Welt bereisen Das Reiseblog des Ökumenischen Heiligenlexikons

Bald ist Weihnachten ...

   J. Schäfer          

Donnerstag, 27. Juni

Nach erholsamer Nacht besuche ich die Burg in Silifke, deren Ursprünge auf die Hethiter im 13. Jahrhundert v. Chr. zurückgehen. Unter den Griechen enthielt sie einen Athene-Tempel, auch unter den Römern war sie Kultstätte, dann Festung der Byzantiner gegen die Araber, ab 1210 für zwanzig Jahre Festung der Kreuzfahrer, dann Burg der Ottomanen.


Etwas nördlich von Silifke starb etwa unterhalb dieser Stelle 1190 der Kreuzfahrer Kaiser Friedrich I. Barbarossa beim Baden im Fluss - nachdem die gefährliche Taurus-Überquerung schon geschafft war! -, was zum Scheitern des Kreuzzuges führte - und Ludwig Uhland zum Schwabenstreich-Gedicht Als Kaiser Rotbart lobesam ...

Die deutsche Botschaft stiftete 1971 das Denkmal.

In der Stadt Silifke, dem früheren Seleukia am Kalykadnos, sind die spärlichen Reste dieses römischen Tempels geschützt wie ein Hochsicherheitstrakt und unzugänglich. Markus habe hier missioniert, Julitta und Quiricus machten auf der Flucht vor ihren Verfolgern hier Station.

Ebenso spärlich sind die Reste der einst Thekla geweihten Basilika im Süden der Stadt, der nach der Überlieferung ersten Märtyrerin des Christentums. Sie war mit 55 Metern Länge die größte Kirche der Region.

Manche Überlieferung berichtet, Thekla habe einige Zeit in dieser Höhle versteckt gelebt oder auch im ehemaligen Seleukia am Kalykadnos heidnische Tempel zerstört, viele Wunder bewirkt und so die Menschen bekehrt, zudem einen Raubüberfall überlebt indem sie sich in der Höhle versteckte. Der Platz wurde Wallfahrtsort, von 376 bis 379 lebte Gregor von Nazianz hier und verfasste bedeutende Schriften.

Kaiser Zenon ließ um 480 direkt über der Höhlenkirche eine Kirche errichten zum Dank für die ihm durch die Fürbitte von Thekla erwiesene Hilfe; insgesamt gab es vier Kirchen und war der Ort der drittwichtigste Wallfahrtsort in Kleinasien nach Ephesus und Euchaïta, dem heutigen Beyözü bei Amasya. Die ersten Ausgrabungen fanden 1907 statt, sie werden derzeit weitergeführt.

Auch die Höhle wurde zur Kirche ausgebaut, die 18 x 12 Meter groß ist.

Zur Versorgung der vielen Pilger gab es ein Badhaus und diese Zisterne.

Nun fahre ich gen Westen und denke, dass ich auf der gut ausgebauten, wie eigentlich immer auf Hauptstrecken 4-spurigen Straße in gut 2 Stunden mein Ziel Gazipaşa, das frühere Selinus, erreichen werde. Ich irre mich gründlich: denn alsbald wir die Straße 2-spurig und oft sehr schmal, dazu ein ständiges Auf in die Berge und Ab ans Meer mit unzähligen Kurven. Großartige Landschaft, aber zum Fahren eine echte Herausforderung, auch Dank der LKW, die wie immer in der Türkei völlig untermotorisiert (oder überladen) sind und mit 5 kmh die Berge bezwingen; das ist auf den meist 4-spurigen Straßen problemlos, aber hier ...
Die Straße ist ein landschaftlicher Leckerbissen erster Güte und muss für Motorradfahrer ein echtes Highlight sein! (Aber ihr müsste euch beeilen, die neue 4-spurige Straße ist schon überall im Bau!)

In den wenigen Küstenorten ist jeder freie Fleck mit Gewächshäusern bebaut - hier der Ort Aydıncık. In einem anderen Küstenort kaufe ich ein Brot und will etwas zu Trinken. Einen solche bescheidenen Laden habe ich nicht einmal im fernsten Osten gesehen: das Brot ist ungenießbar (viele Tage alt), einen Kühlschrank für die Getränke gibt es nicht. Aufgrund der Straße gibt es keinen Tourismus und für die vielen Gewächshäuser, die ich nun genauer beobachte, gilt, was ich letztes Jahr in Sizilien gelernt habe: sie stehen leer, denn die Karawane der Obst- und Gemüse-Einkäufe unserer mitteleuropäischen Supermärkte ist weiter gezogen nach Afrika, dort wird noch billiger produziert.

