Welt bereisen Das Reiseblog des Ökumenischen Heiligenlexikons

Faenza und Benevent

   J. Schäfer          

Sonntag, 23. April bis Montag, 2. Mai

Am Sonntag geht es dann weiter, zunächst zur Kirche San Paolo in Monte - noch in Bologna, aber schon in den Ausläufern der Abruzzen -, wo Markus Fantuzzi in den Franziskanerorden eintrat, dann zur Kirche Sant'Andrea in Ozzano dell'Emilia, wo die Reliquien von Lucia von Settefonti liegen. Der Weg zu ihrem ehemaligen Kloster führt mich zu dieser einsam bei einer einstigen Burg gelegenen Kirche Santa Maria di Settefonti, die im 2. Weltkrieg durch allierte Bomben bei der Bekämpfung der Deutschen zerstört wurde …


… und bei der selbst von der Krypta nur diese Reste blieben. Aber wie sich nun herausstellt, war das nicht der Ort des Klosters von Lucia von Settefonti; an deren richtigem Platz gibt es noch ein Gedenkkreuz.

Über Medicina, wo Bartholomäus Maria Dal Monte Priester war, komme ich nach Imola, wo mich dieses - im Vergleich zu jenen in Bologna bescheidene - Stadttor begrüßt. Kaspar del Bufalo musste hier im Gefängnis schmachten.

Mächtig: die Rocca Sforzesca aus dem 14. Jarhhundert. In der Kathedrale in Imola liegen die Gebeine von Cassianus von Imola und Petrus Chrysologus, der spätere Papst Pius IX. war hier Bischof. An der Stelle der heutigen Kirche Croce Coperta - der früheren Kathedrale - war Cassianus' Grab, Terentius von Faënza war hier Diakon. Und im Stadtteil Linaro wurde Petrus Pattarini von Imola geboren.

In Castel Bolognese - entgegen seines Namens schon bei Ravenna gelegen -, wurde Hieronymus Palantieri von Bitonto geboren und trat dort ins Kloster der Franziskaner-Minoriten ein. In der Stadt gibt es jede Menge Bronzestatuen, hier die der Rosenkranz-Maria von 1985 …

… oder die einer sardischen Schäferin von 1956.

Über Celle bei Faënza, wo Jakob Philipp Bertoni geboren wurde, komme ich nach Faënza. Die Kathedrale fällt auf durch ihr schmuckloses Äußeres, innen ist sie aber sehr ansehnlich; ich entdecke dort neu Nevolonus.

Faënza ist nach den dort seit dem 14./15. Jahrhundert hergestellten Fayencen benannt. Diese aus tonartiger Erde geformten und schmuckvoll glasierten Gefäße - ein Import maurischer Technik - waren die preisgünstige Alternative zu Porzellan. Und die gibt es natürlich auch heute dort zu kaufen, wobei aber nicht viele Touristen in die Stadt kommen.

Das Denkmal erinnert an den in Faënza geborenen Physiker und Mathematiker Evangelista Torricelli, Nachfolger von Galileo Galilei als Hofmathematiker in Florenz, Entwickler der Infinitesimalrechnung und des Quecksilberbarometers. Dummerweise liegen meine Ziele größtenteils nicht in einem Altstadtkern, sondern weit verstreut, die Fußwege sind also weit, obwohl die Stadt nicht sehr groß ist. Und dann sind - auch am Abend - die meisten Kirchen verschlossen.

Auf dem Rückweg: Sonntagabend-Vergnügen auf der Piazza della Libertà an der Kathedrale. Der Tag war endlich frühlingshaft warm, den Pullover konnte ich schon am Vormittag bis in den Abend hinein ausziehen und auch der für den Nachmittag in Faënza angekündigte Regen kam nicht - schön für mich, eine Katastrophe für das dürregeplagte Land.
Erst spätabends, als ich in der Kirste sitzend auf der Rastststätte Bevano, dem Nachtquartier, meine Buchhaltung erledige, kamen ein paar Tropfen.

