Donnerstag, 12. März, bis Sonntag, 15. März
Heute scheint nun endlich die Sonne - und sie hat Kraft, Pullover ade! Mein Ziel ist nun Karthago, der Villenvorort von Tunis mit Häusern, denen man Luxus ansieht. Dazwischen verstreut liegen verschiedene Ausgrabungsorte, als ersten besuche ich das Gelände an den Antoninus-Thermen, in dem auch diese Ruinen alter punischer Gräber …
… und die unterirdischen Reste der Asterius-Kapelle liegen.
Das Gelände liegt direkt am Meer, ist allerdings nicht in bestem Zustand, dieser gepflasterte Weg täuscht.
Die Reste der Antoninus-Thermen, benannte nach dem römischen Kaiser, unter dem sie um 160 erbaut wurden; um 390 wurden diese zweitgrößte Thermenanlage des Reiches nach den Thermen des Diokletian in Rom aufgegeben.
An die Thermen schloss sich das Wohnquartier Dermech
an. Diese zentrale Ausgrabungsstelle steht für
Agileus von Karthago,
Armogastes und Gefährten,
Bassa und Gefährtinnen,
Cäcilius,
Candida,
Castus von Capua und Aemilius von Capua,
Celerinus und Gefährten,
Cornelia und Gefährten,
Crescentianus und Gefährten,
Cyprian von Karthago,
Dionysia von Tunis,
Dominica und Gefährten,
Donatus,
Donatus und Gefährten,
Dubitatus und Gefährten,
Euphrosius und Gefährten,
Galaeus,
Gratus von Karthago,
Guddene von Karthago,
Heraclius und Gefährten,
Januarius und Gefährten,
Julia von Korsika und Julia von Karthago,
Mamilianus II. von Palermo,
Mappalicus und Gefährten,
Marcellinus,
Märtyrer der heiligen Bücher,
Marusius und Gefährten,
Modestus und Gefährten,
Montanus und Gefährten,
Paulus und Gefährten,
Perseverantius,
Photini und Gefährten,
Pia,
Pontius von Karthago,
Restituta von Afrika,
Rogatus,
Salvius,
Saturninus und Sisinnius,
Sebastian von Karthago,
Successus,
Tertullian,
Theogenes von Hippo Regius und
Timorius und Gefährten,
Victorianus und Gefährten sowie die Artikel
Donatismus und
Montanismus.
Nächste Station ist das wenig sehenswerte Theater, das auch heute wieder benutzt wird.
Etwas unterhalb des Theaters liegt das damalige römische Villenviertel.
Weiter geht es zu den Ruinen der ehemaligen Metropolitankirche, der Basilika des
Faustus
- heute Basilika Damous el Karita. In
ihr lagen Reliquien von
Catulinus, Januaris und Gefährten,
Felix von Nola und
Veronika, auch
Liberatus und Gefährten und die
Märtyrer von Scilli mit
Donata wurden hier verehrt. Als Bischöfe wirkten hier
Deogratias von Karthago
Donatianus und Gefährten,
Eugenius von Karthago,
Habetdeus => Papinianus und Gefährten
Quodvultdeus von Karthago und
Tammarus, als Priester
Victor von Vita, als Archidiakon
Octavianus.
Faustinus gab der Kirche ihren Namen.
Florentius und Vindemialis und
Simplicianus von Mailand nahmen an
Snoden teil, auch der Pelagianismus wurde hier
verurteilt. Gregentios von Omirits
weilte hier, Liberatus war damals Abt.
Direkt neben den Ruinen legten in der Zeit der französischen Kolonialherrschaft die Missionare der weißen Väter
diesen ihren Friedhof an.
Höchst spärlich sind am nächsten Ziel die Reste der ehemaligen Basilika St-Cyprien, die Cyprian von Karthago geweiht war.
Von hier aus geht der Blick zum Strand und dem eingestellten Hotel-Neubau; der Tourismus - für Tunesien so wichtig - ist in den vergangenen Jahren stark eingebrochen.
