Welt bereisen Das Reiseblog des Ökumenischen Heiligenlexikons

Basilikata und Cilento

   J. Schäfer          

Dienstag, 19. April, bis Samstag, 30. April

Ich bin unterwegs in der Gegend, wo die Trulli zuhause sind. Diese Häuser mit ihrer einzigartigen Form wurden ohne Mörtel aus Steinen aufgeschichtet, um der Besteuerung von Bauten zu entgehen, die Bauweise hat sich bis heute erhalten.
Am ersten Ziel, dem Kloster der Kapuziner in Martina Franca, wo der fliegende Ordensbruder Joseph von Copertino eine erste Aufnahme fand, erlebe ich ein driefaches Wunder: direkt daneben ein Parkplatz und das Postamt, das ich brauche. Beim Eintreten ist dieses voll wie immer, ich ziehe meine Nummer und stelle mich auf langes Warten ein - auch wie immer - aber werde noch in der Sekunde aufgerufen!


Das immer wieder faszinierende Matera mit seinen Sassi - wörtlich: Steine -, den Höhlenwohnungen, die inzwischen UNESCO-Weltkulturdenkmäler und Touristenattraktion sind. 1988 war ich mit der Familie schon einmal dort, seitdem ist es sehr viel touristischer und hat sich mit deren Geld fein herausgeputzt; auch jetzt sind schon viele Osterurlauber da. Natürlich finde ich nahe der Altstadt keinen Parkplatz - und parke schließlich am anderen Ende der Stadt, also ist Fußmarsch angesagt - aber ohne Pullover, der Frühling ist da!

Natürlich wieder ganz oben: die Kathedrale.

Die Johannes dem Täufer geweihte Kirche.

die Kathedrale, nun erklommen

Fresko Das jüngste Gericht in der Kathedrale, um 1285

Über Altamura, wo Maria als Königin von Apulien verehrt wird und Markus von Aviano predigte, komme ich in diese Kathedrale in Tricarico bei Matera, wo Potitus als Patron verehrt wird und ich Rafael delle Nocche entdecke. Wie eigentlich immer liegt die Stadt auf der Spitze eines Berges und ist es jedesmal spannend, wie weit ich mit dem Auto durch engste Gassen komme und welcher Fußmarsch bergauf dann noch nötig bleibt.

Das ist auch in Albano di Lucania bei Potenza, wo wohl Vitalis von Albano geboren wurde und Vitus Patron ist, nicht anders; deshalb gibt es dort auch diese Sternwarte.

So mühsam zum Fahren und Gehen, so großartig aber ist die Bergwelt, deshalb auch die Dolomiten von Lukanien genannt.
Nach dem Besuch in Laurenzana in der ehemaligen Franziskanerkirche, in deren Kloster Ägidius von Laurenzana lebte, übernachte ich an der Raststätte Sala Consilina.

Als lohnend erweist sich am nächsten Morgen der Besiuch in Armento, wo Lukas von Demenna, Sabas der Jüngere und Vitalis von Castronovo lebten und die Lukaskirche - trotz ihrer Hässlichkeit - ergiebige Fotos ermöglicht.

Die Ruinen von Grumentum, wo Laverius sein Martyrium erlitt, sind zwar entgegen des Aushanges nicht geöffnet, aber von außen gut einsehbar - auch die Ruine dieser dort als erster Bischofskirche erbauten.

In Lagonegro bei Potenza wurde Nikolaus Molinari von Bovino geboren. Beim Gang durch die Stadt in noch extremerer Hanglage als üblich fällt mir die Bemalung der Rosenkranz-Kirche auf.

Das abseits gelegene San Nazario, ein Ortsteil von San Mauro La Bruca, fällt auf durch die Ruinen von Mühlen. Nilus der Jüngere wurde hier Mönch des Basilianerordens in dem Kloster, das an der Stelle der heutigen Kirche stand. Die Zufahrt ist wegen Baustelle gesperrt; die auf dem Dorfplatz versammelten Rentner des Ortes - fünf Frauen, ein Mann - zeigen mir den Weg; der Baggerfahrer in der Baustelle schaltet, als ich komme, extra seinen Motor kurz aus, um mir beim Vorübergehen die Abgase zu ersparen - kurz: die Leute, denen ich auf meiner Reise begegne, sind alle außerordentlich freundlich und hilfsbereit.

