomben des Hippolyt ist; man wird sehen …

Unweit steht eine moderne, Hippolyt von Rom geweihte Kirche.

Sicher und schnell gefunden: die Katakomben des Nicomedes am Kloster der Figlie del Cuore di Gesù, wo Nicomedes bestattet war.

Die Fassade ist leider Baustelle, die Kirche S. Lorenzo fuori le Mura leider über Mittag zu - einstweilen bleibt nur der Obelisk mit Laurentius an der Spitze.

Daneben ist der - natürlich monumentale - Friedhof Il Verano, auf dem Maria de Mattias bestattet wurde. Über seinem Eingang: das Schweigen und die Liebe

die Hoffnung und die Besinnung, alle um 1876.

Davor: Papst Pius XII., der umstrittene, hier als der, der in Rom trotz der Bombardements den Glauben aufrecht hielt, 1967.

Auch S. Croce in Gerusalemme ist über Mittag geschlossen, obwohl auch sie wie S. Lorenzo fuori le Mura zu den sieben Pilgerkirchen gehört, die man an einem Tag besucht haben muss, um für die Wallfahrt nach Rom vollständigen Ablass zu erlangen.

Vorbei am Generalat der Töchter der barmherzigen Liebe, die Maria Josefa Alhama Valera gegründet hat, komme ich an das Mausoleum der Helena weit vor der alten Stadt, in dem Helena bestattet wurde. Erst innerhalb des Mausoleums, als Neubau jetzt davor steht die Kirche SS. Marcellino e Pietro ad Duas Lauros, erbaut an den Katakomben von Marcellinus und Petrus, in denen Gorgonius, Ernestus und Tiburtius, Marcellinus und Petrus sowie Symphorianus, Claudius von Rom, Nicostratus und Castorius, die Quattuor Coronati, die vier Gekrönten bestattet waren.

Nächstes Ziel ist die Niederlassung der Missionare Servi Dei Poveri, deren theologische Hochschule in Rom Franziskus Spoto gegründet hat. Sie liegt weit außerhalb - und in einem mit Schranke und Pförtner abgesperrten Vornehm-Wohngebiet, wie es sie hier - wie auch in Spanien - nach US-amerikanischem Vorbild gibt. Ob ich eine Einladung habe, fragt der Schrankenwärter; die habe ich natürlich nicht, also gibt's keinen Einlass, auch nicht für una Foto. Die Diener der Armen verschanzt im Luxus-Wohnviertel: großartig. Eben für solche Erfahrungen muss ich vor Ort gehen!

Nun ist sie offen: die Kirche S. Croce in Gerusalemme, in der all die Reliquien verwahrt werden, die Kaisermutter Helena aus dem Heiligen Land mitbrachte.

Helena-Statue

Das faszinierende an Rom: wie die antiken Bauten ins Alltagsleben einbezogen sind - hier die Porta Maggiore, 52 gebaut als Teil eines Äquadukte und um 280 Teil der Stadtmauer des Kaisers Aurelian geworden. Um das Tor herum und durch das Tor hindurch braust der Verkehr - am Feiertag in der Mittagszeit nur wenig. Alt und neu neben- und miteinander provozieren nicht Konflikte, sondern die römische Gelassenheit.

Jetzt auch offen: S. Lorenzo fuori le Mura, in deren Vorhalle dieser Sarkophag aus dem 5. Jahrhundert steht.

Ebenfalls dort ist das Grab von Alcide De Gasperi, 1947 bis 1953 Italiens Premierminister und einer der Initiatoren der Europäischen Gemeinschaft.

Die Kirche wurde im 2. Weltkrieg durch alliierte Bomben schwerst beschädigt.

Im Kreuzgang des Klosters finden sich viele Bruchstücke alter Gräber. Dort ist auch ein Eingang zu den ursprünglich nach Cyriaca benannten Katakomben, wo Justinus, Laurentius und Romanus von Rom sowie Munditia Protogenia bestattet waren.

Noch ein wunderbarer Sarg in der Kirche, in der auch die römischen Bischöfe Sixtus III. und Zosimus, die Päpste Hilarius und Pius IX. sowie Stephanus und nach einer Legende auch Florian bestattet sind.

Sonntag, 4. Juni bis Dienstag, 6. Juni

An Pfingsten kommt der Heilige Geist. Aber das heißt noch lange nicht, dass auch der Bus kommen muss. Meine Idee, an der Papstmesse auf dem Petersplatz teilzunehmend, erweist sich nicht als die klügste: 40 Minuten warten auf den Bus, die U-Bahn kommt dann schnell, aber fährt durch, dann Gedränge schon auf dem Weg zum Platz, Schlange vor der Sicherheitskontrolle, schließlich ein Platz mit mäßiger Aussicht, das ganze in praller Sonne …

Später lese ich: 90 Kardinäle und Bischöfe sowie 200 Priester und zehntausende Pilger beteiligten sich. Und lese die Predigt des papstes nach - auf Deutsch, damit ich sie verstehe; darin stellt er die Einheit in Verschiedenheit in den Mittelpunkt. Nicht gelesen habe ich, warum das Banner heute den kämpferischen Michael zeigt.

Gesehen habe ich Papst Franziskus auch, als er nach dem Ende auf dem Papamobil grüßend und segnend durch die Menge fuhr. Wer genau hinschaut, erkennt ihn im weißen Talar etwas links vom Regenschirm …

… oder auf der Videoleinwand.

Auch die Schweizergardisten an der Einfahrt haben zum Festtag ihre Paradeuniform an. Die Idee, heute auch noch den Petersdom zu besuchen, verwerfe ich nach einer Stunde Wartezeit vor den erneuten Sicherheitskontrollen.
Auch die Heimfahrt ist dann Massenunternehmen, Stöße in alle Körperteile - auch die unaussprechlichen -, Überrollen der Füße durch Kinderwägen und Rollkoffer, atemraubende Enge. Warum eigentlich haben die Leute immer dicke Rucksäcke dabei, nehmen sie ihren halben Hausrat mit, weil es im wüsten und menschenleeren Rom Versorgungsprobleme geben könnte?

Der Pfingst montag wurde vor einigen Jahren ebenso wir Fronleichnam als Feiertag in Italien abgeschafft, um die Wirtschaft zu fördern.
Um die Wirtschaft zu fördern arbeitet in Deutschland inzwischen fast jeder Zweite in atypischer Beschäftigung: 2015 waren 39,3 Prozent aller Arbeitnehmer in Teilzeit, Minijob oder Leiharbeit beschäftigt, das sind 14,1 Millionen Menschen. Hinzu kommen 3,1 Millionen Vollzeitbeschäftigte, die nur befristete Arbeitsverträge haben, insgesamt sind also 17,2 Millionen von den 36 Millionen abhängig Beschäftigen atypisch erwerbstätig, das sind 48 Prozent.
Ich fördere nicht, sondern schreibe zwei Tage.

1 Goethe: Italienische Reise. Hg. von Herbert von Einem, 3. Aufl. der Sonderausgabe. C. H. Beck, München 1985, S. 399

geschrieben am 1. und 3. bis 6. Juni 2017



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