Welt bereisen Das Reiseblog des Ökumenischen Heiligenlexikons

Im Süden von Burgund und Norden der Auvergne

   J. Schäfer          

Montag, 1. Juli bis Dienstag, 9. Juli

Am Montag konnte ich endlich den nicht so gemütlichen Campingplatz von Lyon verlassen; erste Station war Châtillon-sur-Chalaronne, wo Stephan von Die geboren wurde und Vinzenz von Paul kurze Zeit Pfarrer war. Rund um die Kirche fühlt man sich idyllisch ins Mittelalter versetzt …


… und idyllisch ist auch der Blick auf den kleinen Fluss, der dem Städtchen den Beinamen gab.

Nach Saint-Didier-sur-Chalaronne bei Bourg-en-Bresse, wo Desiderius von Vienne - angeblich - ermordet wurde und man über seinem Grab die ihm geweihte Kirche errichtete und wo schon zuvor Triverius von Thérouanne die Messe besuchte, komme ich nach Mâcon - wo mich der Hinweis auf die in drei Tagen hier ihre 6. Etappe startende Tour de France begrüßt. Da habe ich Glück gehabt, sonst wäre der Besuch wohl nicht möglich gewesen, denn ich will hier zuerst zur ehemaligen Kathedrale; Salvinus von Mâcon war hier Bischof, Johannes Baptist Laborie du Vivier und Majolus von Cluny waren Kanoniker, viele weitere nahmen hier an Synoden teil.

Den Berg hoch geht es in Mâcon dann zu diesem ehemaligen Kolleg - heute staatliches Gymnasium -, an dem Claudius Dumonet lehrte, und auch zum ehemaligen Kapuzinerkloster; Markus von Aviano predigte hier. Ich schnaufe beim Gehen, die Tour de France nennt es Flachetappe.

Im Hügelland liegt das ehemalige Priorat bei Berzé-la-Ville, in dem Hugo I. von Cluny zeitweise lebte.

In Cluny finde ich einen Parkplatz direkt an der berühmten ehemaligen Abtei und dort dieses große Denkmal für die Kämpfer der französischen Résistance gegen die Besatzung durch die deutschen Nazis.

Vom ehemaligen Kloster Cluny und seiner Kirche ist fast nichts überig, die 11 € Eintritt erklären sich marktwirtschaftlich aus dem Besucheransturm ob des berühmten Namens, nicht aus dem, was zu sehen ist. An der Stelle des Klosters wurde 1891 eine große Hochschule für Ingenieurwissenschaften errichtet; diese Gänge vermitteln den Eindruck, mit welchem Wohlfühlfaktor damals gelernt wurde. Berno von Cluny war der erste Abt in Cluny, später hatten Aymard von Cluny, Hugo von Cluny, Odilo von Cluny, Odo von Cluny und Petrus Venerabilis dieses Amt inne, der spätere Papst Urban II. war hier Prior, Bischof Theoger von Metz starb hier, vom römischen Bischof Marcellus I. und von Opportuna gab es Reliquien, viele weitere spätere Heilige waren hier Mönche.

Diese Kirche Notre Dame in Cluny wurde ab 1159 als Leutkirche neben dem ehemaligen Kloster Cluny gebaut.

Auf der Weiterfahrt wieder einmal, wie oft: ein umgedrehtes Ortsschild. ChatGPT weiß, warum das so ist: Die umgedrehten Ortsschilder sind ein Symbol des Protests, der im November 2023 von französischen Landwirten ins Leben gerufen wurde. Die Politik und der Markt stehen auf dem Kopf: Mit dieser Symbolik wollen die Landwirte ihren Unmut über die falsche Agrarpolitik zum Ausdruck bringen. Ursprünglich waren es in Frankreich an die 10.000 Schilder, die an Ortseingängen umgedreht wurden. Mittlerweile hat sich die Aktion auch auf andere Länder, wie Deutschland und die Schweiz, ausgeweitet.

Nur 10 km vom Kloster Cluny entfernt liegt der bekannte internationale Jugend-Treffpunkt im Dorf Taizé, den Roger Schutz als Kommunität gründete. Jetzt, nach Beginn den Sommerferien in vielen Regionen, sind schon viele Jugendliche da - ein Stück Kirchentags-Atmosphäre in der Provinz.

Immer noch herrschaftlich: das Schloss in Vitry-lès-Cluny - heute in Privatbesitz -, in dem Hugo von Mâcon geboren wurde.

