Welt bereisen Das Reiseblog des Ökumenischen Heiligenlexikons

In der Toskana und in Pisa

   J. Schäfer          

Freitag, 21. Oktober bis Samstag, 29, Oktober

Erstes Ziel ist heute die Einsiedelei San Leonardo in Monteriggioni bei Siena, wo Augustin Novelli starb. An dieser sehr großen ehemaligen Niederlassung der Augustiner-Eremiten fahre ich mir aus Unachtsamkeit einen Riss ins Rücklicht der Kiste. Noch ärgerlicher: in Colle die Val d'Elsa will ich zum Haus, in dem Aonio Paleario wohnte - und lande am falschen.


Nur über einen Schotterweg zu erreichen ist der kleine Weiler Picchena - eigentlich nur dieser schöne Gutshof -, wo Bartholomäus Buonpedoni Pfarrer des kleinen Kirchleins war und Vivaldus von San Gimignano sein Schüler.

In Volterra heißt es wieder Treppen steigen, hoch in die Altstadt. Oben erwartet mich diese Kathedrale, in der Bartholomäus Buonpedoni zum Priester geweiht wurde, Candidus und Galgano Guidotti sowie Victor verehrt werden und Hugo von Volterra Bischof war. Zudem entdecke ich Actinea und Gräciniana sowie Oktavian und Justus und Clemens.

Beim Gang durch die Stadt beeindrucken wieder die engen Gassen.

Im Kolleg der Piaristen an dieser Kirche San Michele wurde der spätere Papst Pius IX. ausgebildet.

Die Kirche San Lino, das angebliche Geburtshaus des römischen Gemeindevorstehers Linus, an der auch das Kloster angesiedelt war, in dem Klara Palvia und Maria von Borgo lebten, verpasse ich, dafür kämpfe ich mich über den eigentlich gesperrten Weg zur Ruine dieses außerhalb der Stadt liegenden ehemaligen Klosters Santi Giusto e Clemente vor, das auf die Einsiedelei von Oktavian zurückgeht, in dem Actinea und Gräciniana verehrt wurden und Jakob Guidi von Certaldo Mönch war.

Ein Hinweis des Reiseführers (sehr gut: Daniela Schetar und Friedrich Köthe: Toskana. Reise Know-How Verlag Peter Rump, Bielefeld 2017) führt mich in dieses einsam gelegene Kloster San Vivaldo, das wuchs aus der Einsiedelei des Vivaldus von San Gimignano, den ich bislang nicht kannte.

Von 1500 bis 1515 entstand beim Kloster San Vivaldo der heilige Berg mit ursprünglich 34 Kapellen, die jeweils eine Station der Leidensgeschichte Jesu darstellen und insgesamt tatsächlich die Topografie von Jerusalem nachbilden; davon sind heute noch 17 Kapellen erhalten.

Nach der Kirche San Regolo im Ort Montaione, wo Vivaldus bestattet war, komme ich zum Kloster Cellole in Pancole mit dieser schlichte, aber für mich immer wieder umso beeindruckenderen Kirche; hier pflegte einst Vivaldus Bartholomäus Bompedoni, bis dieser starb.

San Gimignano - wieder hoch auf dem Berg liegend - ist laut Reiseführer eine der meistbesuchten Städte Italiens; ich habe Glück, da ich erst gegen Abend komme und sich der Besucheransturm schon in Grenzen hält; als die Familie meines Sohnes in der Woche zuvor dort war, war es offenbar wie im Reiseführer beschrieben brechend voll. Berühmt und UNESCO-Weltkulturerbe ist die Stdt v. a. wegen seiner hohen Wohntürme, aber auch wegen seines vollständig erhaltenen mittelalterlichen Stadtkerns. Ich besuche zuerst die Kirche Sant'Agostino, in der Bartholomäus Buonpedoni begraben wurde./p>

Im so genannten Dom werden Fina und Geminianus von Modena als Patrone verehrt; Vivaldus von San Gimignano wurde in der Stadt geboren, deren Wohntürme wirklich Eindruck machen.

Über das ehemalige Schloss Mucchio - heute ein Weingut und Hotel -, wo Bartholomäus Buonpedoni geboren wurde, und das ehemalige Kloster San Michele bei Poggibonsi - heute zum privaten Schloss umgebaut -, in dem Bononius von Lucedio Abt war, komme ich zu diesem Kloster San Lucedio bei Poggibonsi, wo gerade die Abendmesse stattfindet und in dem Luchesius bestattet ist.
Die Nacht an der kleinen Raststätte Poggibonsi ist ob des Verkehrs leider nicht sehr ruhig.

