Dienstag, 3. Mai, bis Dienstag, 10. Mai
Gestern Abend war ich nochmals in Gandía an der von Franz de Borja y Aragon gegründeten alten Universität, die damals von den Jesuitenorden betrieben wurde - seit 1806 sind dort Schulen der Piaristen. Davor stehen Denkmale für die ganze Sippe der Borgias, darunter das von Papst Callistus III.
Und dann habe ich auch noch die alte Lok im Stadtpark nahe des Bahnhofs fotografiert, an der ich schon mehrmals vorbeigefahren war …
… sowie die - hier Petanca
genannt - spielenden Rentner.
Über Corbera, wo die Laiin Maria de la Purificación Vidal Pastor als Märtyrerin des Spanischen Bürgerkrieges den Tod fand, komme ich nach Albalat de la Ribera, wo der Priester José Ramon Pascual Ferrer Botella getötet wurde und vor der Kirche ein einfallsreicher Brunnen steht.
In einem kleinen Innenhof der Basilika in Algemesí bezeichnet der Brunnen den Platz der früheren Taufkapelle. Joseph vom (Berg) Karmel Ferrer Esteve wurde in der Stadt geboren, von ihm sind hier nun Reliquien, bestattet sind hier die Märtyrer des Spanischen Bürgerkrieges José Ramon Ferragud Girbés, José Ramon Pascual Ferrer Botella und José Medes Ferrís. Auch die Laiin Tarsíla Córdoba Belda starb in der Stadt.
Der Friedhof von Silla
wurde im Bürgerkrieg zum Todesort für
Johannes Maria vom Kreuz García Méndez und
Maria Guadalupe Ricart Olmos, die dort
in einem Massengrab verscharrt wurden. Heute gibt es dort wenige Erdgräber, viele Grabstätten in Kolumbarien und einige protzige
Häuser
als Gedenkstätten der Reichen.
In Albal wurde
Maria Guadalupe Ricart Olmos geboren,
in Mislata liegen heute
ihre Gebeine. Danach finde ich den ehemaligen
Reitplatz in Paterna,
einem Arbeiterdorf am Stadtrand von Valencia, auf dem allein 34
Märtyrer starben. Die Faschisten
unter Franco ermordeten allein hier aber mehr als 2200 Menschen, die treu zur Republik standen.
Im Zentrum der Stadt stellt das Denkmal den Arbeiter dar.
Am höchsten Punkt der Stadt stand der muslimische Alcazar. Heute krönt ihn dieser Uhrturm. In Paterna starben neben den 29 im Militärlager weitere 17 Märtyrer.
Den Platz vor der Kirche putzen ein ganzer Trupp Arbeiter - wohl eine Art ABM-Maßnahme, man sieht in Spanien oft solche Putzkolonnen. Dabei wird der ganze Platz mit viel Wasser abgespritzt - eine in den wasserarmen (!) südlichen Ländern weit verbreitete Maßnahme, beruhend auf dem (Aber-)glauben, dass allein Wasser schon reinigend wirkt.
La Malva-rosa ist ein Stadtteil von Valencia, direkt am
Strand gelegen, an dem
die Menschen die Sonne genießen - das Wasser ist noch zu kalt. Aber der teppichverkaufende Schwarzafrikaner ist auch schon da.
Früher war der Ort ein Fischerdorf, dann Arbeitersiedlung. Hier starben neun Ordensmänner der Barmherzigen Brüder vom heiligen
Johannes von Gott.
Ebenfalls Fischerdorf war der kleine Ort
El Saler, wo 22 Märtyrer
starben. In den roten
Vorstädten und Städten rund um Valencia war der Blutzoll der Katholiken besonders hoch.
In einem Naturschutzgebiet bei El Saler liegt dann auch mein
Campingplatz für die
nächsten Tage.
Meine Tour durch Valencia beginne ich in den Außenbezirken. Im Stadtteil L'Eixample fällt die Jugendstil-Markthalle auf …
… und schöne alte Bäume. Auch zu erkennen: es wird hier aggressiv gefahren - Großstadt eben.
Der Konvent San José der Unbeschuhten Karmeliter an der gleichnamigen Brücke wurde 2007 aufgegeben.
Ich verfolge die Spuren verschiedener Märtyrer des Spanischen Bürgerkrieges, darüber hinaus gibt es wenig sehenswertes - ansehnlich immerhin dieses Azulejo an der Antonius „dem Großen” geweihten Kirche des Salesianer-Kollegs …
… und davor dieses Denkmal für Johannes Bosco.
Man kann alles übertreiben - wie hier nahe der Kirche im Stadtteil Benimaclet, wo vier Märtyrer getötet wurden.
Eine Sehenswürdigkeit gab es: das
ehemalige Gefängnis San
Miguel de los Reyes
am Stadtrand, in dem ein Märtyrer starb, dann aber auch viele Republikaner, worauf eine Tafel
hinweist. Heute ist das Gebäude Bibliothek - klar: Gefangene und Bücher kann man ähnlich verwahren.
Am Samstag geht es in die Innenstadt. Das frühe Aufstehen hat sich gelohnt: ich finde tatsächlich nahe des Zentrums einen legalen Parkplatz und kann meinen Fußmarsch guten Gewissens beginnen - mit der nahen Augustinerkirche. Das Wetter ist leider moch immer sehr durchwachsen, auch die Prognose für die nächsten Tage verheißt keine Besserung.