Nach gut 2 Stunden habe ich gerade Mal 130 km hinter mich gebracht und erreiche diese Wasserburg kurz vor Anamur, ein früheres Piratennest, dann Kreuzfahrer-Burg, schließlich von den Ottomanen zur heutigen Größe von 20.000 qm ausgebaut.

Sehr viel sehenswerter ist etwas weiter westlich das antike Anamurium, gegründet in vorrömischer Zeit am südlichsten Punkt von Anatolien, das die Besucher mit seiner Nekropole begrüßt. Ein Erdbeben 580, dann Piraten, schließlich die Bedrängnis durch die Araber führten zur Aufgabe der Stadt.

Reste der Stadtmauer

Reste einer Basilika aus dem 3. Jahrhundert.

Reste von einem der Badehäuser und die innere Mauer, die den ganzen einst besiedelten Hang schützte.

Reste des Odeons mit einst 900 Plätzen, als Konzertsaal und für Versammlungen genutzt.

Reste einer weiteren Basilika

Reste in der Nekropole

Ich fahre weiter gen Westen, die Straße ist wieder bergig, schmal, kurvig - toll. Wie man in der Türkei Straßen baut, zeigt idealtypisch dieses Bild vom Bau der 4-spurigen Straße: man versetzt Berge! Bei dem wenigen Verkehr würde m. E. oft ein anständiger Straßenbelag reichen; Pflege des Bestehenden aber scheint nicht beliebt; es wird fast überall neu gebaut in einer Breite, die in Deutschland unvorstellbar ist, und durch Abtragen von Bergen - offenbar nach dem Motto: je mehr, desto besser.

Es wird Abend, als ich Gazipaşa erreiche mit den spärlichen Resten des früheren Selinus, wo Thekla ebenfalls verehrt wurde.

Unten in der neuen Stadt sind Reste des Aquädukts erhalten, in dessen Schatten sich der Feierabend gut anlässt. Es ist noch immer drückend heiß und unsäglich schwül.

Nicht klug geworden aus der Erfahrung in Samandağ übernachte ich wieder am Strand. Hier gibt es eine Dusche, die wohl tut, und ein sehr leckeres und ebenso preiswertes Essen. Aber dann eben auch das bekannte Auf und Ab der Autos ..., dazu laue Musik. Auch in der Techno-Version mag ich mich nicht damit anfreunden: es singen fast nur Männer und immer mit einer weinerlichen Stimme, als ob der Schmerz der ganzen Welt in einem Lied zu beklagen sei. Ich mag schon Xavier Naidoo eben deshalb nicht.

Freitag, 28. Juni

Nun ist die Straße gut ausgebaut und ich erreiche schnell die Gegend von Alanya mit seiner Burg auf der Felsnase. Hier brummt der Tourismus. Bis hinter Antalya reiht sich nun fast ununterbrochen Riesenhotel an Bettenburg, Touristen-Markt - die heißen wirklich so! - an Einkaufszentrum. Und schnell merke ich: die Werbeplakate und Inschriften sind selten türkisch, noch seltener deutsch oder englisch, meist aber russisch abgefasst. Die Russen, die neuen Glücksbringer der Türkei!

Reste der byzantinischen Kirche in der Burg von Alanya, dem ehemaligen Korakesion.

Ich sagte ja: hier brummt der Tourismus! Dutzende von Bussen quälen sich die schmale Straße zur Burg hoch, spucken Scharen von Urlaubern aus. Meist russisch sprechende Reiseführer erzählen, was man auch auf der Infotafel lesen könnte. Aber die 14 schönsten Tage des Jahres hat man nicht nur am Strand und am All-inclusive-Buffet verbracht, sondern auch für Bildung, Geschichtswissen, Kulturerlebnis und Völkerverständigung genutzt!

Und im Hafen unterhalb der Burg liegen all die lustigen Schiffe, mit denen man die besonderen Events mit Extra-Fun erleben kann.

