Donnerstag, 9. Mai
Spät eingeschlafen, dennoch früh raus: um 8 Uhr öffnet das
Ausgrabungsgelände von Olympia, ich will dann
gleich dort sein. Aber schon um diese Zeit kommen Busse im Minutentakt, die Touristensaison hat begonnen, und wie immer
gehören die Asiaten zu den eifrigsten.
Auch hier waren wir schon vor rund 30 Jahren, aber es lohnt auch ein zweites Mal.
Das in Teilen 2005 wiederaufgebaute Philippeion
- ein von Philipp II. von
Makedonien zum Sieg von 338 v. Chr.
über Athen und Theben - dem heutigen
Thiva - in Auftrag gegebener Tempel; der
Wiederaufbau wurde ermöglicht durch die Rückgabe von Elementen durch das
Berliner Pergamon-Museum - man lobe es!
Der Hera-Tempel, der älteste in Olympia, um 620 v. Chr. gebaut zu Ehren von Hera, der Gattin und gleichzeitig Schwester von Zeus.
An den Resten des davor stehenden Altars wird - seit 1936! - die Flamme für die Olympischen Spiele entzündet.
Mich interessiert aber etwas vergleichsweise Unspektakuläres: die Reihe der Schatzhäuser
, in denen die griechischen
Städte ihre Weihegaben aufbewahrten; eines davon
wurde aufgrund seines Namens fälschlich zum Stichwort für die Zuschreibung,
Lucius von Cyrene sei hier Bischof gewesen.
Direkt daneben ist das Tor zum Stadion.
Im Zentrum der Anlage natürlich: der Zeustempel.
Erhalten ist in Teilen diese frühchristliche Basilika aus dem 5. Jahrhundert, gebaut auf den Mauern der Werkstatt des Pheidías, des bedeutendsten Bildhauers und Metallkünstlers der klassischen griechischen Antike.
Schöner: die Palaestra, die Schule der Ringer.
Nun brause ich also die 70 km nach Dimitsána:
teilweise autobahnähnlich
, rot eingezeichnete Haupstraße und Europastraße. Das dauert in Wirklichkeit 2½ Stunden,
die autobahnähnliche
Straße ist schon kurz hinter
Olympia gesperrt - darauf wachsen jetzt Büsche,
hier fuhr schon lange keiner mehr. Die alte Strecke ist zwar durchgehend - durchgehend gibt's so etwas sonst nicht,
sondern nur ein Abschnitten von einigen 100 Metern - asphaltiert (der EU sei Dank, wie Bauschilder zeigen), aber so eng,
kurvig und bergig, dass das Vorwärtskommen eher einem Stillhalten gleicht. Als in einer Kurve unverhofft ein LKW
entgegenkommt, passt zwischen Leitplanke rechts (manchmal gibt's die) und LKW links jeweils kaum ein Blatt Papier - aber
es hat auch nicht geknirscht. Und die Ausblicke …!!
Man sollte das Leben geruhsamer angehen, weiß die Katze am ersten Ziel, dem (neuen) Kloster Filosofou in der Schlucht unterhalb von Dimitsana.
Das (neue), vor 1691 gegründete Kloster Filosofou war Ausbildungsstätte für Agapios den Priester, Ananias von Lakedaimon und Gregor V. von Konstantinopel. Es war damals zur Zeit der Osmanischen Herrschaft ein abgelegener Ort, von den Türken nicht beachtet, und wurde zum Zentrum der Pflege griechischer Kultur und dann des Widerstandes.
Nur ein paar Mauern sind übrig vom 963 gegründeten und dann verlegten alten Kloster Filosofou, in dem Athanasios von Christianopolis ausgebildet wurde und Gerasimos von Sourvia Mönch war.
Von etwas Entfernung kaum zu erkennen hängt das Kloster am Fels (in der Bildmitte).
Vorbei am Geburtshaus von Gregor V. von Konstantinopel komme ich nun im Ort Dimitsana an diese Kirche, die dem ebenfalls hier geborenen Euthymios von Dimitsána geweiht ist.
