Welt bereisen Das Reiseblog des Ökumenischen Heiligenlexikons

An der Costa Blanca

   J. Schäfer          

Donnerstag, 14. April, bis Dienstag, 19. April

In Caravaca de la Cruz wurde der als Märtyrer des Spanischen Bürgerkrieges gestorbene Juan de Francisco Pío geboren. Die Stadt begrüßt mit dem Barock-Pavillon, der einen Brunnen birgt; in diesem wird seit 1384 alljährlich das allerheiligste und wahre Kreuz von Caravaca gewaschen; die Basilika der Stadt, erbaut auf dem höchsten Punkt im ehemaligen Kastell der Mauren, bewahrt nämlich einen (der vielen) echten Partikel des Kreuzes Jesu Christi, das von Kaiserin Helena gefunden worden war.


Gleich daneben erkennt man: ich bin tief in der Provinz, außer dem verehrten Kreuzpartikel gibt es hier nicht sehr viel Wohlstand.

Im Stadtzentrum: das von Rafael Pi Belda 1983 geschaffene Denkmal für die Mauren und die Christen, das den Christen in Erinnerung an die Reconquista mit Schwert darstellt.

In Bullas starb der Märtyrer Antonio Faúndez López.

Die große Kirche Sta. María de Gracia in Cartagena wurde gebaut, um Kathedrale zu sein, aber die Stadt wurde dennoch nach der Reconquista nicht wieder Bischofssitz. Sie birgt Statuen von Fulgentius von Astigi, Isidor und Leander von Sevilla, die zusammen mit ihrer Schwester Florentina von Astigi hier geboren wurden und als die vier Heiligen verehrt werden.

Von außen zeigt sich: auch hier hat man schon bessere Zeiten erlebt. Dennoch ist Cartagena - jedenfalls für eine Hafenstadt - ganz schön und am Freitag quicklebendig. Ihren Namen hat sie von den Gründern, den Karthagern, die den großen Naturhafen zu schätzen wussten. Aber auch schon vor 50.000 Jahren lebten Neandertaler hier.

Das monumentale Denkmal preist die Helden, die im Krieg gegen die USA um den Besitz der Kolonien 1892 in Cavite auf den Philippinen und in Santiago auf Kuba starben.

Auch wahre Helden, die des Alltags, haben nun ein modernes Denkmal.

Die Römer hinterließen wie immer ein Amphitheater, das man 2008 entdeckte, nun ganz frisch restauriert ist und wieder für Aufführungen dient.

Direkt daneben und unter Verwendung seiner Steine erbaute man nach der 1269 erfolgten Reconquista die alte Kathedrale, die im Spanischen Bürgerkrieg zerstört wurde und Ruine blieb, da es ja die große Kirche Sta. María de Gracia gibt und der Sitz des Bistums Cartagena seit 1248 in Murcia ist.
Das hatte ich neulich vergessen: wenn keine Stromleitung und keine enge Gasse das Fotografieren trübt, dann wenigstens ein Baukran. Stehen hier in Massen herum.

Herrisch: das Rathaus

Verspielt: in der Fußgängerzone

Auch hier setzt man sich ein Denkmal für die Feier der Semana Santa

… und eines für Christoph Kolumbus. Der hatte zwar nichts mit der Stadt zu tun, aber man sagt, dass die Karthager - und übrigens auch die Mauren aus Andalusien - schon lange vor ihm Amerika wiederentdeckt hätten. Sozusagen also ein vergiftetes Denkmal in eigener Sache.

In der Kirche der Kapuziner in Murcia - eingeklemmt zwischen Hochhäusern - wird am heutigen Sonntag Erstkommunion gefeiert - vierzehn Tage nach dem Weißen Sonntag, was auf den auch in Spanien vorherrschenden Priestermangel verweist.
Auch ich habe Mangel zu beklagen: es ist die falsche Kirche, nicht die des gesuchten Klosters von Angela Astorch.

Der zuvor noch andauernde Gemeindegottesdienst ist gut besucht - das ist nicht überall so!

repräsentativ: die Verwaltung des Wasserwerks

gewaltig: der Turm der Kathedrale, 96 Meter hoch, mit 25 Glocken

barock: das Eingangsportal, Tor der Vergebung, natürlich mit Bettler

Der Chor der Kathedrale präsentiert sich im in Spanien üblichen Prunk - besser: Kitsch. Hier werden Reliquien der Diözesanpatrone Fulgentius von Astigi, Isidor von Sevilla und Leander von Sevilla verwahrt, ebenso die von Andreas Hibernon.

