Welt bereisen Das Reiseblog des Ökumenischen Heiligenlexikons

Hölle und Himmel

   J. Schäfer          

Montag, 24. Juni

Ich stand über dem Schlund der Hölle und am Eingang zum Himmel; wer's nicht glaubt, wird es sehen. Zunächst erlebte ich noch den himmlischen Sonnenuntergang am See von Beyşehir; die Sonnenuntergänge hier gehörten zu den weltweit schönsten, habe ich inzwischen gelernt aus dem Prospekt der Stadt, den mir der Campingplatz-Besitzer stolz überreichte.
Am Morgen aber wurde es schwierig: Ich hatte es insgeheim befürchtet und es ist so eingetroffen: als ich aufbrechen wollte in die Ford-Werkstatt nach Beyşehir, ging die Kiste gar nicht mehr an. Also bitte ich an der Rezeption des Campingplatzes, die Ford-Werkstatt anzurufen - es ist keine offizielle, große, aber - so habe ich im Internet gefunden - eine auf Ford spezalisierte mit Computer-Diagnose und Fachwissen. Der englische Sprechende nette Mitarbeiter des Campingplatzes lässt sich mit all den guten Worten, die ich vorbringe, nicht bewegen, die von mit gewünschte Werkstatt anzurufen, sondern telefoniert mit einer anderen, die neben allen anderen Automarken laut ihrer Visitenkarte auch Ford repariert; man macht hier die Geschäfte mit seinen Freunden.


15 minutes; nach einer Stunde sind sie da: zwei Männer. Sie prüfen die Elektrik und kommen zum Schluss: die Glühkerzen sind defekt. Zusammen fahren wir in die Stadt, neue zu besorgen; ich weise darauf hin, dass es europäische, deutsche sein müssen, keine türkischen - inzwischen bin ich ja so schlau: die Kiste ist von Ford, heißt Transit, aber in der Türkei haben sie dennoch andere Teile. Wir fahren von einer Werkstatt zur anderen, zur dritten, zur vierten: strahlend kommt der eine, wieder, jetzt hat er vier Glühkerzen. Zurück zum Campingplatz und zur Kiste: der Einbau macht Schwierigkeiten, nun haben sie es kapiert: man braucht die europäischen, keine türkischen. Der eine fährt wieder in die Stadt, der andere versucht, die erste schon montierte Glühkerze wieder herauszuschrauben. Der Campingplatz-Mitarbeiter - wie all die Tage schon in weißem Hemd, schwarzer Hose und Lackschuhen - assistiert; es gelingt nicht, auch nicht mit dem Werkzeug des Campingplatzes. Ich solle mir keine Sorgen machen, sagt der Lackbeschuhte, der Mechaniker sei ein Fuchs - auf Türkisch sagt man wohl Hamster, jedenfalls etwas ähnliches wie mouse. Kurz bevor sein Kollege zurückkommt, nach mehr als einer Stunde, strahlt der Hamster, er hat es doch noch geschafft. Der Kollege kommt schließlich mit den europäischen Kerzen und einem weiteren Mechaniker - wie sich später herausstellt der Ford-Mann, den ich von Anfang an wollte. Der hat ein Computer-Diagnose-Gerät - das zeigt nur türkische Worte. Keiner der drei Mechaniker kann ein Wort Englisch, auch beim Lackbeschuhten sind die Kenntnisse am Ende. Mein jüngster Sohn vermittelt mir schließlich die Telefon-Nummer eines türkischen Freundes, der kann nun übersetzen: es sind die Einspritzdüsen - wie ich ja seit Niġde schon weiß. Das könne er nur in der Werkstatt in Beyşehir reparieren, die Kiste müsse abgeschleppt werden. Selçuk, so heißt der Freund meines Sohnes, tröstet mich noch: ich solle mir keine Sorgen machen, die kriegen das auf jeden Fall hin. Daran habe ich auch nie gezweifelt. Die Reparatur könne heute noch gelingen oder 2 bis 3 Tage dauern - je nachdem, wie schnell man die europäischen Teile beschaffen kann. Ich frage, ob ich dann in der Werkstatt übernachten kann - da mus er doch tatsächlich erst bei der Jandarma anrufen, die schließlich ihr Einverständnis gibt!