Bald kome ich nach Manavgat mit seinem Wasserfall - auch hier Tourismus pur. Aber ich muss das gesehen haben, denn das Wasser fließt unterirdisch aus dem See von Beyşehir im weltweit größten Untergrund-Fluss * durch das Taurus-Gebirge hierher. Ich begegne sozusagen meinem eigenen Abwasser wieder ...

Wenige Kilometer weiter liegt das antike Side. Nach wechselvoller Geschichte war es unter den Römern eine bedeutende Stadt, Nestor von Perge war hier möglicherweise Bischof, 383 gab es hier eine große SynodeSynode (altgriech. für Zusammenkunft) bezeichnet eine Versammlung in kirchlichen Angelegenheiten. In der alten Kirche wurden "Konzil" und "Synode" synonym gebraucht. In der römisch-katholischen Kirche sind Synoden Bischofsversammlungen zu bestimmten Themen, aber mit geringerem Rang als Konzile. In evangelischen Kirchen werden nur die altkirchlichen Versammlungen als Konzile, die neuzeitlichen Versammlungen als Synode bezeichnet.. Später verlor die Stadt ihre Bedeutung, nicht zuletzt aufgrund der Bedrohung durch Seeräuber und Araber, im 13. Jahrhundert wurde sie unter den Seldschuken aufgegeben. Nach der Besetzung der Insel Kreta durch die Griechen kamen türkischstämmige Flüchtlinge hierher und gründeten eine neue Stadt.

Das Nymphaeum aus dem 2. Jahrhundert.

Das Denkmal Kaiser Vespasians, römischer Kaiser von 69 bis 79, neben dem südlichen Stadttor. Nach seinem Tod wurde das Monument damals versetzt in die Kolonadenstraße und als Brunnen genutzt: Macht ist sehr vergänglich!

Die Agora

Reste der Basilika

Side gilt als eine der drei bedeutendsten archäologischen Stätten der Türkei. Abseits der auch vom Autoverkehr genutzten Hauptstraße sehen die Wege so aus, Infotafeln fehlen weitgehend. Das ist ein Problem: jede, aber auch jede noch so abseitige und wenig bedeutsame historische Stätte ist eingezäunt, kostet Eintritt, Toilettengebühr, des öfteren Parkgebühr. Das ist ok, ernährt Menschen; dafür dürfte man aber doch auch eine einigermaßen ordentliche Aufbereitung erwarten? Und damit meine ich nicht, was ich vor einigen Tagen schon moniert habe: dass Bauten wieder hergestellt werden ohne Rücksicht auf die Unterscheidung zwischen alter Substanz und neuer Ergänzung, wie es leider die Regel ist. Beim Straßenbau werden Berge versetzt, an historischen Stätten soll es monumental werden ...

Die nächsten alten Steine sind die von Perge, schon nahe Antalya; hier gibt es Ausgrabungen, die 1946 begonnen wurden und andauern. Schon in der Zeit der Hethiter im 13. Jahrhundert v. Chr. war es eine bedeutende Stadt. Paulus machte auf seiner 1. Missionsreise, begleitet von Barnabas und Markus, auch hier Station; offensichtlich hatten die drei aber keinen Erfolg, zudem trennte sich hier nun Markus von den beiden. Perge wurde später aber ein Zentrum der Marienverehrung und in byzantinischer Zeit Sitz des Metropoliten der Kirchenprovinz Pamphylien. Im 2. Jahrhundert wirkte hier der Mathematiker Apollonius, der die Grundlagen für Ptolomäus' Weltbild schuf.

Das Stadttor aus der Römerzeit, errichtet um 300.

