Welt bereisen Das Reiseblog des Ökumenischen Heiligenlexikons

Im Nordwesten Griechenlands

   J. Schäfer          

Dienstag, 2. Juli, bis Sonntag, 7. Juli

Fünf Tage arbeite ich auf dem wirklich empfehlenswerten Camping in Kalamitsi - italienische Besitzer, die können es! Johanni ist vorüber, die Tage werden wieder kürzer - Hubert von Goisern kommt mir in den Sinn: Jetzt san dia Dag scho kürzer wor'n und Blatteln falln au von de Baam … singt er mit den Alpinkatzen in Weit weit weg, das manche als das schönste Liebeslied bezeichnen. Tatsächlich fallen hier ob der Hitze auch die Blättern massenhaft von den Bäumen. Meine Cds/DVDs hatte ich leider alle vergessen mitzunehmen, aber abends gibts manchmal Musik von YouTube - die griechische Alltagsmusik im Radio ist nicht so mein Fall - nicht alle Griechen sind Mikis Theodorakis.


Am Sonntag geht es in die nähere Gegend und dann noch einmal nach Süden, an den Golf von Korinth; ich werde bei der schwülen Hitze wieder eine richtige Dusche brauchen und deshalb zum Übernachten zurückkommen.
Das erste Ziel sind die Ruinen von Nikopolis; die Stadt wurde 31 v. Chr. durch Octavian - den späteren Kaiser Augustus - gegründet, nachdem er die Flotte von Marcus Antonius und Kleopatra VII. in der Seeschlacht im Meer vor dieser Stelle geschlagen hatte. Zuerst sehe ich die Ruinen der eingezäunten und unzugänglichen Basilika B, die um 460 gebaut wurde und damit die älteste Basilika von ganz Epirus ist; Bischof Alkison von Nikopolis ließ sie erweitern.

Große Teile der beeindruckenden Stadtmauer aus früchristlicher Zeit - hier mit dem Westtor - sind erhalten.

Eindrucksvoll auch die Reste der Terasse des fürstlichen Hauses des Stadtkommandanten, das dann um 450 zum Bischofspalast wurde, neben dem um 550 die Basilika A - auch Basilika des Dometios - erbaut wurde.

In den Ruinen der Basilika A sind - durch die Häuser geschützt - Mosaiken erhalten.

Nach der unscheinbaren, dem Märtyrer Christos von Preveza in seinem Geburtsort geweihten Kirche in Preveza geht es einen großen Sprung nach Süden, zunächst durch den Unterwassertunnel, der bei Preveza die Meerenge zwischen dem Ionischen Meer und dem Ambrakischen Golf unterquert; das kostet 3 € - aber die Dame an der Zahlstelle erklärt, es koste heute nichts. Dann führt mich mein Navi irrtümlich und blödsinnig auf Abwegen durch enge, kurvige und holprige Nebenstraßen, bis ich die Autobahn erreiche. An der Zahlstelle wieder: Schranke zu, Dame: kostet heute nichts, überreicht mir die Quittung für 0 € und öffnet. ??? Mir kommt die Idee: heute ist Wahltag! Auf der Rückfahrt frage ich - denn immer ist die Schranke zu und kommt es zum Dialog mit der Frau im Häuschen. Sie bestätigt meine Frage because of the elections? und macht dabei ein sehr gequältes Gesicht. Bekommen die ihr Geld als Umsatzbeteiligung? Den Jungs - von McKinsey, oder welcher Beraterfirma auch immer -, die das blödsinnige griechische Mautsystem erfunden haben, wäre es zuzutrauen. Jedenfalls habe ich etwa 15 € gespart - Danke, aber Griechenland hätte das Geld brauchen können!
Im Bergdorf Analipsi bei Nafpaktos - das ich wegen der Irrfahrt erst nach fast 4 Stunden erreiche - ist das Johannes-Kloster, in dem Theonas von Thessaloniki Mönch und Abt war, nicht an der auf Google-Maps eingezeichneten Stelle; nach etwas Suchen und Glück finde ich es doch noch - jedenfalls meinte ich es in der heutigen Friedhoskirche gefunden zu haben, aber dort beginnt der Weg, den ich fast bis ans Ende gefahren bin - ganz am Ende wäre das gesuchte Kloster gewesen; nach vier Stunden rumgegurke waren meine Nerven zu schnell am Ende. Das richtige Kloster ist übrigens auch - und richtig - bei Google-Maps verzeichnet.

Kleine Entschädigung: der Blick von hier auf den Golf von Korinth.

Nicht weit ist es nun nach Nafpaktos, wo der kleine Hafen bedeutsam wurde wegen der Seeschlacht von Lepanto, in der die Heilige Liga der Christen - Dank der Hilfe von Maria - gegen die Osmanen siegte; Papst Pius V. führte deshalb das „Rosenkranzfest” ein.