Also darf die Kiste wieder wie in Serbien huckepack fahren und landet in der Werkstatt, in die ich von Anfang an wollte: die Ford-Werkstatt Eren, die laut Werbung besonderen Service bietet. Dort wartet schon ein Autoelektriker, der alle Sicherungen prüft - alles ok. Also die Einspritzdüsen; die sind schnell ausgebaut, der Ford-Mechaniker heißt Ahmet; er bittet mich, mitzukommen: es geht ein paar Häuser weiter in die Spezialwerkstatt für Einspritzdüsen, die hat eine moderne Maschine zu deren Prüfung: alle vier sind defekt. Man könne sie reparieren, die notwenigen europäischen Teile kämen heute noch aus Konya. Also heißt es warten, Tee trinken, Mirabellen (gibt am Baum neben der Werkstatt) und Kirschen (bringt einer mit) essen, reden - ohne gemeinsame Sprache. Schließlich taucht ein Mann auf, der arbeitete bei Audi in Neckarsulm und ist jetzt wieder hier, Besitzer eines Geschäftes ein paar Meter weiter. Er fragt nach meinem Beruf; orthodox oder katholisch? - klar, Arbeiter bei Audi sind Migranten, also orthodox oder katholisch; ich erkläre - etwas die Wahrheit entstellend - die meisten Deutschen seien evangelisch, so wie ich; der - ehemalige - Imam in der Runde - nebenberuflich, jetzt nicht mehr aktiv - scheint etwas pikiert. Er führt gemeinsam mit seinem Sohn die Autoteilehandlung nebenan; der Sohn ist Ingenieur und es stellt sich heraus: der kann ganz gut Englisch, am Anfang traute er sich nur nicht. Das beflügelt die Konversation. Revolution in der Türkei? No, Erdoğan good! Ich frage nach in der ganzen Runde: Finden alle ihn gut? Alle nicken heftig - jedenfalls hier in der Provinz scheint die Meinung einhellig. Es stellt sich heraus, dass der Ford-Mann Ahmet aus Uçhisar kommt, wo Frau und Kinder noch wohnen - er hat sein Geschäft aber hier, weil die Verdienstmöglichkeiten besser sind - 350 km entfernt! Offenbar machen in der Touristen-Boom-Region Kappadokien längst andere als die Einheimischen das große Geschäft ...

Die Lieferung aus Konya verzögert sich - aber 23 Uhr ist alles fertig. Ein 74-jähriger kommt, der einige Jahre in Österreich gearbeitet hat und nun wieder hier im Ruhestand lebt. Ahmet lädt mich zum Abendessen ein: offenbar freut sich der Strohwitwer, einen Partner beim Essen zu haben, auch wenn die Unterhaltung notgedrungen nicht sehr flott ist. Wir fahren in eine Gaststätte, wo es Konya-Ekmek gibt: Pizzaboden mit Hackfleisch, gegessen mit Tomatenscheiben - sehr lecker! Anschließend essen wir Eis an der schönen Uferpromenade: Mäh, no Muh!. Schafmilcheis ist sehr viel gehaltvoller, ein Vorschlag für unsere Eisdielen! Das Eis selbst ist ohne Geschmackszusatz und wird mit Schokoladenmasse überzogen.

Als wir zurückkehren, ist der Einspritzdüsen-Mann fast fertig mit der Reparatur, die Prüfung zeigt viermal grün. Er hilft auch beim Einbau der Düsen, die Kiste springt an, die Probefahrt zeigt, dass sie fährt, es ist 23.05 Uhr. Statt der eigentlich ausgemachten 1200 Lira will Ahmet nur 1150 - das sind 250 Lira, also 100 €, weniger als Ford in Niġde wollte und ging ohne tagelanges Warten. Der Abschied ist herzlich; der Ingenieur verabschiedet mich als friend und zeigt, wie das auf türkisch geht: zweimal die Wangen aneinander reiben. Tatsächlich: das war ein teurer, langer und anstrengender Tag und doch ein beglückender ob der vielen herzlichen Begegnungen und Gespräche trotz aller Sprachbarrieren!

Dienstag, 25. Juni

Das Wehr in Beyşehir, das den Ausfluss aus dem See regelt, erbaut 1908 bis 1914 als erstes ottomanisches Projekt der Wasserregulierung, fotografiert am Morgen - ohne Eisessen.