Der Bahnhof del Norte
liegt sinnigerweise im Süden der Innenstadt - schönster Jugendstil, 1907 bis 1917 gebaut als Ersatz
für den alten Bahnhof von 1852.
Die Häuser zeugen vom Reichtum der Stadt - seit alters her und bis heute ist Valencia - neben Barcelona - wirtschaftliches Zentrum des Landes …
… was auch das Rathaus
zeigt.
Die Bilder zeigen auch: das Wetter ist schlecht - und es soll so bleiben, heute, am Sonntag als ich schreibe, regnet es oft.
Warum es zudem kälter als in Stuttgart ist, soll mir
'mal jemand erklären; inzwischen sind die ersten jungen Familien zum Pfingsturlaub - auch aus Deutschland - hier, für die ist das
besonders schlimm.
Eine der ältesten Kirchen, erbaut im 14. Jahrhundert - natürlich erbaut auf den Grundmauern einer früheren Mosche - ist San Martín.
Riesig ist die Kathedrale. In frühchristlicher Zeit war Eutropius hier Bischof und Vinzenz von Valencia wirkte als Diakon. Alexander VI. war hier Bischof bevor er Papst wurde, Johannes de Ribera war Erbischof, ebenso Thomas von Villanova, der Märtyrer Joseph Pavón Bueno, wurde hier zum Priester geweiht. Als Patrone der Stadt werden hier Papst Urban I. und Vinzenz Ferrer verehrt.
Der Eingang zur Kathedrale ist von der Polizei bewacht. Sie ist in Spanien fast allgegenwärtig, jedes noch so kleine Dorf hat eine Polizeistation und die Ordnungshüter sind ständig auf den Straßen unterwegs - oft auch zu Fuß, was man ja in Deutschland, wo der Neoliberalismus die Polizei nahezu abgeschafft hat, nicht mehr erlebt.
In der Kapelle des Heiligen Kelches
feiern
die Kanoniker die Messe.
der Hochaltar
Böse Zungen könnten sagen: alle diese spanischen Marienstatuen - hier
Maria der Verlassenen
in der
gleichnamigen Basilika,
die für sie gleich hinter der Kathedrale von 1652 bis 1666 erbaut wurde - sehen doch irgendwie gleich aus.
An der Franziskanerkirche,
wo Nikolaus „Factor” Ordensmann war, ist dieses weltumspannende
Azulejo.
Neben dem ehemaligen Kloster der Templer steht das Denkmal für den Maler José de Ribera.
das ehemalige Kloster der Templer
In der Kirche des ehemaligen
Dominikanerklosters ist
am Samstagvormittag die Messe ordentlich besucht, ich nehme teil, verstehe aber wenig - Spanisch ist nicht meins.
Ludwig Beltrán und
Vinzenz Ferrer traten hier ins Kloster ein. Nach
dessen Auflösung durch Napoleon 1835 übernahm sinnigerweise die Militärverwaltung die Gebäude. Deshalb erinnert eine Tafel an
den glorreichen Kampf
der im Krieg gegen Marokko 1859/1860 getöteten Helden
.
der Hochaltar
In der Stadt ist inzwischen das Leben in Gang gekommen, hier vor dem Turm der Kirche Sta. Catalina im alten Stadtkern mit ganz engen Gassen, denen man ihre Entstehung zur Maurenzeit ansieht.
Natürlich ist in Sta. Catalina Katharina von Alexandria zu finden.
In den Gassen rund um die Kirche geht es zu fast wie in Marokko.
Am Samstag viel besucht: die Markthalle, eine der größten Europas, in reinstem Jugendstil 1914 bis 1928 gebaut.
Die Lonja
, die ehemalige Seidenbörse, heute Museum, gebaut im 15. Jahrhundert, seit 1996 UNESCO-Weltkulturerbe, zeugt vom
Wohlstand der Stadt …
… ebenso wie die Kirche der heiligen Johannes, ursprünglich ab 1240 gebaut und Johannes dem Täufer geweiht; Johannes der Evangelist kam als Patron später hinzu.
für jeden die richtige Größe …
In der Kirche der frommen
Schulbrüder, von denen auch einige als
Märtyrer des Spanischen Bürgerkrieges
starben, wird eine Hochzeit gefeiert; mir fällt auf, dass es viele schwangere Frauen und Kinderwägen gibt - obwohl die Statistik
sagt, dass Spanien zu den Ländern mit der niedrigsten Geburtenrate gehört; seit der Finanzkrise 2008 sind die Geburten bis 2013
nochmals um 18 Prozent gesunken.
Im nahen ehemaligen
Servitinnenkloster lebte Maria
Guadalupe Ricart Olmos.
Ein weitere Gang in die Stadt führt mich zur Kirche San Sebastián - im ehemaligen Kloster lebte Kaspar de Bono Manzón - und zu einem der mächtigen Stadttore.
In der Gasse mit dem Geburtshaus
von Kaspar de Bono Manzón stellt ein Azulejo die
Stadtpatronin Maria der Verlassenen
dar.
Auch am Geburtshaus erinnert ein Azulejo an den Seligen.
Hund - oder doch eher ein Reh?
Die Tracks:
El Saler
Valencia Außenbezirke
geschrieben am 4., 7., 8. und 10. Mai 2016