Deutlich zu erkennen ist die lange venezianische Geschichte der Stadt an ihren Bauten und Kirchen; neben der Metropolitankirche - David von Euböa wurde hier zum Priester geweiht - zeigt sich das auch an dieser, der Paraskevi-Kirche.

Letztes Ziel heute ist das Kloster Varnakova, in dem David von Euböa Abt war. Das 1984 verlassene und 1992 von Nonnen wieder besiedelte Kloster ist - mit Ausnahme des Katholikon - 2017 ausgebrannt.

Die Nonnen pflegen die Reste des Klosters, wie rund um das Katholikon sichtbar, mit viel Liebe.

Noch einmal eindrucksvoll: der Blick hinab auf den Golf von Korinth und hinüber zum Peloponnes.

Montag, 8. Juli

Nach dem endgültigen Abschied vom liebenswürdigen italienischen Camping in Kalamitsi geht es nach Norden, zunächst vorbei am Amphitheater von Nikopolis und dann nach Arta, das am Rande der Altstadt Reste der Stadtmauer zeigt.

In der Kirche Agios Georgios gab es einige Fresken und Ikonen zum Fotografieren, dann komme ich zur Metropolitankirche; Gerasimos Palladas von Alexandria wirkte hier als Lehrer, der Märtyrer Zacharias und Erzbischof Zacharias von Korinth wurden hier geboren.

Auch in der Metropolitankirche wieder: eine Pracht!

Berühmt ist die Brücke von Arta, erbaut um 1612, in vielen griechischen Liedern und Gedichten besungen.

An der Donatos-Kirche in Glyki, an deren Stelle wohl der von Donatus von Euroea errichtete Dom stand, führt der legendenumwobene Fluss Acheron vorbei, auf dem den Touristen Wildwasserfahren angeboten wird. Der Acheron ist in der griechischen Mythologie und auch in Dantes Göttlicher Komödie der Hauptfluss der Unterwelt, in den die fünf anderen - darunter der Styx - einmünden. Er ist der Totenfluss, über den Charon mit seiner Fähre die toten Seelen in den Hades gebracht hat.

Im kleinen Küstenstädtchen Parga wirkte Agapios der Priester eine Zeit lang. Es wird kein Problem sein, mit kurzem Stop die Kirche zu fotografieren - dachte ich. Hier ist die Hölle los, der Tourismus überschwemmt den Ort, Parkplatz finde ich - auch griechisch - nur weit außerhalb und marschiere dann schweißtreibendst durch die Mittagshitze.

Der Ort ist wirklich wunderschön - aber die Menschenmassen: schrecklich!

Wieder im Landesinnern fahre ich nach Paramythia; dort ist die Donatoskirche Donatus von Euroea geweiht, Gerasimos Palladas von Alexandria wirkte hier als Lehrer; im Ortsteil Agios Donatos wurde der Märtyrer Anastasios von Paramythia geboren und getötet, ihm ist dort die Kirche geweiht. Die Wurzeln des Ortes liegen in der antiken Stadt Photike, wo Diadochus von Photike Bischof war. Obwohl schon 1796 ausgegraben, sind die Ruinen wieder überwachsen und zeugt nur noch das Schild von ihnen.

Am frühen Abend komme ich ins im Pindos-Gebirge hoch gelegene Metsovo, fahre in den Ort und dann dem Wegweiser folgend zum gesuchten Nikolaos-Kloster, in dem Reliquien von Nikolaos Basdanis von Metsovo liegen. Dann ist die schmale Straße durch den steil am Berg liegenden Ort halbseitig gesperrt, auf einem handgemalten Plakat steht etwas, das ich natürlich nicht lesen kann (besser: will). Als es dann ganz, ganz, ganz eng wird - rechts ein parkendes Auto, links die Mauer über dem Abgrund, weiß ich: es reicht gerade so - aber ein freundlicher Mann winkt im Bedürfnis, mir zu helfen. Wenige Meter später kommt die Vollsperrung. Zurück geht wegen der Engstelle nicht - und vorwärts? Doch, es sei möglich; dann kommt eine Spitzkehre, nicht für Autos gemacht - deshalb das Schild - aber es reicht wieder. Jetzt schwitze ich auch am Abend und in über 1000 m Höhe!
Belohnt werde ich mit dem Kloster, einem echten Kleinod, jetzt wieder bewohnt und in Renovierung begriffen. Die Arbeiter gehen gerade nach Hause, ein Mann - kein Mönch, kein Arbeiter, seine Funktion kann ich nicht ergründen, sein Englisch ist mäßig - wartet aber extra auf mich und zeigt mir alles, sogar im Katholikon fotografieren darf ich.

Der Zellentrakt der Mönche.

Auch das Nikolaos-Kloster erinnert eher an einen Bauernhof.