In der Innenstadt pulsiert am heutigen Sonntag das Leben.

In der Dominikanerkirche finde ich eine schöne Statue von Zita.

Das große Klarissenkloster steht an der Stelle eines früheren maurischen Palastes …

… und an der Stelle des früheren Franziskanerklosters steht heute ein Franziskus-Denkmal.

Gegenüber: das Schlachthaus. Die Tiere dürfen wenigstens in würdevoller Umgebung sterben.

Über das kleine Dorf Ribera de Molina, wo der Märtyrer des Spanischen Bürgerkrieges Fulgencio Martínez García geboren wurde, komme ich nach Espinardo, einen Stadtteil von Murcia, wo er starb.

Dazwischen entdecke ich die katholische Universität von Murcia mit ihrer mächtigen Kirche.

Auf der Weiterfahrt durch die Vororte von Murcia fällt dieser segnende Christus ins Auge; dass er offenbar besonders FORD beschützt, ist mit natürlich recht …

Nächste Stationen sind El Esparragal, wo zwei Märtyrer starben, Santa Cruz, wo einer der beiden geboren wurde, und später Llano de Brujas, wo der andere das Licht der Welt erblickte.
Orihuela ist eine kleine Stadt im Landesinneren, deshalb weitgehend ohne Touristen und eher verschlafen, aber Bischofssitz und mit einer Fülle historischer Gebäude.

Die Kathedrale in Orihuela aus dem 13. Jahrhundert ist wieder in die Gassen eingezwängt - leider auch geschlossen, selbst am Sonntag nachmittag.

Der bedeckte (???) Herr vor der Kathedrale wurde gestiftet - natürlich von der Bank.

An der Stelle des ehemaligen Kapuzinerklosters in Orihuela gibt es heute einen Spielplatz. Juan Crisóstomo von Gata de Gorgos Caselles García starb hier als Märtyrer, Eloy von Orihuela Simón Gómez sowie Honorio von Orihuela Juan Costa wurden hier geboren.

Unweit davon steht das moderne Denkmal der Armengola, der legendären Frau von Petrus Armengol, die demnach in der Reconquista eine wichtige Rolle spielte, ebenso wie Justa und Rufina, die deshalb Stadtpatrone sind und denen die älteste Kirche der Stadt geweiht ist.

Llano de Brujas, der Geburtsort des Märtyrers Pedro Sánchez Barba, hat heute eine moderne, futuristische Kirche.
Der Campingplatz in Isla Plana bei Cartagena ist recht angenehm, immer noch gut gefüllt mit überwinternden Rentnern aus ganz Europa, die hier v. a. das Schwimmbad mit auf 30° aufgeheiztem Wasser genießen; auch ich hätte das gerne, aber die letzten drei Tage waren geprägt von Wolken, starkem Sturm und sehr mäßigen Temperaturen.

Mittwoch, 19. April, bis Sonntag, 24. April

In Alcantarilla wuchs Andreas Hibernon auf; in der Kirche San Pedro werden Reliquien verwahrt, davor steht sein Denkmal.

Heute nun doch gefunden: das neue Kapuzinerinnenkloster in Murcia, in dem der unverweste Leichnam von Angela Astorch ausgestellt ist.

Im Santuario Virgen de la Fuensanta südlich von Murcia wird Maria verehrt, weil sie dort 1694 an einer Quelle erschien und eine langanhaltende Dürre beendete.

Dem Heiligtum angeschlossen ist ein Benediktinerinnenkloster, dessen Kapitelsaal auf dem höchsten Punkt des Hügels liegt.