Nach Policastro Bussentino, wo der römische Bischof Anterus geboren wurde, Dominikus Lentini studierte und Petrus I. von La Cava Bischof war, komme ich an das ehemalige Kloster Santa Maria di Cadossa nahe Montesano sulla Marcellana, wo Conus Mönch war. Es ist heute ein Bauernhof, aber der Bauer öffnet mir nicht nur die Kirche, sondern auch all ihre Türen, damit ich es hell habe.

An Montesano sulla Marcellana fahre ich nur unten vorbei, aber so sehen die Orte hier alle aus: eng an den Berg geschmiegt, an der Spitze Kastell und Kirche. Die steilen Fußmärsche durch die engen Altstadtgassen und die ebenfalls oft steilen, aber immer höchst kurvenreichen Straßen zwischen den Orten führen dazu, dass ich nur langsamvorankomme. Als Kind durfte ich im Auto immer schon vorne sitzen - Kindersitz, Sicherheitsgurt, Kopfstütze, gar Airbag, das war damals alles völlig unbekannt -, weil es mir beim Autofahren schlecht wurde. Das ist längst vorbei und ich fahre jetzt ja selbst, dennoch: diese kurverreiche Straßen - mit stetigem links - rechts - links - rechts - links - rechts - links - rechts - links - rechts - gerade Abschnitte gibt es fast nicht -, dazu die senkrechten Verwerfungen durch Erdbebenschäden und / oder mangelhaftem Unterbau lassen es mir nach so vielen Jahren doch wieder flau im Magen werden.
Nach dem Kloster der Franziskaner-Minoriten in Padula, woher Petrus von Padula stammte, übernachte ich wieder an der Raststätte Sala Consilina, diesmal auf der Nordseite.

Schmuck: das Portal der Kirche San Gianuario in Marsico Nuovo, wo damals Bischof Januarius begraben wurde. Übrigens: die Eltern des französischen Liedermacher Georges Brassens stammen von hier, woran mit Stolz erinnert wird.

In der Kathedrale in Teggiano, wo der in der Stadt geborene Conus von Teggiano als Patron verehrt wird und wo schon Laverius in früher Zeit missionierte, gibt es diesen schönen Sarg des Soldaten Stasio de Heustasio, wohl 1472 geschaffen, …

… und den des Arztes Orso Malavolta aus dem Jahr 1488.

In Atena - dem heutigen Atena Lucana, starben wohl Heraklios und seine Gefährten. Aufgrund einer Marienerscheinungen wurde nahe des Ortes später das Sanktuarium Madonna della Colomba gebaut. Eine Wucht ist diese Klosterkirche der Franziskaner in Polla, wo wohl Franziskus von Oratino lebte.

In Tito lagen Reliquien von Laverius, sie wurden 1968 gestohlen. Die nach Erdbebenzerstörung neu errichtete Kirche besticht durch die Turmgestaltung auf den alten Mauern.

Nach der Donatuskapelle in Auletta, die Reliquien von Donatus von Ripacandida birgt, komme ich zu diesen Ruinen des Onuphrios-Klosters bei Petina, wo Doanatus Mönch war.

Das ist die Hauptstraße im Ort Castelcivita, wo die Pfarrkirche Conon von Isaurien geweiht ist: 1,40 m breit, das reicht für Fiats Panda oder die Piaggio-Lieferwagen, auch dem Bürgermeister für die Fahrt ins anliegende Rathaus. Meiner Kiste nicht, also wie meist: Fußmarsch.

Lucidus von Aquara lebte im damaligen Kloster San Pietro nahe Aquara und wird als Ortspatron in der Pfarrkirche in Aquara verehrt. Dort weist mich ein Mann - sichtlich voll Stolz - darauf hin, dass man von deren Vorplatz aus die Halbinsel von Amalfi und die Insel Capri sehen kann - trotz Dunst mit dem Auge und auf dem Foto nach entsprechender Bearbeitung.
Es ist schon spät geworden, deshalb übernachte ich auf einem strandnahen Parkplatz in Santa Maria di Castelabate. Dort ist es - bis zum Beginn der Saison: noch - herrlich ruhig, aber morgens weckt mich die Müllabfuhr. Immerhin: hier gibt es sie, das ist im Mezzogiorno nicht überall der Fall.