Dimitsana war das Zentrum des Aufstandes der Griechen gegen die Osmanen 1821, wurde also sozusagen zur Wiege
Griechenlands und ist deshalb im ganzen Land von großer Bedeutung,
Gregor V. von Konstantinopel
hatte dabei eine Symbolrolle. Der abgelegene Ort gilt aber auch als besonders beschaulich und ursprünglich, viel Altes hat
sich erhalten. Sichtlich boomt trotz der verkehrsungünstigen Lage der Tourismus, das Dorf ist voll von Gästen, Busse
bringen neue. In den Seitengassen gibt es noch das Ursprüngliche: ein ehemaliger Laden, die Tür rechts war der Eingang
zur Gaststätte …
… und wenige Meter entfernt das Touristische: dieser
Wohnturm aus dem Jahr 1850, gebaut von einem,
der durch den Handel mit Rosinen in ganz Europa reich wurde, ist heute Hotel, nennt sich ganz besonderes
Luxus-Gästehaus
, ab 120 € die Nacht. Dimitsana war der Geburtsort auch von
Agapios dem Priester,
Ananias von Lakedaimon und
Dionysius I. von Konstantinopel;
Romanos von Dimitsana war hier Priester.
Auf der Hauptstraße im Zentrum spielt sich das übliche griechische Leben - inzwischen ist Mittagsruhe - ab.
Nun muss ich wieder zurück auf der tollen Europastraße
und bis nach Pyrgos nahe der Westküste, wo ich versehentlich
am Dienstsitz des Metropoliten lande.
Eigentlich wollte ich zur Kathedrale, die - mal wieder - Nikolaus geweiht ist; Illyricus „der Wundertäter” lebte in dieser Gegend.
Neben der Kathedrale, die auf dem höchsten Hügel der Stadt steht, trifft sich die Jugend. Und man erkennt: die Stadt hat
ein wenig ansehnliches Bild
, wie Hans-Peter Siebenhaar schreibt. Mir wird klar: die Zeit des ruhigen, ländlichen
Lebens nimmt für mich ihr Ende.
Das erlebe ich dann gleich auf der Straße Richtung Norden: autobahnähnlich
, sagt die ADAC-Karte wieder; das heißt:
eine Spur pro Richtung, aber breit und mit Abbiegespuren, dennoch mit Ortsdurchfahrten und vielen 50 km/h-Begrenzungen - was
keinen stört, die Griechen rasen wie gestört, ihr Leben scheint ihnen wenig wert. Zweimal steht die Polzei mit Laserpistole
am Rand, das erste Mal wurde ich gewarnt, beim zweiten Mal musste der Beamte telefonieren. So gelange ich auf den
Campingplatz Kato Alissos nahe Patras, dem
dieses Auto gehört, das fleißig benutzt wird: ein T2-Bully - so einen hatte ich vor 45 Jahren. Und dieser hier hat TÜV -
heißt in Greichenland K.T.E.O. - bis 12/2019, bei meinem war damals nach wenigen Jahren Schluss.
Man sieht deutlich, wie verschwenderisch diese faulen Griechen leben - auf unsere Kosten. Die AfD hat deshalb am
Freitag im Bundestag beantragt zu beschließen, dass Griechenland umgehend die 15 Milliarden € an Deutschland zurückzahlt,
die sie im letzten Rettungspaket
erhielten, denn die Griechen seien einfach nicht ehrlich und solide. Das habe
im übrigen schon vor über 100 Jahren auch der Finanzminister des bayerischen Königreiches festgestellt, als Otto König von
Griechenland war; sie seien einfach nicht lernwillig, über Jahrhunderte hinweg, das Geld müsse deshalb zurück. Die FDP -
unter Lindner nicht nur die eiskalte Lobbymaschine wie zuvor, sondern immer auch eifrig beim Versuch, am rechten Rand
mitzumischen - teilt die Analyse, nur die Forderung nicht, denn das Geld kam ja gar nicht aus Deutschland, sondern aus
Krediten der Europäische Finanzstabilisierungsfazilität (EFSF)
. Ein lohnendes Video:
Bundestagsdebatte zur Rückabwicklung von Finanzhilfen für
Griechenland.