Dann will ich zur ehemaligen großen Basilika
- heute
Basilika Mcidfa genannt -, aber der Zugangsweg ist
jetzt dieses fruchtbare Weizenfeld. Schließlich finde ich doch noch von
diesem Punkt aus den einzigen noch möglichen Weg;
am Ziel aber: Nichts, außer einer ehemaligen Kapelle aus der französischen Kolonialzeit.
Perpetua und
Felicitas waren hier bestattet,
Augustinus hat sie hier gelobt.
Aurelius von Karthago und
Genethlius von Karthago waren hier
Bischöfe, ersterer hat Demetria von Rom die
Jungfrauenweihe erteilt.
Also: am Weg wieder Pflanzen bewundern.
Unweit von hier ist der amerikaniche Soldatenfriedhof. Dort sind 2840 bei den Kämpfen gegen das deutsche Afrika-Corps
von Feldmarschall Rommel gefallene US-Soldaten bestattet, weitere 3724 Namen von nicht geborgenen werden genannt.
Fündig werde ich am nächsten Ziel: der ehemaligen
Kathedrale St-Louis, die
Charles-Martial-Allemand
Lavigerie, damals Erzbischof von Karthago und Primas von Afrika, 1890 zum Gedenken an den in Karthago beim
7. Kreuzzug gestorbenen
Ludwig IX. bauen ließ und in der er bestattet ist.
Nach der 1965 erfolgten Verstaatlichung allen französischen Besitzes aus der Kolonialzeit übernahm der Staat das Gebäude,
seit 1992 ist es Museum, Acropolium
genannt. So unattraktiv wie der Vorplatz …
… mutet auch das Innere der komplett leeren Kirche an, die nach der Verstaatlichung zunächst Lagerraum war.
Bemerkenswert und noch immer höchst aktuell aber, was Erzbischof
Lavigerie 1876 in einem
Brief an Papst Leo XIII. schrieb: Was sie (die europäischen Kolonialmächte) wollen, ist Macht und Gewalt, Wissen und
wissenschaftliche Forschung, Handel und Gewinnsucht. Wir aber wollen das Christentum und die wahre Freiheit bringen. Afrika
muss das Land der Afrikaner bleiben und die Afrikaner sollen nicht in schwarze Europäer umgewandelt werden.
Auch der Hochaltar bietet ein ungewohntes Bild.
Direkt neben der ehemaligen Kathedrale ist das Archäologische Nationalmuseum von Karthago. Das Museumsgebäude ist wegen Renovierung leider geschlossen, zu sehen sind nur die Ausgrabungen in den Außenanlagen. Von hier aus öffnet sich der Blick auf Tunis, die Stadt hat inwischen rund 2 Millionen Einwohner.
Touristen sind (noch - und was wird nun wegen Corona?) äußerst selten, für die Führer wie der Frau im roten Mantel und die draußen wartenden Souvenir- und Snackverkäufer ist das eine Katastrophe.
Für mich geht aus zu den ehemaligen Häfen, angelegt schon in punischer Zeit und dann auch von den Römern genutzt, unterteilt in diesen, den Handelshafen und diekt daneben den - größeren! - Kriegshafen. Liberatus und Gefährten wurden hier auf ein Boot gebracht und gemartert.
Letzter Punkt in Karthago: das frühchristliche
Museum; aber es ist verschlossen ohne weitere Information, auch die Webseite meldet nur fermé
.
So bleibt Zeit, die Ausgrabungsstätte Uthina
zu besuchen, wo Felix, einer der Gefährten von
Nemesianus, nach mancher Überlieferung
Bischof war. Das restaurierte Amphitheater besuchen außer mir nur wenige tunesische Familien …
… sowie ein Schäfer - noch einer! - und Schafe. Auch das Gebäude auf dem Kapitolshügel wurde in Teilen wieder hergestellt.