Letzte Station für heute wird das Dorf Verosvres, wo Margareta Maria Alacoque geboren wurde. Ich besuche zuerst diese Kirche und entdecke dort, dass es auch ihr Geburtshaus als Gedenkort gibt. Und ich entdecke, dass es an der Kirche einen Parkplatz mit sehr guten und sehr sauberen Sanitäranlagen gibt - also wird er mein ruhiger Übernachtungsplatz. Und wieder einmal: was Frankreich an öffentlichen, sauberen Sanitärs zu bieten hat, ist einfach großartig!

Unerreichbar in Privatbesitz ist am Dienstag dann die Burg Montessus nahe Changy bei Charolles, in der Philippa von Chante-Milan geboren wurde. In Anzy-le-Duc bei Charolles war Hugo von Poitiers Prior; in der Kirche mit dieser Pforte ist sein Grab.

In Semur-en-Brionnais ist die Burg, in der Hugo I. von Cluny und - wie ich jetzt Dank des dort ausgestellten Stammbaumes feststellen konnte - auch Raingardis von Marcigny geboren wurden, heute Gedenkstätte; auch diese Kirche gleich daneben ist interessant.

Eindrücklich: das Portal an den Resten der Kirche des ehemaligen Klosters Saint-Fortunatin Charlieu bei Saint-Étienne, das Odo von Cluny unterstellt war.

In Saint-Bonnet-le-Troncy, abseits in den Bergen bei Lyon, wurde Johannes-Claudius Colin in einem Weiler geboren, er wuchs dann im Hauptort auf - dort zeigt dieses Haus die Probleme der Landflucht aus den abgelegenen, kleinen und jeglicher Infrastruktur baren Dörfern. Rendez-vous war einmal.

Nach Ambierle bei Saint-Étienne, wo Odo von Cluny das damalige Kloster reformierte und ich in der Kirche schöne Glasfenster - z. T. aus dem 15. Jahrhundert - sehe, komme ich nach Marcigny bei Charolles, wo es früher ein Frauenkloster gab, das Hugo I. von Cluny gründete, in dem Gisela von Bigorre Priorin und Ulrich von Zell Prior war und in dem Raingardis von Marcigny lebte. Durch Paray-le-Monial fließen der Fluss Bourbince und der Kanal du Centre, auf ihnen gibt es viele Hausboote - und am Ufer nahe der riesigen Kirche des ehemaligen Priorats diese Schwäne. Die Kirche wurde ähnlich der dritten in Cluny gebaut und ist heute ein Touristen-Hotspot. In ihr liegen Reliquien von Gratus von Chalon-sur-Saône./p>

In der Kapelle des Klosters der Visitantinnen in Paray-le-Monial, in dem Margareta Maria Alacoque lebte, erlebe ich das Abendgebet.

Und dann geht es noch zu dieser Claudius de la Colombière geweihten Kapelle in Paray-le-Monial.

Zum Abschluss des Rundgangs - alles liegt ganz nahe beieinander, sehr bequem! - noch einmal die eindrückliche Kirche des ehemaligen Priorats von hinten. In Digoin bei Autun wurde Claudius-Silvanus-Raphael Mayneaud de Bizefranc geboren, der als Gefährte von Andreas Abel Alricy starb; in der Pfarrkirche gibt es für ihn eine Gedenktafel.
Ich übernachte an der großen Raststätte Bourbonnais und gönne mir dort ein Abendessen: sehr gut und sehr preiswert - geht also auch an der Autobahn! Die Autobahn in diesem Abschnitt ist kostenpflichtig, funktioniert aber ohne Mautstation: das Autokennzeichen wird bei voller Geschwindigkeit erfasst und man hat dann 72 Stunden Zeit, um zu bezahlen - online oder auch bar an Automaten wie an dieser Raststätte. Feine Sache, in diesem Frühjahr so eingeführt.

Am Mittwoch komme ich wieder in die Auvergne und dort zuerst zu dieser Kirche des 1616 gegründeten Klosters der Salesianerinnen - auch Visitantinnen genannt - in Moulins, wo Johanna Franziska de Chantal starb, und dann in derselben Stadt zur Schule, an der Roger Faverge Direktor war.

Im ehemaligen Priorat mit dieser Kirche in Souvigny bei Moulins starben Majolus von Cluny und Odilo von Cluny, es war Odo von Cluny unterstellt.