Ich fahre zurück nach Konya, denn von der Stadt hatte ich aus Sorge um die Kiste ja nichts gesehen. Die Sultan-Selim-Moschee mit der angegliederten Yusuf-Ağa-Bibliothek aus dem Jahr 1795 liegt vor dem Wallfahrtsort, der die als religiöses Zentrum der Türkei geltende Stadt prägt:

Das Mevlâna-Kloster, das Kloster der tanzenden Derwische, mit dem Grab des Gründers dieses Ordens, Celal-eddin Rumi, zu erkennen am grünen Hut. Der Lehrer der Philosophie am Hof des Seldschuken-Sultans gründete 1272 den Orden, der seinen Namen hat aus der Anrede des Ordensführers Mevlâna, unser Herr. Die Lehre des ursprünglich aus Afghanistan stammenden Celal-eddin Rumi besteht aus altgriechischen, buddhistischen, chrsitlichen und islamischen Inhalten mit dem Ziel der Vereinigung der Menschenseele mit dem Allerhöchsten.

Nach dem Tod des Ordensgründers wurde 1274 sein Grabmal erbaut. Der Orden wurde bekannt als Orden der tanzenden Derwische, weil seine Angehörigen den ekstatischen Tanz sema pflegten, der die Erfahrung der Gegenwart Gottes ermögliche. Der Ordensleiter setzte die Sultane durch Übergabe des Schwertes in ihr Amt ein - ähnlich der Kaiserkrönungen des Mittelalters durch die Päpste. 1925 wurde der Orden von Atatürk aufgelöst, das Kloster in eine Museum für alte Kunst umgewandelt; erst seit 1959 trägt es wieder den an den Gründer erinnernden Namen Mevlâna-Museum. Aller Säkularisierungsbemühungen zum Trotz wird das Kloster und Mevlânas Grab von vielen Muslimen verehrt und kräftig besucht, wie das Bild - es ist Vormittag eines normalen Arbeitstages! - zeigt.

Mevlânas Grab (unter dem Baldachin), umgeben von vielen anderen Gräbern von Ordensmännern.
Fotografieren ist streng verboten - alle tun es - der Aufseher schaut zu.

In den ehemaligen Klosterzellen werden verschiedene Gegenstände ausgestellt: ein Rosenkranz - so heißt die Gebetskette auch bei den Muslimen - mit 1498 Perlen aus Lindenholz.

eine Klosterzelle

tanzender Derwisch, eine Puppe fürs Museum

lernende Derwische

kochender Derwisch

die Klosterzellen

In der Stadt: das Bazarviertel, um die Mittagszeit nicht ganz so geschäftig ...

Die Kapi-Moschee mit den Männern, die sich fürs Mittagsgebet waschen.

Konya ist heute eine Millionenstadt, Verwaltungszentrum der Provinz, die größer ist als die Schweiz. In der Altstadt haben sich die alten Häuser teilweise erhalten.
Konya wurde als Ikonium schon bald eines der wichtigen Zentren des Christentums, von Paulus schon auf seiner 1. Missionsreise besucht. Dabei bekehrte er Thekla, die dann auch als Glaubensbotin wirkte und uns noch öfter begegnen wird ...

Auch unter der Woche wird geheiratet.

Als ich die Stadt verlasse fällt auf: Erdoğan lässt sich jetzt Plakatieren: das Volk steht hinter dir. Wenn er meint, dass Personenkult Probleme lösen kann, dann allerdings steht es schlecht um ihn, wie alle Beispiele der Geschichte zeigen ...

Ich fahre nach Kilistra, das frühere Lystra, das auch Paulus besuchte als nächste Station nach Ikonium. Heute ist nur noch ein Bauerndorf übrig und diese Dreschmaschine steht nicht im Museum, sondern ist in Gebrauch.

Die damalige Stadt, aus deren Gemeinde Timotheus hervorging, verlor schon bald ihre Bedeutung. Übrig blieben einige Höhlen in der Umgebung.

Die Reste der einstigen römischen Herrlichkeit von Lystra sind unweit von Kilistra unter diesem Hügel verborgen, der aber immerhin die Einrichtung eines Parkplatzes, eines Brunnens und eines Toilettenhäuschens bewirkt hat. Benutzung auf eigene Gefahr!

Auf dem Weg ins einstige Derbe führt mich der Wegweiser in die Bergwelt des Kara Dağ, wo in der Bergeinsamkeit mehrere Kirchen als Ruine überlebt haben. Im Bergdorf Madenşehri stehen inmitten eines Gehöftes diese Überbleibsel.

Eindrücklich ist, wie die Jahrhunderte die Bauwerke im Boden versinken lassen! Dennoch sind sogar Reste figürlicher Fresken erhalten.

... auf besonderen Wunsch ...

