Freitag, 24. Juni, bis Mittwoch, 28. Juni
Zum Abschied von Segovia noch der Blick auf den Aquädukt. Eine sympatische Stadt, leider mit sehr mangelhaftem Campingplatz: der Besitzer samt Frau gibt sich als vornehmer Patron, Arbeit ist nicht seine Sache.
Am Morgen die Nachricht: England (nicht Schottland, nicht Nordirland) hat für den BREXIT gestimmt. In den letzten Tagen schrieb
die Propaganda doch noch, dass der Mord an der linken Labour-Abgeordneten die Stimmung eindeutig für die Befürworter gedreht
habe. Spannend ist für Spanien, was das für die hiesigen Wahlen am Sonntag bedeutet. Premier Rajoy kommt erstmals in den
12-Uhr-Nachrichten zu Wort, offenbar brauchte man Zeit, um eine Sprachregelung zu finden. Die lautet nun: das Volk will Ruhe
und Sicherheit, deshalb wird nach dem BREXIT-Schock die PP gewinnen. Ich meine, es ist umgekehrt: das spanische Volk sieht,
dass andere sich etwas trauen, und wird auch den Politikwechsel wählen.
Und zu den Hintergründen schreibt die italienische Zeitung Il Messaggero
: Es ist schwer, in dieser Scheidung
auf Englisch nicht vor allem eine klare Botschaft an Merkel zu sehen. Eine echte Warnung im Interesse aller europäischen Bürger.
Europa hat es nicht verdient, unter deutscher Fuchtel zu stehen.
Die Kanzlerin aber: mahnt zur Ruhe, man solle keine schnellen
Konsequenzen ziehen. Alles weiter so, nur niemals dazulernen! Nimmer.
Unterwegs beeindruckt die Ruine des Kastells in Turégano …
… auch von der Rückseite her.
Turégano ist ein typisches kastilisches Provinzstädtchen. Auf der Bank haben sie keinen Geldautomaten. Dass die Konkurrenz gegenüber doch einen hat - aber auch kein Schild - sagt der Banker mir nicht.
Großartig auf einem hohen Felssporn über einer Flussschleife des Río Duratón liegt die Einsiedelei, die Fructus gründete.
Tief unten: der Fluss
Heute stehen an der Stelle der einstigen Einsiedelei die Kirche …
… und die Reste des Klosters, das 1076 hier gegründet worden war.
Diese Lage ist unbezahlbar!
In Caballar lebten Fructus' Geschwister nach dessen Tod. Neben der - natürlich verschlossenen - Kirche hoch am Berg finde ich - Dank Google-Maps - auch …
… ihre Einsiedelei im Wald; dachte ich jedenfalls bis jetzt; in Wahrheit sind die Reste des Klosters eine Quelle, 100 Meter um's Eck - Pech gehabt.
Ein nettes Städtchen in den Bergen - Zentrum eines Skigebietes - ist Riaza, wo ein Märtyrer des Spanischen Bürgerkrieges geboren wurde. Und, oh Wunder: die Kirche ist offen - einfach so!
Innen: diese Pieta …
… und fast wie Heilige: Isabel und Ferdinand, die katholischen Könige
.
Gegenüber der Kirche wachen Bauer und Bäuerin. Typisch: er sitzt und schaut, sie arbeitet. Man müsste Mann sein in Spanien …
Der Hauptplatz: eine Mischung aus Amphitheater und Stierkampfarena.
Santa Cruz de la Salceda ist ein kleines Bauerndorff im Tal des Duero, dennoch wurden hier gleich drei Märtyrer geboren: Secundinus Maria Ortega García, Petrus García Bernal und ein weiterer späterer Märtyrer des Spanischen Bürgerkrieges. Neben der Kirche steht das frühere Herrenhaus einer Familie, die schon König Alfons I. in der Reconquista 1120 diente; es stammt aus dem 17. Jahrhundert und ist heute ein Landhotel.
Am Kolleg der Claretiner in Aranda de Duero lehrten
die späteren Märtyrer Johannes Díaz
osti und Nicasius Sierra
Ucar.