In Crevillent bei Alicante starb der Märtyrer des Spanischen Bürgerkrieges Eloy von Orihuela (Andrés Francisco) Simón Gómez.
Beeindruckender ist die Basilika Sta. María in Elche / Elx bei Alicante, auch hier starb ein Märtyrer. Und an der doppelten Schreibweise wird deutlich: ich bin nun in der Communitat Valencia, die südlich an Katalonien anschließt - und auch ihre eigene Sprache hat: noch nicht katalonisch, aber so ähnlich, nämlich valencianisch. Im Unterschied zum Spanischen fehlen die e am Wortende und wird ch nicht wie im Spanischen als j, sondern als x geschrieben - und auch die Wegweiser sind meist nicht mehr spanisch, sondern (nur) in der Regionalsprache, so wird aus Alicante Alacant. Nun bin ich wahrhaftig ein großer Freund und Verfechter von regionaler Verwurzelung und Dialekten, weil sie Heimatgefühl und damit Geborgenheit vermitteln und größere Ausdrucksmöglichkeiten als die Hochsprache bieten. Weshalb man aber die Weltsprache Spanisch aufgibt und auch schriftlich seinen Dialekt pflegen will, so dass man kaum mehr verstehen kann, erschließt sich mir nicht. Wenn ein Katalone nach Stuttgart will und auf den Wegweiser nur mundartlich Schtuegert steht, tut er sich jedenfalls schwer. Regionalität: ja! Autonomie: ja! Heimtliebe: ja! Kommunikationshindernisse: nein - im Extremfall sind sie es, die Kriege ermöglichen.

barock: das Eingangstor, um 1681

Vor der Basilka stellt das Denkmal eine Szene des Mysteriums von Elche dar, das jedes Jahr in der Basilika zur Aufführung kommt und zeigt, wie Maria stirbt, von den Toten auferweckt wird, dann gekrönt wird - die gekrönte Maria begegnet in Spanien überall - und schließlich eine Gruppe von Juden sich zum Chistentum bekehrt.

Die Basilika mit ihrer blauen Azulejo-Kuppel ist ein riesiges Bauwerk. Der angebliche Glaubensbote der Gegend, Agathangelus, wird hier verehrt und ist Patron der Stadt.

Gegenüber der Basilika steht der Palacio de Altamira, Ende des 15. Jahrhunderts durch einen Adeligen als Wohnsitz erbaut auf den Mauern eines maurischen Bauwerkes des 12. oder 13. Jahrhunderts. Die Mauren konnten sich hier im Osten länger halten als in Zentralspanien oder im Süden und noch bis 1609 wurden sie hier geduldet.

Polyglott: die 2008 errichtete Erdkugel mit Sätzen bekannter Dichterinnen, darunter Rose Ausländer, Simone Weill, Virginia Wolf, Simone de Beauvoir, Theresa von Ávila und einer Muslimin.

Erhalten ist auch ein Turm aus dem 12. Jahrhundert, Teil der Stadtbefestigung der Mauren, und davor der Grundriss des Gouverneurspalstes. Im Kloster San José in Elche lebte auch Andreas Hibernon.

In Xixona, einer Kleinstadt in den Bergen im Landesinnern, wurde der Märtyrer Tomás Carbonell Miquel geboren. Von ihm finde ich nichts, aber eine Tafel der Männer und Frauen der Stadt, die an die im Bürgerkrieg für die demokratischen Freiheiten Gestorbenen erinnert.
Und ich lerne, dass hier in der Kirche Mariä Himmelfahrt eine Reliquie von Vinzenz Ferrer liegt, weil es der Geburtsort seiner Mutter ist.

Vom Campingplatz bon Sol in El Campello aus geht es dann tief ins Landesinnere, erst nach Almansa bei Albacete, wo der Priester Miguel Díaz Sánchez als Märtyrer des Spanischen Bürgerkrieges starb. Ich kann mir nicht helfen: auch der in der alten Kirche modern gestaltete Chorraum ist Kitsch. Dank eines soeben zuende gegangenen Requiems ist die Kirche immerhin offen.

Von außen ist sie eine Wucht …

… samt Tor aus dem 18. Jahrhundert

Die Stadt liegt schon in Kastilien, hat also ein Kastell - wie alle größeren Orte in der Küstenregion aber auch. Sie bereitet sich schon auf das Fest in der Nacht vom 1. auf den 2. Mai vor, wo hier das große Spektakel Mauren und Christen gefeiert wird - wie ebenfalls fast überall: die Christen bekämpfen dabei in Ritterrüstung die Mauren - und siegen natürlich, hier Dank der Stadtpatronin Maria von Belén.

das Tor zum Rathaus, dem ehemaligen Stadtpalast Casa grande.

In Fuente la Higuera / La Font de la Figuera bei Valencia - oh diese Namen! - beides heißt Quelle am Feigenbaum - starben Gabino Olaso Zabala und seine Gefährten. Die Gassen sind mal wieder höchst eng - meine Kiste gerade noch klein genug - und zum Fotografieren lassen sie keine echte Chance.

Der Wasserversorgung - seit 1953 - hat man extra ein Denkmal gesetzt.