Seit Mittwoch sind in Italien nun auch alle Resturants und Geschäfte - außer Apotheken und Supermärkten - geschlossen, auch
Beerdigungsfeiern sind verboten! Dabei werden diese in Italien ja eigentlich noch aufwändiger begangen als Hochzeiten. Und
Tunesien will die Grenze dicht machen. Was hatte ich Glück, gerade noch rechtzeitig hier anzukommen!!
In Deutschland werden nun auch die Schulen dichtgemacht und die Semesterferien der Studenten verlängert, Fußball und andere
Veranstaltungen gibt's nicht mehr. In Österreich darf man nicht mehr einreisen, höchstens kontrolliert zur Heimreise
durchfahren - ich bin froh, in Afrika zu sein, wo alles normal ist. Und der
Camping in Nabeul ist wie auch die ganze Stadt
sehr sauber und angenehm.
Eine Alternative gibt es praktisch auch nicht: auch die Fähre nach
Marseille, die am Donnerstag noch fuhr, hat ihren
Betrieb eingestellt. Auf dem Seeweg geht also nichts mehr, auf dem Landweg auch nicht, denn nach Algerien / Marokko sind die
Grenzen schon lange aus politischen Gründen zu und nach Libyen ebenso. Zwei Deutsche, die von einer Wüstentour zurückkamen
und aus beruflichen Gründen nach Hause müssen, werden nun ihre Autos unter Zollverschluss geben und dann nach
Frankfurt fliegen - aber dies ist erst am Freitag
möglich, so jedenfalls der Stand von gestern, wer weiß, was noch wird …
Andere Campingkollegen - es werden jetzt mehr, die hier Stranden - erzählen, dass sie als Europäer bei der Begegnung mit
Tunesiern um Abstand gebeten wurden.
Meine Tante berichtet aus der Schweiz, dass im Supermarkt Mehl, Zucker und Toilettenpapier ausverkauft sind.
Die tunesische Presse hat als Spitzenmeldung: Deutschland stellt zur Rettung 500 Milliarden bereit und darüber hinaus
unbegrenzt
Geld, falls nötig. Vor drei Tagen wurde mit sichtlichem Stolz berichtet, dass Tunesien sich am internationalen
Kapitalmarkt knapp 300 Millionen leihen konnte. Dass beim Vergleich solcher Summen der gemeine Tunsier denkt, Deutschland sei
wirklich das Land, wo Milch und Honig fließen, ist klar.
Aber 500.000.000.000 €, mehr als ein Jahreshaushalt des Bundes, kann das Stimmen? Die Stuttgarter Zeitung
meldet
- jedenfalls auf ihrem sowieso super-super-miesen Online-Portal -: nichts. Der Spiegel
hat nur ein kurzes Video mit
Ausschnitten aus der Pressekonferenz der Minister Altmeier und Scholz, sie reden tatsächlich von unbegrenzt
. Die
FAZ
schreibt ausführlicher, aber auch nur von unbegrenzt
.
Offenbar wurden auf der Pressekonferenz die 500 Milliarden genannt - woher sollen die Tunsier sonst diese exakte Zahl
haben -, aber die deutsche Presse nennt sie nicht. Unbegrenzt
klingt viel harmloser, fast nach nichts. Die jedenfalls
Börsen haben verstanden und reagiert: am Freitag gewaltige Kursanstiege. Lufthansa-Aktien z.B. + 10%. Kaum noch Flüge, also
wenig Gewinn, aber solcher Kursgewinn? fragt sich Hänschen. Hans weiß: die Krise ist das beste Hilfsmittel für Lohndrückerei,
die die Lufthansa schon seit langem, aber bislang fast erfolglos versucht hat. Dazu nun also Staatsknete in Mengen und de
facto wohl fast ungeprüft - das ist Win-Win für die Shareholder. Sie wussten noch jede Krise für sich zu nutzen.
Track
Karthago
Logbuch Reiselogbuch-2020-1-3
geschrieben am 13., 14. und 15. März 2020