Am nächsten Morgen besuche ich Gaggiano, einen Stadtteil von Poggibonsi bei Florenz, wo Luchesius geboren wurde und dann - da ich vorbei fahre - nocheinmal das Kloster San Lucedio, wo ich jetzt ohne zu stören fotografieren kann. Beim zweiten Versuch in Colle die Val d'Elsa finde ich nun das richtige Haus, in dem Aonio Paleario wohnte. Nahe des ehemaligen Klosters Santo Sepolcro e Santa Maria a Elmi bei Certaldo wurde Jakob Guidi von Certaldo geboren; von diesem fällt der Blick auf die Stadt auf dem Berg.

In der Kirche Ssnti Jacopo e Filippo in Certaldo, an der Julia von Certaldo als Reklusin lebte, beeindruckt dieses Kruzifix aus um 1245 …

… und findet sich das Grtab des berühmten Schriftstellers, Demokraten, Dichters und Humanisten Giovanni Boccaccio.

In Castelfiorentino lebte Donatus von Ferrara im damaligen Kloster an der Franziskanerkirche und gegenüber Viridiana als Reklusin an der Stelle des heute ihr geweihten Sanktuariums. In San Miniato bei Pisa war Pius Albert del Corona Bischof. In der Stadt auf dem Berg fällt dieses Diözesanseminar aus der Mitte des 17. Jahrhunderts mit seinen Bemalungen auf.

Ich komme nach Petroio, einem Ortsteil von Vinci bei Florenz, weil ich - wie ich jetzt weiß fälschlich - dachte, hier sei Johannes Gualbertus geboren. Am Fuß des Berges mit der Kirche bestaune ich die über 250 Quadratmeter große, bis ins kleinste Detail gepflegt Krippe, die über 100 Gestalten in landestypischer Umgebung zeigt.

Nochmals Bergsteigen heißt es in Fucecchio, obwohl ich eigentlich schon in der Abene des Arno bin, aber die Stiftskirche liegt am Hang und in der verkehrsberuhigten Zone; dort liegen Gebeine von Candidus. Auf dem Kirchplatz üben Kinder und Jugendliche zu lautem Trommeln das Fahnenschwingen - nicht zum ersten Mal, dass ich dergleichen sehe. Direkt daneben steht das Kloster San Salvatore, in dem Petrus Igneus Abt war. Im wieder unten in der Stadt liegenden Franziskanerkloster della Vergine war Theophilus von Corte Ordensoberer.

Auch in der Pfarrkirche in Santa Croce sull’Arno, wo Christiana von Lucca geboren wurde und dann ein Kloster gründete, befindet sich ein sehr altes Kruzifix, dieses aus der Zeit um 1300. Nach dem Besuch am ehemaligen Kloster San Matteo Castelfranco di Sotto - früher die Festung, in der möglicherweise Burkhard II. von St. Gallen starb, erlebe ich eine ruhige Nacht an der Raststätte Pontedera.

Am nächsten Morgen geht es in diese Pfarrkirche nach Calcinaia, wo Ubaldesca geboren wurde und ihre Gebeine verehrt werden. Im Bergdorf Montemagno oberhalb der Arno-Ebene wurde Papst Eugen III. geboren; die Straße durch den Ort ist zu eng, zur Pfarrkirche ist deshalb wieder Bergsteigen angesagt.

In Pisa angekommen fahre ich zuerst zur Kirche San Francesco - vermeintlich außerhalb der Altstadt - und verfange mich im Gewirr von Einbahnstraßen und Zona traffico limitato - das Befahren wäre richtig teuer. In diesem Kloster lebte Bartholomäus von Pisa, Raimundus Lullus von Palma war zu Besuch hier. Die Flucht führt außerhalb der Stadt in den Vorort San Piero a Grado, wo schon im 4. Jahrhundert eine Kirche erbaut wurde, weil hier Petrus auf seiner Reise nach Rom an Land gekommen sei. Über den ausgegrabenen Grundmauern der Vorgängerbauten steht in der heutigen Kirche dieses Ziborium aus dem 14. Jahrhundert.

Auch wenn die Petrus-Legende natürlich unglaubwürdig ist: die Kirche in San Piero a Grado ist ein beeindruckender Bau.
Mein Standquartier beziehe ich auf dem Campingplatz Torre pendente, dessen Qualität die Nähe zum namengebenden schiefen Turm, sonst aber mäßig ist.

Nach einem Tag Schreiben geht es in die Stadt - es wird ein langer Fußmarsch, ich habe ihre Größe unterschätzt. Erstes Ziel sind diese Reste der Bäder von Nero für die Geschichte von Torpes von Pisa; ich entdecke aber, dass hierfür die Ausgrabungen von Neros Haus maßgebend sind.

Vorbei an dieser Kirche Santa Caterina d'Alessandria komme ich zur Kirche San Zeno, an der Eugen III. in den Kamaldulenserorden eintrat, und dann zur unscheinbaren Porta Pacis, wo Johannes Cini und Johannes della Pace als Einsiedler lebten.