Am Morgen kommt zudem der Regen und die Fahrt zum ehemaligen Kloster bei Perdifumo ist wieder einmal nicht nur die mühsame Bergtour auf schmalster Straße, sondern am Ende auch nutzlos, da ich die letzten Kilometer auf einem Feldweg bei diesem Wetter meiner Kiste nicht zutraue. Simeon von La Cava war dort Prior.
In Agripoli wurde Daniel Fasanella von Belvedere Ordensmann im Kloster der Franziskaner. Es ist leicht zu finden - aber der Weg hin und zurück durch die Stadt ist eine Tortur: das Einbahnstraßensystem hat offensichtlich einer im Vollrausch erdacht.
Nahe dem berühmten Paestum - den heutigen Ruinen und Tempeln - wurden 954 die Reliquien von Matthäus gefunden. Beeindruckend sind die erhaltenen Tempel …

… aber durchaus auch die frühchrstliche Kirche. Sowie, nicht zu vergessen: eine Ansammlung von Kitsch wie ich sie sonst - trotz vieler Begegnung mit solchen Geschmacklosigkeiten - wohl noch nie gesehen habe!

An der Stelle des Sanktuarium San Vito al Sele nahe Santa Cecilia starben Veit, Modestus und Crescentia.
Nach Eboli komme ich, weil dort Bernerius als Einsiedler und Wundertäter lebte. Aber alle drei Kirchen, die ich besuche, sind geschlossen: die erste in einem Vorort wohl aus Sicherheitsgründen, das Kloster San Pietro Alli Marmi mit seinem Grab wegen Bauarbeiten und diese, die Hauptkirche Kirche Santa Maria della Pietà, wegen Mittagspause. Das einzige, was mir widerfährt, ist heftiger Regen, Dennoch habe ich von der Stadt als solcher einen sehr guten Eindruck; Christus kam nur bis Eboli wurde bekannt, weil es der Buchtitel war, in dem Carlo Levi 1945 aufgrund seiner Erfahrungen in der Verbannung durch die Mussolini-Faschisten das Elend im südlich davon gelegenen Mezzogiorno beschrieb: … Wir gelten nicht als Menschen, sondern als Tiere, … denn wir müssen uns der Welt der Christen jenseits unseres Horizontes unterwerfen. Aber offenbar: bis hierher kam er.

Direkt neben Kirche Santa Maria della Pietà: dieses Vorgängermodell meiner Kiste, mindestens 44 Jahre alt - und er fährt auch, ich habe es gesehen.

Der Regen hält an, auch in Oliveto Citra, wo es eine Marienerscheinungen gab, und in Laviano, wo aber, wie ich feststelle, Margareta von Cortona nicht geboren wurde (sondern im gleichnamigen Ort nahe Perugia). Mächtig prächtig ist die Pfarrkirche dennoch.

In der Pfarrkirche in Santomenna wird Menna von Samnium als Patron verehrt, weil er angeblich hier als Einsiedler gelebt hat.

Nachdem ich mich bei der Fahrt zum Geburtshaus von Gerhard Majella in Muro Lucano mal wieder fast festgefahren hätte - die Schilder hatten anderes versprochen - komme ich nach Monteverde, dem Geburtsort von Jordan von Pulsano, wo schon der Ortsname Fußmarsch verspricht - aber immerhin hat der Regen aufgehört.
Faszinierend nach dem Regen: das Grün der Landschaft, so intensiv, wie ich es wohl noch nie gesehen habe. Die Nacht an der Raststätte Torre Alemanna ist nicht besonders ruhig: viele sind unterwegs ans Meer, denn es ist schon wieder ein langes Wochenende: am Montag ist der 25. April, Italiens Tag der Befreiung, der Tag der Kapitulation der deutschen Nazi-Armee in Italien 1945.

Die Kirche in Rapolla, wo Vitalis von Castronovo ein Kloster gegründet hatte und starb, verfehle ich. Dafür überwältigen die Fresken in der Donatuskirche in Ripacandida, wo eigentlich Donatus von Arezzo verehrt wird, aber auch der im Ort geborene Donatus von Ripacandida.