Noch höher den Berg hinauf auf über 1600 Meter ü.d.M.: die Reste der Kirche und des einstigen Klosters von Mahalaç / Üçkuyu.

Auch hier, zwischen und in den Ruinen, leben Menschen, selbst Kinder. Ein alter Schafhirt freut sich, dass ein Fremder hierher findet und lädt mich zum Tee ein. Leider habe ich keine Zeit, es ist schon Abend und ich will noch nach ...

... Derbe, das ich nach längerem Suchen und häufigem Fragen schon nach Sonnenuntergang nahe dem Bauerndorf Suduraği finde: ein unausggrabener Hügel, mehr blieb nicht. Auch Paulus kam nach seinem Besuch in Lystra auf seiner 1. Missionsreise nach Derbe.
Im kleinen Dorf finde ich einen richtigen Konditor und gönne mir zum Abendessen türkischen Kuchen und ein Eis - Mäh, no Muh, schmeckt einfach toll! Die Idee, am Bahnhof, den es hier auch gibt, zu übernachten war weniger gut; ich dachte, es fahren eh' keine Züge, aber der erste weckt mich schon kurz vor 6 Uhr am Morgen.

Mittwoch, 26. Juni

Heute geht es durch die Berge des Taurus nach Süden, zuerst nach Mut, dem früheren Claudiopolis. Mein Versuch, im Schatten auf der Burg den fehlenden Schlaf nachzuholen, scheitert: es ist schon am Vormittag zu heiß. Die nächsten Tage werden sehr heiß und unsäglich schwül, T-Shirt und Hose kleben am Körper, zum erstenmal muss ich richtig schwitzen und das nun gleich sehr ausgiebig!

Auf der Burg gibt es ein Museum, auch mit Funden aus Claudiopolis, darunter dieser Sarg.

Auf einsamer Bergstraße geht es nach Uzuncaburç, wo es recht gut erhaltene Ruinen gibt - hier das einstige Stadttor. Der Ort war ursprünglich das Zeus geweihte Kultzentrum der etwas weiter im Tal gelegenen früheren Stadt Olba; die Römer erhoben es im Jahr 72 zur eigenen Stadt mit dem Namen Diocäsarea.

Der Zeus-Tempel stammt aus dem 3. Jahrhundert v.Chr.

das nördliche Stadttor

der Tempel der Tyche

am Rande der Stadt: das einstige Kloster im Tempel der Tyche

Der etwas enfernte 23 m hohe Wehrturm. Hier treffe ich einen Türken aus Bremen, der seine Schwester besucht, die in dem Haus hinter dem nördlichen Stadttor rechts wohnt. Er wundert sich, dass ich den ganzen Weg mit dem Auto gekommen bin - man fliegt doch und nimmt sich einen Mietwagen ... Aber er hat auch nur 14 Tage Zeit ...
In dem kleinen heutigen Bauerndorf gibt es eine Post! Und die hat jetzt, 13.30 Uhr, geöffnet! Zwei Beamte hinter dem Schalter! Hier bekomme ich ohne Anstehen und Schwitzen meine Post los! Leider, nein: sie haben keine Briefmarken, ich möge in Silifke ...

Noch weiter abseits liegt Olba, die eigentliche Stadt, von der wenig übrig ist. Einst hatte die Stadt einen auf Konzilien vertretenen Bischof und ein Heiligtum für Thekla von Ikonium.

Rest des Aquädukts ...

... und Höhlenwohnungen

Ich will nun schnell nach Silifke. Weil mich der Tramper nervt, ich müde bin, da mir noch immer Schlaf fehlt, benutze ich einen Tourismus-Wegweiser als Vorwand, ihn loszuwerden und lande deshalb in Cambazlı, wo es - nicht im Reiseführer, nicht auf der Landkarte, aber in der Realität - einen außerordentlich gut erhaltenen Athene-Tempel gibt ...

... und diese ebenfalls sehr gut erhaltene Basilika aus der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts.

Auch Reste der ehemaligen Taufkapelle sind erhalten.

Am Nachmittag erreiche ich das Meer, schon von weitem grüßen die Betonburgen der Hotels. Innerhalb einer halben Stunde bin ich aus der tiefsten Provinz im modernen Massentourismus gelandet: in Kızkalesi mit der Burg im Meer, der Überlieferung zufolge gebaut von einem Sultan für seine Tochter, der man prophezeit hatte, sie werde an einem Schlangenbiss sterben. So konnte er das Schicksal aufhalten, bis jemand der Tochter einen Obstkorb brachte, in dem sich eine Schlange versteckt hielt ... Himmel und Hölle liegen nahe beieinander, wie ich noch eindrucksvoll sehen werde.