In La Aguilera gibt es das Santuario für
Petrus Regalado. Ich komme, nachdem die spanische
Siesta vorüber ist in der Gewissheit, es offen zu finden. Pustekuchen: inzwischen hat ein pfingstlerisch geprägter Orden das
Kloster übernommen und das Grab, das Könige und Kaiser verehrt haben, ist nur noch in homöopatischen Dosen zugänglich. Typisch
für Pfingstler: wir lieben uns und sind der Mittelpunkt der Welt - was soll da Tradition. (Und auch Gott brauchen wir nur als
Stütze unserer ideologischen Ideen von Selbstbezogenheit, die sich Wiedergeburt
und Erlösung
nennen).
So steht die barocke Grabkapelle zwar noch, aber das Volk bleibt draußen.
In Gumiel de Mercado, auch im weiten Tal des Duero gelegen, wurde der Märtyrer Antonius Maria Calvo y Calvo geboren.
Auch hier scheint die Zeit stehengeblieben zu sein.
So sehen hier Backhäuser aus, dieses wird offensichtlich noch benutzt.
Der Ort hat knapp 400 Einwohner, aber außer der Pfarrkirche
auch noch diese aus dem 15. Jahrhundert am Ortsrand.
Ortsherrin war seit dem 13. Jahrhundert die Familie Guzmán, aus der
Dominikus stammte. Die Hauptstraße
verbindet
beide Kirchen, sie ist so schmal, dass ich 'mal wieder gerade noch durchkomme.
Noch kleiner ist der Nachbarort Sotillo de la Ribera - hier starb ein Märtyrer des Spanischen Bürgerkrieges - aber riesig ist die Barockkirche aus dem 17. Jahrhundert …
… mit neckischen Skulpturen im kleinen Park davor.
In Gumiel de Izán wurde Dominikus als Kind erzogen von seinem Onkel, der hier Erzpriester war. Sebastian Calvo Martínez wurde hier geboren. Die riesige Kirche ist offen, weil zwei Damen gerade fegen - und mit Argusaugen darauf achten, dass ich innen nicht fotografiere, das sei verboten. In Spanien können auch Frauen Machismo - sinnfrei, aber mächtig.
Auch diese Kirche sei Mariä Himmelfahrt gewidmet - wie fast alle, ob groß oder klein, in der Stadt und auf dem Land. Was aber nicht stimmt: es ist offensichtlich Maria, „Königin des Himmels”. Vor Ort nennt man die Kirche auch Kathedrale - ihre Größe gäbe das her, einen Bischof aber gab es nie.
In Baños de Valdearados wurde Deogracias
Palacios del Rio de San Agustín geboren. In der
Pfarrkirche ist jetzt, am Freitagabend, Messe - mit
wenigen Besuchern. In der Kirche hängt ein Bild des Märtyrers, als Diener Gottes
bezeichnet - also auch nach der
Seligsprechung vor 17 Jahren nicht aktualisiert.
Der kleine Ort hat neben der Pfarrkirche auch eine Wallfahrtskirche, auf dem Berg das Dorf überragend, und daneben diese Ansammlung der trulliähnlichen Bauwerke, die in dieser Gegend als Backhaus oder Weinlager genutzt werden.
In Caleruega wurden Dominikus und sein Bruder Johanna von Aza und Mannes de Guzmán geboren. Ihre Mutter Johanna von Aza ist in der Pfarrkirche bestattet.
Zum Palast der Guzmán gehörte der Turm, der im 11. Jahrhundert zur Abwehr der Mauren errichtet worden war und erhalten ist.
Vor dem Kloster, das im ehemaligen Palast der Guzmán angesiedelt ist, steht Dominikus' Denkmal.
Statue, Kloster der Dominikanerinnen und (hinten) das neue Einkehrhaus der Dominikaner.
Die Taufkapelle in der Pfarrkirche, an deren Stelle Dominikus getauft wurde. Der originale Taufstein wurde erst ins Kloster in Caleruega, dann ins Dominikanerinnenkloster in Madrid überführt; an ihm werden die Königskinder getauft.
Bei der Weiterfahrt: eine eindrucksvolle tiefe Klamm eines Gebirgsbaches, die Desfiladero de la Yecla
auf fast 1200 m Höhe.
Auch die Ausflugsbusse machen hier Halt.