Die Highlights von Ravenna hatte ich im Oktober 2020 auf der Herbstreise besucht und damals Pandemie-bedingt ohne große Touristenscharen besuchen können. Nun standen noch die restlichen, weniger herausragenden Stätten auf dem Programm. Und 'mal wieder der Gang zur Post: nicht alle Postämter Italiens sind so herrschaftlich wie diese, aber immer durchaus ansehnlich und mit dem Nummernsystem, das das Warten ordnet. Und diesmal ging es sogar recht schnell.

Angesagt für den Vormittag in Ravenna waren drei Stunden heftiger Regen - es kam aber kein Tropfen, sondern alsbald die Sonne. Eine der acht aufgesuchten Stellen war die Kirche San Giovanni Evangelista mit diesem Tympanon, das die Erscheinung von Johannes vor Kaiserin Galla Placidia darstellt.

Die Kirche San Giovanni Evangelista wurde im 2. Weltkrieg schwer beschädigt durch Bomben, die wieder aufgebaute Kirche birgt viele geborgene, aus dem 13. Jahrhundert stammende Mosaiken.

Über Bagnacavallo mit diesem mächtigen Franziskanerkloster, zu dem neu nun die Biografien von Laurentius von Bagnacavallo und Jakobus Montanari entstehen, komme ich nach Cotignola, wo im Franziskanerkloster Antonius Bonfadini starb und verehrt wird.
Nun ist früher Nachmittag und ich kann den nutzen für den gut 500 km weiten Sprung in den Süden - denn normalerweise beginne ich die Reisen ja im Süden und arbeite mich mit den zunehmenden Temperaturen hoch nach Norden, diesmal aber hatte ich wegen des Treffens mit der Familie ja im Norden begonnen und nun die Po-Ebene abgearbeitet. Tatsächlich ist heute am Brückentag - der morgige 25. April ist in Italien Feiertag, der Tag der Befreiung von der Nazi-Herrschaft - recht wenig Verkehr und ich schaffe es bis zur letzten Raststätte vor dem ersten Ziel im Süden, der Raststätte Casilina, um dort zu übernachten.

Am Feiertag geht es dann nach Sessa Aurunca bei Caserta. Das liegt in den Bergen des Apennin, die mich nun häufig beim Autofahren nerven und beim Fußmarsch anstregen. Dort fällt zunächst dieses Kastell ins Auge. Zuerst gehe ich zur Kathedrale, denn Castrensis war hier möglicherweise Bischof.

Dass ich nun im Süden bin, wo der Wohlstand im Vergleich zu Oberitalien deutlich geringer ist, zeigt diese Kirche San Germano der Franziskaner - Jakobus von der Mark predigte hier …

… ebenso wie in Carinola, wo dieses Kloster der Franziskaner einsam und abgelegen steht. In Capua besuche ich noch die Kirche des ehemaligen Klosters Montevergine, wo die Gebeine von Festus und Desiderius - den Gefährten von Socius liegen und jene von Victor von Capua lagen.

In Caiazzo bei Caserta war angeblich Ferdinand von Aragón Bischof, wird Menna von Samnium verehrt und ist Stephan Minicillo von Caiazzo Patron. In Alvignano geht es zum ehemaligen Kastell hoch über dem Ort und zur Ferdinand-Kirche im Tal, dem Todes- bzw. Bestattungsort von Ferdinand von Aragón. Piedimonte Matese liegt dem Namen nach am Fuß der Berge, das Kloster Santa Maria Occorrevole aber hoch in den Bergen; Johann Joseph vom Kruez Calosirto und Modestinus von Jesus und Maria Mazzarella lebten dort. Am heutigen Feiertag zieht die Bergeshöhe (und die Gaststätte am Kloster) viele Ausflügler an; die Aussicht ist auch ohne Besteigung des Turmes wunderschön …

… und im Klosterhof erinnert diese Tafel ganz ungeniert dran, der der Duce Mussolini die Wasserversorgung des Klosters Santa Maria Occorrevole herstellen ließ.

Auch unten in der Stadt ist es schon bergig mit den gewohnt schmalen Straßen, aber meine Kiste findet den Weg zu dieser - leider verschlossenen - Kirche Santa Maria Maggiore; Marcellinus ist hier der Patron. Auch wenn auf den Fotos nun die Wolken grau sind, weil sie sich an den Bergen stauen: kein Tropfen Regen!