An Land steht die einem armenischen Fürsten im 11. Jahrhundert erbaute Festung Korykos.

Unweit ist Kandlıdivane, das antike Kanytelis, mit diesem Turm aus der Zeit des hellenistischen Königreiches von Olba.

Er steht an einem großem Erdloch, das kultische Bedeutung hatte. Der Überlieferung nach wurden Verbrecher in das Loch geworfen und dort von wilden Bestien aufgefressen. Tatsächlich dient der Ort rituellen Bestattungen. Die kultische Bedeutung machen auch die vier großen Kirchen deutlich, die im 5. und 6. Jahrhundert rund um das Erdloch errichtet wurden.

Eine der weiteren Kirchen. Als Bestattungsort ist der Platz bis heute in Gebrauch.

Ein Stückchen weiter Richtung Silifke liegen direkt an der Küste die Ruinen von Elaiussa Sebaste. In die ehemals römische Agora aus dem 2. Jahrhundert hinein wurde im 5. Jahrhundert eine große Basilika gebaut, die offenbar eine Märtyrer-Gedenkstätte und Ziel von Pilgern war; im 13. Jahrhundert stürzte sie bei einem großen Erdbeben ein, nachdem sie schon seit dem 7. Jahrhundert aufgegeben worden war.

Das antike Theater. Die Straße führt durch die Ausgrabungen, die die römische Universität Sapienza vorgenommen hat.

Weitere Reste liegen jenseits der großen Küstenstraße direkt am Meer.

An den Ausgrabungsstätten gibt es keine Touristenströme. Aber jetzt ...

... komme ich zu Himmel und Hölle, Cennet ve Cehennem, da gibt es Scharen von Menschen! Ich besuche erst die Hölle: ein paar Schritte bergauf, eine hübsche, freundliche Kartenkontrolleurin und dann stehe ich direkt darüber: 120 Meter tief ist das Loch mit 30 Metern Durchmesser, fruchtbarem grünem Grund und schönen Tropfsteinen.
Die griechische Legende erzählt, dereinst habe Zeus immer wieder mit dem feuerspeienden, 110-köpfigen Drachen Typhoon zu kämpfen gehabt; als Zeus einen Kampf verlor, warf der Drache ihn in dieses Loch, aus dem ihn Hermes unter Mithilfe von Pan errettete. Zur Strafe war Zeus den Drachen in den Ätna auf Sizilien, der seitdem Feuer spuckt.

Dann geht es 50 Meter weiter, in den Himmel. Der männliche Kartenkontrolleur ist muffig. Und dann folgt ein Absteig, dem gegenüber war der in Ihlara ein Spaziergang: noch tiefer hinab, 455 Stufen, von denen die Infotafel sagt, einige seien restauriert; so sehen sie aus: eine wilde Ansammlung von Steinen, unten Achtung schlüpfrig. Schon der Abstieg bei 38° in dem windlosen Loch ist eine Totur. Und erst der Gedanke an den Frieder von Stetten ... Das Keuchen und der optische Eindruck der entgegenkommenden Aufsteiger spricht Bände.

Und das ist er dann: der Eingang zum Himmel: ein dunkles Loch. Fast kein Grün. Keine Tropfsteine. Zugegeben: es entspringt dort eine - im Sommer fast wasserlose - Quelle aus dem Fels und es ist angenehm kühl - aber der Aufstieg droht ja noch.
Ich habe es schon immer gesagt: ich will dereinst wohl eher in die Hölle, da gibt es die interessanteren Menschen; und jetzt bin ich mir eigentlich ziemlich sicher .

Ob eine der beiden jungen Damen Maria heißt, weiß ich nicht; dass eines ihrer Kinder Jesus heißt, ist bei Türken auszuschließen. Aber sie sitzen vor der Marienkapelle, die Paulus höchstpersönlich am Eingang zum Himmel erbaut habe; sie stammt tatsächlich aus dem 5. / 6. Jahrhundert.

Der Eingang zum Himmel - eine Prüfung der Glaubensstärke.
Aber ich habe jetzt beides erlebt.

Natürlich wurde auch oben am Eingang zum Himmel eine Kultstätte errichtet; sie war erst ein Zeus-Tempel, dann eine Kirche.

Die Tracks:
Derbe
Silifke

geschrieben am 30. Juni 2013


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