Diese Kirche San Silvestro gehörte zwar den Benediktinern, Bartholomäus Buonpedoni und Rainer Scacceri von Pisa waren aber im Kloster an San Vito und Egino von Augsburg starb im Kloster an San Michele in Borgo.

Über die Klosterkirche Santa Croce in Fossabanda, wo Klara Gambacorti und Maria Mancini zunächst lebten, komme ich an die überraschend kleine Kirche San Domenico, wo die beiden ihr neues und strengeres Kloster gründeten, und dann an diese Kirche Santo Sepolcro, in der Ubaldesca bestattet war.

Vorbei am Palazzo Gambacorti - dem heutigen Rathaus der Stadt -, aus dem Klara Gambacorti und Petrus Gambacorta stammten, komme ich zur Universität, an der Josef Toniolo lehrte und zum Palazzo Reale, in dem das Kunstmuseum untergebracht ist. Alles liegt am Ufer des Arno, wo es sich diese Taube gut gehen lässt.

Stolz auch: das Denkmal am Palazzo Reale für Ferdinando I. de' Medici, 1587 bis 1609 Großherzog der Toskana und ab 1562 Kardinal.

Nach der Kirche San Nicola, wo sich Bona von Pisa als Tertiarin verpflichtete, komme ich an die Kirche San Frediano, wo Bartholomäus Aiutamicristo im damaligen Kloster lebte; auch hier wieder: ein sehr altes Kreuz, um 1175.

Nicht von schlechten Eltern: der 1562 bis 1564 erbaute Palazzo della Carovana, ursprünglich Militärakademie, unter napoleonischer Herrschaft dann Scuola normale superiore, ein Universitätsinstitut …

… und gegenüber der als Studentenwohnheim 1594 bis 1598 errichtete Palazzo del Collegio Puteano.

Den Höhepunkt habe ich mir bis zum Schluss aufgehoben - nicht aus dramaturgischen Gründen, sondern weil auch am Nachmittag geöffnet: die Kathedrale mit dem Baptisterium und dem wirklich schiefen Turm. Und hier boomt nun der Tourismus, das muss jeder gesehen haben. Auch Asiaten sind wieder da, wie üblich mit Maske, Selfie-Stick und Ellbogeneinsatz. Allerdings auch mit den entsprechenden Begleiterscheinungen: bei der Vorbereitung hatte ich von Autoaufbrüchen auf dem unbewachten - es gibt auch bewachte - Parkplatz gelesen, an der Raststätte Pontedera kurz vor Pisa hatte offenbar jemand versucht, großflächig die Scheibe einzuschlagen und mein holländischer Campingnachbar hat heute erlebt, dass sie ihm an seinem Transit, mit dem er am Strand war, die Scheibe eingeschlagen haben und Geld und Papiere geklaut.
Hier war Angelus von Porta Sole Generalprediger, Eugen III. Vizeverwalter des Erzbistums; Bernhard von Clairvaux nahm hier an einem Konzil teil, ebenso Franziskus von Stagno und Thomas Netter von Walden, auch das Abendländisches Schisma sollte hier bei einem Konzil gelöst werden. Gelasius II. war auf der Flucht hier, Nikolaus aus Preußen zu Besuch. Bona von Pisa, Ephysius und Rainer Scacceri von Pisa sind Patrone, ein legendärer Bischof war Veranus von Pisa.

Vor der Kathedrale: das riesige Baptisterium

1202 brachte ein Bischof von seiner Teilnahme am 4. Kreuzzug Schiffsladungen voll mit Erde aus Jerusalem mit und ließ diese auf dem Gelände neben der damals neuen Kathedrale verteilen. In dieser heiligen Erde wollten nun alle begraben werden, so entstand der Friedhof Campo Santo, heute auch Aufbewahrungsort für die vielen Reliquien, so von Felix, Ephysius und Potitus, oder Luxorius und Cisellus und Camerinus.

Ab 1278 wurden auf dem Campo Santo die Arkaden errichtet, die viele alte römische Sarkophage und wertvolle Fresken - 1944 bei einem Bombenangriff der Alliierten schwer beschädigt - beherbergen.
Zum Schreiben und weiteren Planen verbringe ich nun noch vier Tage auf dem Campingplatz Torre pendente - und staune, wie viele Touristen noch immer unterwegs sind; aber das Wetter ist auch sehr angenehm, nur es wird schon ab 18 Uhr dunkel.

Tracks Poggibonsi (Teile fehlen)
Pontedera
Pisa (Teile fehlen)

Logbuch Reiselogbuch 2022-4-3

geschrieben am 24. und vom 26. bis 28. Oktober 2022


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