Luftlinie: 13 Kilometer, Straßenkilometer: 35, Fahrzeit: 90 Minuten. Die Straße ist eng und kurvig, gebaut damals für 500er FIATS, heute sind die SUVs - und auch meine Kiste - fast doppelt so breit. Die Italiener machen den Begegnungsverkehr mit 80 km/h, ich kann das nicht, manchmal passt kein Blatt Papier zwischen uns. Und da die Leute am Feiertag in den Bergen waren, kommen ständig Autos entgegen. Unterwegs - nun auf 500 Metern Höhe - liegt am Straßenrand im Wald noch Schnee. Schließlich erreiche ich mein Ziel: Pietraroja , wo Paulus von Pietraroja geboren wurde - aber in der Kirche weist nichts auf den Verehrten hin. Schließlich erreiche ich gerade noch vor Einbruch völliger Dunkelheit Castelvenere, den Geburtsort von Barbatus von Benevent mit diesem Denkmal für ihn vor der Kirche.
Hier im Bergland gibt es keine Autobahn, aber an der Staatsstraße dennoch vollwertige Raststätten, ich schlafe auf der Raststätte Faicchio.

Am Mittwoch geht es erst zu diesem ehemaligen Kloster Santa Maria della Strada in San Lorenzo Maggiore, in dem Antonino Catelli der Abt Mönch wurde, und dann wieder in die Berge nach Vitulano, wo Menna von Samnium in einer Einsiedelei hoch am Berg lebte und nun in der Pfarrkirche als Patron verehrt wird.

Benevent, einst bedeutende Metropole, begrüßt mich auf dem Hauptplatz vor der Kathedrale mit diesem Denkmal für Papst Benedikt XIII., denn der ließ, als er noch Erzbischof der Stadt war, einen großen Teil der 1668 durch ein Erdbeben fast völlig zerstörten Stadt aus seinem Privatvermögen wieder aufbauen.

Die Stadt wurde häufig von Erdbeben heimgesucht, die völlige Zerstörung der Kathedrale erfolgte jedoch 1943 durch Bomben der Alliierten, 2005 bis 2012 erfolgte der Wiederaufbau - bis auf die Fassade tatsächlich ein Neubau.

Von der einst bedeutenden Stadt zeugen auch die Ausgrabungen der römischen Arena mit dem Arco del Sacramento

… dieser ägyptische Obelisk aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. …

… oder der Arco di Traiano. gebaut 114 bis 117.

Nächstes Ziel an diesem Tag, an dem es wieder keinen Regen gibt, ist Pietrelcina, der Geburtsort des in Italiens meist verehrten Heiligen Pio da Pietrelcina. Im engen Gasseengewirr stehen sein zu besichtigendes Geburtshaus und andere Stätten, der vielen Pilger wegen ist der Weg vorgeschrieben - heute aber ist nichts los. Aber natürlich profitiert der sonst unbedeutende Ort von der Besucherschar, was man auch dieser Pfarrkirche ansieht.

Letzte Station ist heute Apice bei Benevent, wo Ignatius von Apice geboren wurde.
Weil es nun Zeit ist, wieder die Ergebnisse zu bearbeiten, aber es hier im Hinterland keine Campingplätz gibt, muss ich an die Küste fahren. Zur Auswahl stehen der Campingplatz Spartacus in Pompei, der aber sehr laut ist durch die Pflasterstraße, oder der Campingplatz Lido die Salerno in Pontecagnano, auf beiden war ich vor ziemlich genau einem Jahr. Ich entscheide mich für letzteren. Und ja, dieses Bild habe ich voriges Jahr auch gemacht, aber der Blick auf die nahe Halbinsel von Amalfi ist - nicht nur bei Sonnenuntergang - einfach zu schön.
Hier brauche ich nun nicht nur drei Tage zum Schreiben, sondern auch weitere zwei Tage zum Planen der Weiterfahrt; die bislang besuchten Orte hatte ich alle schon zuhause vorbereitet.

Tracks
Bevano
Casalina
Faicchio
Pontecagnano

geschrieben vom 27. April bis 29. April 2023



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