In der Kathedrale in Acerenza, dem Geburtsort von Balsamus und Ort der Verehrung des Stadtpatrons Canion und auch von Marianus von Acerenza, wird Hochzeit gefeiert - mit einer kleinen Teilnehmerzahl, zumal für italienische Verhältnisse - und einer lautstarken und emotionalen Predigt des Priesters. Aber beim Weitergehen begegnen mit viele vornehme Autos - sie kommen noch, man hat ja Zeit bis zum Ende. Vor der Kathedrale sorgt - nicht zum ersten Mal sehe ich das bei einer Hochzeit - ein Polizist für Ordnung. Ihn kann ich fragen nach der Kirche San Laverio, die Laverius geweiht ist. Dennoch verfehle ich sie im Gassengewirr und ein Mann schickt mich dann in die falsche Kirche - es sind auch in Italien nicht alle kirchlich interessiert.

Aber der Ausblick …

… und übermorgen ist Tag der Befreiung.

In der Ebene angelangt hat das Bergsteigen ein Ende - nicht aber die mittelalterlich schmalen Gassen, die in Venosa zur Kathedrale führen - auch wenn sie einst Teil der Via Appia waren.

Nach Ascoli Satriano, wo in der Kathedrale und in der Klosterkirche San Potito Potitus verehrt wird, geht es wieder in die Berge. Dort fallen unzählige Windräder auf - das Bild zeigt nur einen Teil - und ich finde, sie stören nicht. Auch an diesem Punkt könnten die sich die sich auf ihre ökologischen Taten eingebildet gebenden Deutschen von Italien lernen.

In der Kathedrale in Trevico werden Euplus von Catania, Rosalia von Palermo und Wilhelm von Vercelli verehrt.

Über Frigento, wo Markianus von Frigento als Bischof und Patron verehrt wird, und Rocca San Felice, wo Wilhelm von Vercelli ein Kloster gegründet hatte und die Pfarrkirche wieder kaum zu fotografieren ist ob der Enge der Gassen, komme ich zum Übernachtungsplatz, der Raststätte Mirabella.

In der Kathedrale in Nusco wird Amatus von Nusco als Bischof und Patron verehrt.

Nach dem Besuch in Montemarano, wo Johannes von Montemarano Bischof war, kann ich in der Kirche des Klosters in Folloni, das Franziskus von Assisi selbst gegründet hatte, an der Sonntagsmesse teilnehmen.

Diese Kathedrale in Acerno und dann noch das Franziskanerklosterin Montecorvino Rovella, aus dem die Missionare Johannes von Montecorvino und Nikolaus von Montecorvino ausgesandt wurden, sowie das Geburtshaus des ersteren waren meine letzten Ziele. Nach aufwändigen aber ertragreichen fünf Tagen unterwegs reicht es sogar für einen Mittagsschlaf, bevor ich den Campingplatz Lido die Salerno in Pontecagnano Faiano erreiche.

Auf dem angenehmen Campingplatz Lido die Salerno ist nun Zeit zum Arbeiten, die fünf Tage unterwegs waren trotz allem Gekrurve und Generve doch ertragreich: 530 Fotos, davon kamen 87 ins Heiligenlexikon. Der Campingplatz ist laut Urkunde des Bürgermeisters seit 50 Jahren in Familienbesitz, die Besitzer sehr freundlich, alles eher einfach, aber sehr ordentlich. Alle zwei Tage wird der Strand piekfein sauber gemacht - und dann sammelt sich doch wieder jede Menge Treibgut an.

Das Frühjahr hat definitv Einzug gehalten, die mitteleuropäischen Rentner genießen die Sonne, der Blick auf die nun nahe Halbinsel von Amalfi und die Insel Capri (ganz links) ist nicht nur bei Sonnenuntergang lohnend.

Tracks
Sala Consilina (Schluss fehlt)
Sala Consilina
Santa Maria di Castelabate
Torre Alemanna
Mirabella
Pontecagnano Faiano (Anfang fehlt)

Logbuch Reiselogbuch 2022-2-4

geschrieben vom 25. bis 28. April 2022


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