In Caudete besteht noch immer das Altersheim, in dem Gabino Olaso Zabala und seine Gefährten tätig waren und ebenso die - oh Wunder: offene - Kirche und der Konvent der Karmeliter; der Märtyrer Alberto María Marco Alemán wurde in diesem kleinen Städtchen geboren.
Außerhalb ist das Santuario der Virgen de Gracia, ursprünglich errichtet im 15. Jahrhundert, nachdem diese 1414 hier und in Paracuellos de la Vega bei Cuenca dem Schäfer Juan erschienen war. Bis heute blüht hier die Wallfahrt, auch weil der Ort am Jakobsweg aus dem Südosten liegt und ein Teilstück - der Wollweg - nun beide Orte verbindert.

In Villena finde ich schnell das Kolleg der Salesianer; hier starb Alvaro Sanjuán Canet als Märtyrer des Spanischen Bürgerkrieges.
Schwer aber wird es, wenn man im falschen Ort ist: statt in Sax lande ich im Nachbarort Elda, wo man im Stadtpark dieses Wasserrad nachgebaut hat. Wasser: das Thema für Spanien!
Den dagegen vorhandenen natürlichen Reichtum Sonne wollte die alte neoliberale PP-Regierung nicht: alle Sonnenkollektoren hat sie noch kurz vor der Wahl - rückwirkend! - mit einer hohen Strafsteuer belegt, um so die alten Kohle- und Atomkraftwerke zu schützen.

auch ganz nett anzusehen: die Kirche San Bonifacio

In vielen Städten gibt es Plakate gegen geschlechterspezifische Gewalt, die die Vorkommnisse des Jahres hochzählen, hier an der Kirche: 14 Straftaten bislang in diesem Jahr, fast eine pro Woche in der Stadt mit gut 50.000 Einwohnern.

Im Ortsteil Orito von Monforte del Cid steht das Franziskanerkloster, in das Paschalis Baylon eintrat. Zugleich wird dort Maria von Orito verehrt, eine 1555 aufgefundene, nur 42 Millimeter große Alabaster-Statue. Das Wallfahrtshaus - jedes Jahr kommen Tausende Pilger - ziert dieses Azulejo des Auferstandenen.

Kirche, Kloster und Wallfahrtshaus in Orito

noch ein Azulejo am Wallfahrtshaus in Orito - naive Kunst, ohne Scham.

eine Wucht: die Kirche im Städtchen Monforte del Cid; unweit steht das Haus, in dem Paschalis Baylon 1560 bis 1564 wohnte. Der Namensgeber der Stadt ist der legendäre El Cid, dessen Leben und Taten als die eines vorbildlichen Ritters in der Reconquista in einem Heldenepos, einem der frühesten Werke der spanischen Literatur, erzählt sind.

Die älteste Kirche in Alicante ist die Kirche Sta. María, seit 2006 Basilika.

In ihr wird de Stadtpatronin Maria als Virgen del Remedio, Jungfrau von der Arznei, verehrt …

… von der eine wirklich schöne Steinstatue in der Kirche hinter Glas ausgestellt ist.

Der andere Stadtpatron von Alicante ist Nikolaus von Myra, hier Nikolaus von Bari genannt (!!) und in der Kathedrale San Nicolás verehrt.

Das Hauptportal ist eine der heiligen Pforten, die im von Papst Franziskus ausgerufenen heiligen Jahr der Barmherzigkeit eingerichtet wurden.

das Rathaus aus dem 18. Jahrhundert

Heute ist Sonntag, ein echter Sonnentag mit Kaiserwetter, 25° um 11 Uhr, und die Stadt ist auf den Beinen.

Auf einem Flohmarkt wird gehandelt, was nicht niet- und nagelfest ist.

Im Hafen liegt ein Segelschiff aus dem 18. Jahrhundert, im Inneren ist ein Museum, das das Leben auf einem Schiff damals darstellt, und ein Restaurant.

Am Strand direkt an der Altstadt tummeln sich die Sonnenhungrigen; das Wasser ist aber für die meisten noch zu kalt.

Überragt wird alles von der Burg, eine der flächenmäßig größten Burgen Europas, schon in der Bronzezeit besiedelt, mit Resten aus der maurischen Burg des 9. Jahrhunderts, nach der Reconquista 1296 weiter ausgebaut, später bis 1662 Gefängnis.

Die Tracks:
Cartagena
Murcia (nur der Anfang)
El Campello
Almansa

geschrieben am 16., 18., 23. und 24. April 2016



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