Nach der Placidius geweihten Kirche in Saint-Plaisir bei Montluçon komme ich nach Saint-Pourçain-sur-Sioule zu dieser Kirche des ehemaligen Klosters, in dem Leopardinus von Saint-Symphorien Mönch und Portianus aus der Auvergne Abt war. Weil darin gerade ein Requiem gefeiert wird, muss ich warten und kaufe mit im nahen Imbissladen mein Mittagessen: es gibt auch schlechte Baquettes!

Vorbei am ehemaligen Kloster Neuffontaines nahe St-Didier-la-Forêt, das Gilbert von Neuffontaines gründete und heute eine Pension ist, komme ich zu diesem - heute von Benediktinerinnen belebten - Vinzenz von Valencia geweihten Frauenkloster in Chantelle bei Vichy.

Nach einigen Fehlversuchen doch gefunden und nur über Feldwege zu erreichen: die Kapelle nahe Gannat bei Vichy, der Todesort von Procula

… die dann der Legende zufolge ihren abgeschlagenen Kopf - wie einst Dionysius von Paris - in diese Kirche nach Gannat trug.

Nächste Station ist diese Kirche Saint-Léger in Ébreuil bei Vichy mit Reliquien von Leodegar von Autun.

In Menat bei Riom ist diese heutige Pfarrkirche die ehemalige Kirche des Klosters, das Brachio von Menat gründete, Meneleus von Menat - den ich hier neu entdecke - und Sabinian von Ménat wieder aufbauten und in das Reliquien von Medulphus kamen.

Vorbei an der Quelle in La Cellette bei Riom, die Avitus I. von Clermont entspringen ließ, komme ich in dieses heute von Benediktinern bewohnte Kloster Bellaigue bei Montluçon, das einst der Führung durch Hugo von Bonnevaux unterstand. Die Benediktiner führen dort ein strenges Regiment: das Betreten der Kirche ist - neben der üblichen Kleiderordnung - Frauen nur mit Kopfbedeckung gestattet, denn so schreibe es Paulus im 1. Korintherbrief vor. Da habe ich doch Glück, nicht weiblich zu sein.

An der Stelle dieser Kirche in La Celle bei Montluçon lebte Patroclus von Colombier zeitweise als Einsiedler.

Wieder einmal sehr dunkel: die Kirche des ehemaligen, von Patroclus von Colombier gegründeten Klosters, das auch Leopardinus von Saint-Symphorien aufsuchte, und unweit die Quelle, die Patricius entspringen ließ. Aber ich will mich nicht beklagen, im Gegenteil: schon seit der Auvergne sind - anders als ganz im Süden - die Kirchen (fast) alle geöffnet, weshalb auch dieser Trip sehr ertragreich wurde: mit genau 100 Fotos fürs Heiligenlexikon!
An der Raststätte Allier gibt es dann eine recht laute Nacht, weil der Parkplatz sehr nahe der Autobahn ist.

Am Donnerstag geht es wieder einmal über Feldwege tief in den Wald nahe Évaux-les-Bainsund bei Aubusson und ich finde schließlich das Kreuz am Todesort des Einsiedlers Marianus von Bourges, verpasse aber die Kapelle. Im Ort selbst sehe ich dann diese riesige Kirche des einstigen Klosters, in der die Reliquien von Marianus bewahrt werden.

In dieser Kirche des früheren Klosters in Chambon-sur-Voueize gab es bis zu ihrer Zerstörung durch die Hugenotten Reliquien von Valeria von Limoges.

In der kleinen Kirche in La Serre-Bussière-Vieille bei Montluçon, in der es eine Statue von Pardulf von Guéret gibt, sehe ich auch dieses Vortragekreuz.

In Néris-les-Bains bei Montluçon wirkte Patroclus von Colombier und errichtete den Vorgängerbau dieser heutigen Kirche.
Im selben Ort ist dann mein angesteuerter Campingplatz, wunderschön in einem kleinen Tal gelegen, umgeben von Wald, durchflossen von einem mäandernden Bächlein und herrlich ruhig. Nachdem die großen Ferien in Frankreich begonnen haben, hatte ich mit Ansturm gerechnet, aber es sind nur einige französische Rentner - und einige rumänische Wanderarbeiter - hier: ideal zum Arbeiten und weiteren Planen.

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geschrieben vom 4. bis 8. Juli 2024


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