Steinadler sind hier zu Hause.
Im Kloster des nun nach ihm benannten Santo Domingo
de Silos lebte und starb Dominikus von
Silos. Der unter Dominikus errichtete Kreuzgang ist Touristenattraktion und tatsächlich eine Wucht. In ihm steht diese
Maria des Märzes
- die Spanier sind wirklich einfallsreich im Finden immer neuer Attribute für
die Gottesmutter - aus dem 13./14. Jahrhundert.
das Grab eines Abtes aus dem 17. Jahrhundert
Der Kreuzgang ist ob seiner Reliefs und Kapitelle weltberühmt.
Im 17. Jahrhundert wurde die Klosterkirche mit Dominikus' Grab neu gebaut.
Über Geschmack kann man nicht streiten, aber …: Denkmal für Dominikus vor dem Kloster.
Der Ort neben dem Kloster strahlt auch noch den Geist des Mittelalters.
Die Hauptfassade des noch immer bewohnten Benediktinerklosters …
… und davor dieser gigantische Baum.
Zurück in Caleruega ist die Klosterkirche geöffnet. Dort ist Dominikus' Vater Félix bestattet, zudem werden separat diese Reliquien von ihm verwahrt.
Hinter der (restaurierten) Stadtmauer von El Burgo de Osma steht die große Kathedrale, die von Petrus von Osma gegründet wurde und an der später Didactus von Azevedo, Dominikus und Juan de Palafox y Mendoza wirkten.
Nach dem Gang durch das Museum derKathedrale schlendere ich durch die Satdt - auch hier gibt es die gedeckten Passagen.
Das frühere Hospital - 1694 bis 1701 gebaut - ist heute kommunales Gebäude und Wahllokal. Die Leute gehen fleißig wählen, die
Wahlbeteiligung wird knapp 70% betragen - das Ergebnis die PP etwas stärken, aber im Prinzip das vom September wiederholen; es
wird spannend werden, wie eine Regierungsbildung möglich sein wird. Meine Prognose vom Mut
der Spanier war jedenfalls
nicht richtig.
Nach dem Wählen wird es auf jeden Fall Zeit für Stärkung und Plausch; ohne Wählen aber auch.
Nur noch Ruine ist das Kloster bei Berlanga de Duero, wo Deogracias Palacios del Rio de San Agustín ausgebildet wurde.
Berlanga de Duero hat - natürlich - ein Kastell zu bieten und eine eindrucksvolle Mauer um die Burg.
Hier wurde der Dominikaner Tomás von Berlanga geboren, der Entdecker der Galapagos-Inseln, dem die Stadt 1999 dieses Denkmal errichtete.
Einer ehemaligen Fürstenstadt würdig ist auch die Kirche - jedenfalls in ihrer Größe und von außen.
Vom früheren Hospital steht noch die Kapelle …
… und der große Kamin, unter dem das Hospital bekocht wurde.
Wenn die Mahlzeiten auch nur annähernd so großzügig waren wie der Kamin …
In Almazán, wo Johannes von Spanien geboren wure, steht am Hauptplatz die Michael geweihte Kirche aus dem 12. Jahrhundert …
… und gegenüber der Fürstenpalast mit der Fassade aus dem 15./16. Jahrhundert.
Unterwegs: immer wieder die Ruinen alter Kastelle - auch wenn ich schon in Aragón bin - hier in Monreal de Ariza.
In Ariza gab es ein Franziskanerkloster …
… steht wie so oft die Kirche im Gassengewirr …
… und ist der ehemalige Fürstenpalast des Vaters von Johannes von Palafox y Mendoza heute kommunales Gebäude.
Torrehermosa, wo Paschalis Baylon geboren wurde, ist ein verfallendes kleines Bauerndorf, dennoch mit imposanter Kirche.
Stolz hat man dem berühmt Gewordenen 2009 ein Denkmal gesetzt …
… und direkt an der Kirche die Pelota-Anlage plaziert.
Auch das Rathaus hat schon bessere Zeiten gesehen.
In Alconchel de Ariza arbeitete Paschalis Baylon als Hirte.