eine der vier Basiliken

die Kolonadenstraße

die Agora, um 175 entstanden

eine weitere Basilika, aus dem 6. Jahrhundert stammend

Nach vier sehr intensiven Tagen wollte ich etwas Ruhe, nicht Autofahren, nach zwei Tagen wieder eine Dusche - seit mein Wasserhahn in der Kiste abgebrochen ist, kann ich auch nicht duschen, denn es gibt nur eine Wasserpumpe. Und Internet finde ich auch nirgendwo. Und ich muss meine weitere Route planen. Um die Touristenmetropole Antalya gibt es aber sicher einige Campingplätze und zur Sicherheit habe ich mir schon in Beyşehir zwei Plätze aus dem aktuellen online-Campingführer des ADAC notiert.
Antalya ist groß, modern, geschäftig. Beim Tanken fliegt mir ein startender Flieger fast an den Haarspitzen vorbei, auf dem Flugplatz stehen jede Menge Maschinen. Vor Antalya hatte ich nichts gefunden - aber die Gegend dahinter soll auch schöner sein. Ist sie auch - nur völlig ohne Campingplatz. Die beiden beim ADAC gelisteten - punktgenau mit GPS-Koordinaten - sind auch schon Hotels gewichen. Riesen-Hotels. Alles russisch. Aber kein Campingplatz! Die Straße wird wieder bergig und schmal - hier wird es keine Campingplätze mehr geben! In Finike sei einer, sagt man mir. In Finike, schon über 100 km hinter Antalya, ist Stadtfest, man rühmt sich der Partnerschaft mit Mosbach, hat einen schönen Hafen - aber keinen Campingplatz. Auch die Polzei weiß keinen Rat.

Russen campen nicht, die brauchen Hotels. Deutsche und Mitteleuropäer fahren auch nicht mehr so weit. Und Türken campen noch nicht, sondern verbringen ihre Freizeit mit Baden (die Männer!) und Grillen (auch die Männer)und im Schatten sitzend am Strand, aber nicht zum Übernachten. Der Abend naht, ich fahre weiter - vielleicht ...?
Nach nun 150 km entlang der Küste seit Antalya auf schon längst wieder bergiger, kurvenreicher Straße, bin ich plötzlich völlig überrascht, weil ich jetzt ja ohne Plan fahre: Demre, die Stadt des Nikolaus (auf meiner alten Karte noch mit dem alten Namen Kaş)! Der Platz am Strand ist nicht sehr einladend, dafür gibt es aber auch kaum Auf-und Ab-Verkehr, der Sonnenuntergang ist schön und zwei Bier habe ich mir in einem nahen Laden auch gekauft. Die weitere Route kann ich auch ohne Internet planen, dann werde ich den Frust einfach wegsaufen und tief schlafen in der Vorfreude auf morgen! Was er wohl im Sack haben wird?

Samstag, 29. Juni

In Demre liegen am Nordrand des Ortes die Ruinen des antiken Myra, bestehend aus Theater und Nekropole, schon kräftig nachgebessert und es wird weiter gearbeitet und Monumentales gebaut. Schon vor dem Eingang überfallen mich die Händler mit ihrer Anmache. Und: alle Plakate sind russisch - nur noch; klar: Nikolaus ist der russische Nationalheilige. Als ich - viel zu sehen gibt es ja nicht - wieder zum Ausgang gehe, kommen die Scharen, Omnibus um Omnibus.

Die Nekropole, besonders schmuckvolle, reich verzierte Familiengräber. Myra galt als prächtige Stadt; auch Paulus war auf seiner 3. Missionsreise möglicherweise kurz hier.

Steine - die sind teilweise gut erhalten

das Amphitheater mit 110 Metern Durchmesser

Kurz vor dem Weggehen ist die Speicherkarte meines Fotoapparates voll. Aber es gibt einen Stand, der solche verkauft: 20.- für 4 GB, lautet die Auszeichnung - 8 €, ein fairer Preis. Die Verkäuferin will aber 20 US-Dollar; tatsächlich ist mir schon öfter aufgefallen, dass Waren in $ ausgezeichnet sind: die Russen verwenden die Währung des alten Klassenfeindes! Sie tauschen offenbar noch nicht einmal in türkisches Geld - die Russen, die hier sind, haben eben Stil und Lebensart! Der Preis ist mir zu hoch, wir einigen uns auf 25 Lira, 10 € - das geht gerade noch.

Die ihm geweihte Kirche und das Grab von Nikolaus sind nicht in der Ausgrabungsstätte, sondern im Zentrum von Demre, Nikolaus-Museum genannt. Ich suche, der Wegweiser führt nicht zum Ziel - aber dort, wo eine Straße zur Fußgängerzone wird, weil auch auf ihr Verkaufsstände stehen, da muss es sein - und das ist es. Noch einmal 15 Lira Eintritt - und Omnibusse und Russen in unüberschaubarer Menge. Als im kalten Krieg Aufgewachsener kenne ich die Warnung die Russen kommen nur zu gut. Schlimmer ist: hier sind sie da!