Wieder zurück bis fast an die kritische Stelle geht es, um dann zum Kloster Koimiseos Theotokou zu gelangen, wo ebenfalls Reliquien von Nikolaos Basdanis von Metsovo liegen. Mein Helfer ist noch da und warnt: es sei schon zu, dennoch steige ich den steilen Fußweg hinab und dann wieder hinauf - jetzt schwitze ich vom Anstieg; mein Helfer lächelt, er ist das gewohnt. Ich biete ihm eine Zigerette an, die er gerne annimmt - bis Mofageräusch ertönt: das sei sein Sohn, der dürfe nicht sehen, dass er raucht, sonst schimpfe er; die halbgerauchte Zigarette wird gelöscht, wandert in die Hosentasche und wartet auf sohnfreie Zeiten. Aber welche Autorität 18-jährige gegenüber ihren Vätern haben, erstaunt mich schon.

Auf der Umfahrungsstraße geht es nun ohne Engstelle ins Zentrum des Ortes, gut 1200 m hoch, wo die älteren Männer ihrem üblichen griechischen Tagwerk nachgehen: sitzen.

Das Bergdorf ist seit jeher reich an Wasser und Geld und erinnert in Baustil (und Sauberkeit !) an die Alpen. Früher waren Holz und Handel Quelle des Reichtums, heute ist es der Sommer- und v. a. der Skitourismus.
Zum Übernachten fahre ich wieder - auf der Umfahrungsstraße! - hinunter zum Nikolaos-Kloster und schlafe in völliger Ruhe, kühl, neben mir das Rauschen des Wildbaches. Eine Labsal! Rätselhaft, warum ich am nächsten Morgen wie gerädert aufwache.

Dienstag, 9. Juli

Auf der kühn in die Berge gebauten Autobahn geht es nun zurück nach Ioannina - eine hektische Stadt, natürlich ohne Parkmöglichkeit; auf dem Bezahl-Parkplatz löhne ich - für Griechenland stolze! - 6 €.
An der Mauer der Burg vorbei, die freundlich Schatten spendet, geht es zuerst zum Burgtor, wo der Märtyrer Georg von Ioannina hingerichtet wurde.

An der Metropolitankirche gibt es eine eigene Kapelle für Georg, der auch der Patron der Stadt ist; Arsenios von Paros der Jüngere wurde hier geboren, Gerasimos Palladas von Alexandria war hier Lehrer.
Die Stadt kann die Einflüsse aus dem nahen Albanien nicht verhehelen, bis 1913 war sie türkisch.

Mit einem kleinen Schiff geht es jetzt zur Ioannina-Insel; vom Schiff fällt der Blick auf die 1618/19 gebaute Aslan-Pascha-Moschee innerhalb der Festung.

Auf der kleinen (fast) auto- und straßenlosen Insel ist das ehemalige Panteleimon-Kloster heute Museum der vorrevolutionären Zeit, das Katholikon aber erhalten.

Auf dem Hügel inmitten der Insel liegt das ehemalige Elias-Kloster mit Reliquien von Nikolaos Basdanis von Metsovo. Also quäle ich mich in der Mittagshitze zu Fuß in einer knappen halben Stunde über einen völlig verwachsenen Fahrweg dorthin; die Blüten der ausgetrockneten hohen Gräser pieksen sich in meine Socken - man hätte ordentliche Schuhe anziehen sollen! Jetzt muss ich die Übeltäter einzeln mühsam herauspoolen.

Es gab auf der kleinen Insel sieben Klöster, darunter auch dieses Nikolaus-Kloster.

Nach der Rückfahrt mit dem Schiff besuche ich noch das Wohnhaus von Georg in einem Außenbezirk von Ioannina und dann geht es wieder ins Bergland: nur rund 5 km vor der Grenze zu Albanien liegt das Koster Giromeri - hier das Katholikon -, gegründet von Nilos Erichiotis dem Geheiligten, darüber gibt es auch den Artikel Gründer des Klosters Giromeriou.

Nun gilt es dem Festland Lebe wohl zu sagen, ich fahre zum Hafen in Igoumenitsa, um noch am Abend nach Korfu überzusetzen. Die Fähre ist brechend voll, v. a. mit Touristen, die vom Festlandsausflug zurückkehren, buchstäblich jeder Millimeter wird beim Autoverladen genutzt. Auf Korfu zeigt mir mein Navi den Campingplatz Karda Beach in Dassia - es wird eine heiße, schnakenreiche und v. a. laute Nacht: in der Umgegend werden bis früh am Morgen Parties gefeiert, die Einflugschneise des Flughafens liegt hier und die Flieger kommen auch bis weit nach Mitternacht - eine merkwürdige Art der Nachtruhe auf der schönsten und wichtigsten Urlauberinsel Griechenlands. Erst nach 2.30 Uhr finde ich in den Schlaf.

Tracks
Nafpaktos
Metsovo (erst ab Glyki)
Dassia

geschrieben am 12., 13. und 14. Juli 2019


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