In Tartanedo wurde Maria von Jesus geboren, auf die sich aber kein Hinweis ergibt. Stolzer ist man offensichtlich, dass ein - nicht kanonisierter - Erzbischof von Saragossa ebenfalls in diesem Bauerndorf auf die Welt kam: vor das Waschhaus hat man dieses Denkmal dafür gestellt.
Ich bin in tiefster Provinz; aber begraben ist der Hund noch nicht.
Seit Stunden fahre ich durch die Gegend - und nirgendwo gibt es eine Tankstelle, langsam wird sie nötig. Mein Navi zeigt mir die nächste an: gut 40 km - Luftlinie! Also dringe ich ungeplant in südlichere Gefilde ein - mit großartiger Bergwelt und natürlich Kastellen.
Ich bin im Quellgebiet des Rio Tajo - des mit über 1000 km längste Flusess der Iberischen Halbinsel. Hier ein kleiner Bach - vor
einem Jahr habe ich den großen Fluss an seiner Mündung in
Lissabon gesehen. Ich übernachte
hier nahe Peralejos de las Truchas
- von
den Forellen
- in gut 1200 m Höhe - eine kühle, erholsame Nacht in völliger Stille und Dunkelheit, nur das Plätschern des
Baches und einige Vögel dringen ans Ohr.
Im Dorf El Pedregal wurde Marcian Josef López y López geboren.
In Villalba de los Morales kam ein Märtyrer des Spanischen Bürgerkrieges zur Welt.
Das Dorf ist nicht der Nabel der Welt.
In Calamocha, wo Dionysius von der heiligen Barbara de Pamplona y Calamoch geboren wurde, gibt es neben der großen Kirche auch dieses Kloster des Konzeptionistenordens.
Auch in Retascón stand die Wiege eines Märtyrers des Spanischen Bürgerkrieges, in Villafeliche mit dem Kastell links und der großen Kirche rechts im Ort die von Clemens Ignatius Delgado y Cebrián.
Bekannt wurde der Ort, weil hier in Massen Schwarzpulver hergestellt wurde - bis das schließlich verboten wurde. Die guten Zeiten waren damit zuende, wie man heute an der Hauptstraße sehen kann.
Maluenda hat als Patroninnen Justa und Rufina und weihte ihne diese große, im 14./15. Jahrhundert gebaute Kirche.
Überragt wird das Städtchen von der Ruine des Kastells aus der maurischen Zeit.
Am ehemaligen Claretianer-Kolleg in Calatayud - inzwischen aufgegeben und Stadtmuseum - wirkten die späteren Märtyrer Johannes Díaz Nosti und Nicasius Sierra Ucar.
Am - inzwischen aufgegebenen - Jesuitenkolleg der
Stadt studierte Joseph Pignatelli.
Dass ich zum Fotografieren im Parkverbot parke, ist nicht ganz außergewöhnlich, das tun (fast) alle anderen auch, oft geht
es nicht anders. Dass es diesmal direkt vor dem Polizeipräsidium ist, merke ich erst beim Zurückkommen; aber während der
Siesta-Zeit ist auch das kein Problem.
Der spätere Märtyrer Vicente Pinilla wurde in Calatayud geboren. An der Stelle des ehemaligen Augustinerklosters steht jetzt ein Jugendzentrum - das ist gewiss ganz im Sinne von Augustinus - und ein Mauerrest als Denkmal.
in Épila, schon nahe bei Saragossa, wurde im Palast
des Ortsherren Petrus von Arbués geboren. Auch
hier zeugt die Kirche von vergangenem Wohlstand
(jedenfalls der Herren). Ich erlebe die kleine Stadt als heruntergekommen und dreckig - Vorort von Saragossa und Wohnstätte für
die, die sich Saragossa nicht leisten können.
Ich quartiere mich zum Schreiben auf dem gut ausgestatteten
Campingplatz in Saragossa ein - er wurde vor einigen
Jahren von der Kommune gebaut, nachdem der private Platz aufgegeben hatte. Es gibt - noch - wenig Schatten und es ist drückend
heiß, über 40° tagsüber - in den Bergen war es angenehmer.
Die Tracks:
Aranda del Duero
Santo Domingo de Silos (nur Rückfahrt)
Peralejos de las Truchas
Saragossa
geschrieben am 25., 28. und 29. Juni 2016