Nikolaus wurde in Myra bestattet und ob seines - inzwischen in den zahlreichen Legenden überhöhten - caritativen Wirkens schon bald hoch verehrt. Die heute gezeigte Basilika wurde vor 530 errichtet, seine Reliquien wohl damals hierher umgebettet. Myra war Hafen der Pilger auf der Fahrt ins Heilige Land, die bei ihrem Aufenthalt auch das Grab besuchten und seinen Ruhm verbreiteten - bis 1081 Händler aus der italienischen Hafenstadt Bari mit drei Schiffen anreisten, seinen Leichnam aus dem Marmorgrab unter dem Fußboden der Kirche in Myra entwendeten und in ihre Heimatstadt entführten, wo er bis heute verehrt wird.

1862 / 63 wurden im Auftrag des russischen Zaren erste Ausgrabungen vorgenommen, 1963 bis 1965 weitere Arbeiten von Türken und Deutschen vorgenommen, inzwischen wird auch hier kräftig rekonstruiert ...
Als ich im Innenhof der Kirche im Schatten saß und auf ein Abflauen der russischen Invasion wartete, wurde ich plötzlich von einer Schar der Nikolaus-Verehrer (und v.a. der -innen!) umrundet: über meinem Kopf, so viel verstand ich, ist dieses Graffiti, es sei original aus der Zeit des Urchristentums (Ichthys).

Nikolaus , rechts neben dem Altar, umgeben von Heiligen, (im Original:) 11. Jahrhundert

Fresko aus dem 13. Jahrhundert: Christus teilt das Abendmahl aus

Ich habe lange gewartet. Wirklich. Es wurde immer heißer, aber ich scheue ja keine Mühe. Nur: die Schlange der Russen am Grab (das bekanntlich leer ist) wurde statt kürzer immer länger. Also: Nikolaus-Grab gibt es nur mit Verehrer/innen zu sehen. Und sei die Bluse noch so durchsichtig: Kopftuch muss sein auch bei Russen in einer Kirche. Es ist eine echte, ehrfürchtige Andacht und teilweise wirklich inniges Beten. 80 Jahre Sowjetherrschaft haben den Glauben nicht zerstört!

Ein schicker junger Mann - Typ erfolgreicher, selbstbewusster Jungunternehmer - streckt mir seinen Super-High-Tech-Apparat entgegen, ich soll ihn vor dem Grab fotografieren; dann stellt er sich vors Grab, hat plötzlich eine große Nikolaus-Ikone zur Hand, die er sich vor den Bauch hält; das fotografische Ergebnis macht ihn sichtlich glücklich.

Ich muss mich erst im schatten des Museum-Shops erholen - jedes Museum, auch jedes Museum hat neben den vielen Verkaufsbuden auch einen offiziellen Museum-Shop. Seine Werbeaufschrift ist nur noch russisch, der Laden gegenüber hat seine Webseite gleich in Russland angemeldet. Und damit kein falscher Eindruck aufkommt: ich habe wirklich nichts gegen Russen, im Gegenteil! Und sie sind angenehme Touristen: nicht laut, nicht besoffen!, nicht rechthaberisch; Deutsche oder Japaner sind viel schlimmer; aber die schiere Masse ...

Hinter Demre geht es wieder in die Berge, der Blick auf die Stadt hat fast etwas weihnachtliches ob der weißen Gewächshäuser. Hier oberhalb der Stadt finde ich auch das Schild eines Campingplatzes - zu spät! (Und inzwischen, wieder mit dem Internet verbunden, weiß ich: es gibt noch einen weiteren am Westrand der Stadt - ich kam aus dem Osten -, direkt am Meer; der Internetauftritt macht einen sehr guten Eindruck! (Und nicht zum ersten -Mal erfahre ich: der ADAC-Seite kann man nicht trauen, viel zuverlässiger ist camping.info!)

Die Straße Richtung Westen ist wieder ebenso großartig wie dieser Blick auf Kaş

Ebenfalls an der Küste liegen die Reste von Patara, der Stadt, in der Nikolaus von Myra wohl geboren wurde; Paulus hat auf seiner 3. Missionsreise hier Station gemacht, Papst Silverius war einige Zeit nach hier verbannt.
Dies sind die Reste der im frühen 4. Jahrhundert erbauten und nach einem Erdbeben um das 8. Jahrhundert erneuerten Basilika.