Der Campingplatz hier ist sehr schattig,
einigermaßen in Ordnung und dient den meisten für nur eine Übernachtung nach der Ankunft mit der Fähre; es ist jetzt
einiges los, für die Wohnmobil-Rentner hat die Saison begonnen. Am Rand zum Meer steht dieser wirklich riesige
tausendjährige
Olivenbaum - sehenswert! Nur mit den Augen, nicht auf dem Foto zu sehen: rechts ist Patras, links
das griechische Festland, dazwischen die 2004 fertiggestellte, 2,2 km lange Hängebrücke über den Golf von Korinth,
ausgelegt für Winde von 140 km/h, Erdbeben mit Stärke 7 und ausgleichend, dass sich der
Peloponnes jedes Jahr einige Millimeter vom Festland entfernt.
Freitag, 10. Mai bis Montag, 13. Mai
Nach drei Tagen Arbeit ist am Montag der Besuch in Patras auf dem Programm, wo mich die Andreas geweihte Kathedrale empfängt. Sie ist die größte Kirche in Griechenland und die viertgrößte orthodoxe Kirche auf dem Balkan - hier die Seitenansicht des kreuzförmigen Gebäudes, 1908 durch König Georg I. gestiftet und 1974 eingeweiht.
Gigantisch auch innen, für mich gibt es viel zu fotografieren.
Neben der neuen Kathedrale steht die alte - vgl.
Bilder aus den Andreaskathedralen in
Patras -, beide dem Stadtpatron Andreas geweiht. In die alte, die eigentlich
geschlossen ist, komme ich durch eine Seitentür; die extrem buckelige und ebenso alte Mesnerin empfängt mich freundlich und
auf Englisch und zeigt mir stolz ihre Kirche - die leider so dunkel ist, dass man nicht wirklich fotografieren kann. Mit
diesem Ort verbunden sind Artemius,
Maximianus von Ravenna,
Regulus von Patras und
Sosipater.
Vorbei an der Pantokratorkirche, einer der ältesten Kirchen der Stadt, verbunden mit Athanasius von Methoni, Benedikt von Patras, Elias dem Jüngeren und Elias Speleota, komme ich an die Ruinen des römischen Odeons …
… in dem noch heute Aufführungen stattfinden.
In der Festung gibt es außer alten Mauern nichts zu sehen; bedeutsam war sie 805, als die anstürmenden Slawen zurückgeschlagen werden konnten - was man der Fürsprache von Andreas zuschrieb.
Dennoch kamen dann die Kreuzfahrer, die Venezianer, die Osmanen, die diese Moschee errichteten - dauernde Fremdherrschaft, wie überall in Griechenland.
Außerhalb in den Bergen liegt das Kloster Nikolaou Mpala, angeblich schon um 700 gegründet, in dem es offenbar streng zugeht: lange Mittagspause - es hat schon zu - und Frauen in Hosen dürfen es nicht betreten. Hier wird der verhinderten Heiratspläne von Athanasios von Christianoupoli gedacht.
Auch das Kloster Kloster Girokomio, das ein
Historiker mit Artemius in Zusammenhang bringt, hat
jetzt Mittgaspause.
Zum Schluss sehe ich in einem Vorort noch die nach einer Erscheinung
Milos von Susa geweihte moderne
Kirche; muss man wirlich nicht gesehen haben -
so wenig wie die ganze Stadt, die 1828 in den Freiheitskriegen von den Türken angesichts ihrer Niederlage komplett
niedergebrannt worden war und heute geschäftig, die größte Stadt des Peloponnes, aber eben auch gesichtslos ist.
Tracks
Kato Alissos
Patras
geschrieben am 12., 13. und 14. Mai 2019