Südlich an die Kirche schloss sich ein Friedhof an, in dem Särge aus dem 2. und 3. Jahrhundert stehen; Kirche und Friedhof deuten auf eine Märtyrergedenkstätte, der Sarg des Bischofs Eudemos von Patara aus dem späten 4. Jahrhundert ist identifiziert.

Patara war schon bei den Hethitern im 13. Jahrhundert v.Chr ein wichtiger Hafen und war dies auch noch in der Römerzeit. Noch 1140 berichtete ein isländischer Pilger von der Nikolaus-Schule in der Stadt; 1176 wurde sie von den Seldschuken erobert.
Der Triumphbogen des Mettius Modestus, Statthalter in Lykien, erbaut um 100. Die ersten Ausgrabungen gab es hier 1988, inzwischen wird auch hier kräftig restauriert nach türkischen Brauch ...

Spärlich sind die Reste der im 6. Jahrhundert erbauten Basilika, ursprünglich 61 Meter lang und 32 breit, eine der größten in Lykien.

Vielleicht stammte Nikolaus von Myra gar nicht aus Patara sondern aus Pinara, jedenfalls gab es auch einen Bischof Nikolaus von Pinara und die Überlieferungen sind nicht klar zu trennen. Pinara wurde gegründet, als das benachbarte Xanthos überbevölkert war und liegt wieder hoch in den Bergen. Die Kiste muss abermals hart arbeiten - aber mit den neuen Einspritzdüsen macht sie das tadellos!

Selbst hier oben in der Bergeinsamkeit gibt es ein Hütte mit Wächter und Eintrittsgeld. Die Fußwege sind halsbrecherisch, aber dann habe ich einen Teil der Nekropole erreicht.

Glücklicherweise waren die Restauratoren hier noch nicht zu Gange ...

Neben Gräbern und diesem Amphitheater gibt es zwei Agoras. Und noch immer ist es heiß und schwül - nein schwülst! Wo ich doch heute dem Nikolausausgiebig begegnet bin und also bald Weihnachten kommen müsste
... Von Zuhause höre ich, dass dort das Wetter tatsächlich eher herbstlich ist. So haben wir alle Grund zum Jammern!

Mein nächstes Ziel ist gut 250 km nördlich: Pamukkale, der berühmte Ort - dort gibt es einen Campingplatz, das weiß ich sicher. Die Fahrt geht deshalb weg von der Küste über die Berge gen Norden. Hier kann man alle paar Kilometer am Straßenrand Teeverkäufer sehen. Das ist merkwürdig in diesem Land: wenn es eine Tankstelle gibt, dann meist gleich fünf hintereinander und wieder 50 km keine. Wo es ein Gewächshaus gibt, dort ganz viele ... Und so ist das hier eben mit den Teekochern.

Sonntag, 30. Juni

Ich erreiche Pamukkale schon nach knapp drei Stunden - nicht schlecht für 268 km und mit kurzen Pausen; die Straßen sind auch in der Provinz meist gut! Die Empfehlung für den Campingplatz habe ich vom Panorama-Camping in Göreme - also eher nicht; und der Platz liegt direkt an den berühmten Kalk-Sinterterassen - also wenn irgend möglich nicht! Und tatsächlich finde ich ein Schild: 5 km weiter gibt es auch einen Campingplatz, hoch in den Bergen, wo es angenehm kühl ist: Tepe-Camping. Die Leute sind nett, das Essen gut, die Höhenluft eine Labsal. Dort verbringe ich den Sonntag - der Trubel der türkischen Wochenend-Besucher stört nicht.

Von oben geht der Blick auf die Kalk-Sinterterassen von Pamukkale und die spärlichen Ruinen von Hierapolis und weit über die Ebene.
Hier würde ich gerne auch länger bleiben - aber es gibt kein Internet und keine Waschmaschine - und beides brauche ich nun dringend.

Die Tracks:
Gazipaşa
Demre
Pamukkale

* So steht es auf Seite 7 des Beyşehir-Prospektes. Auf Seite 11 steht: einer der weltweit größten Untergrund-Flüsse ...

geschrieben am 1. Juli 2013



Kommentare


Kommentar schreiben

URLs werden automatisch umgewandelt.
[b]DEIN TEXT[/b] für Fett gedruckt
[quote]DEIN ZITAT[/quote] für Zitate
[code]DEIN CODE[/code] für Code
captcha