Welt bereisen Das Reiseblog des Ökumenischen Heiligenlexikons

Berge und Schnee

   J. Schäfer          

Donnerstag, 16. März bis Samstag, 18. März

Ein Nachtrag zu Monreale: der Erzbischof Michele Pennisi hat jetzt Mafia-Mitgliedern das Amt des Tauf- oder Firmpaten untersagt. Pennisi erhielt bereits 2008 Polizeischutz, nachdem er sich als Bischof von Piazza Armerina geweigert hatte, einen Trauergottesdienst für einen Mafia-Boss in der dortigen Kathedrale zu feiern.

Hausarbeiten an der Kiste und Restarbeiten in Palermo standen heute auf dem Programm: zuerst die Kirche des Noviziats der Jesuiten, San Stanislao al Noviziato mit dem Grab von Simon Bucceri. Hier gibt es diese Reliquie der Erscheinung Marias vor dem Juden Alphonse Ratisbonne im Jahr 1842, der daraufhin zur katholischen Kirche konvertierte. Unfasslich!
In der Kirche wird gerade die Trauerfeier für ein gestorbenes Kind gehalten; am Sonntag sah ich auf dem Friedhof an Santa Maria di Gesù ein Familiengrab, in dem drei kleine Kinder bestattet waren; wie dankbar darf ich sein, vier gesunde Kinder zu haben!
An der Stelle des Martyriums von Oliva von Palermo wurde eine Kirche errichtet - die heutigen Kirche San Francesco di Paola.
Wenn man sein Auto kennt, ist das Fahren in Palermo kein Problem - aber es dauert, alles ist voller Stau auch außerhalb der Rush-hour, zu Fuß ginge es schneller.


Am Freitag ging es endlich weiter, zuerst ins Bergdorf Godrano, wo Giuseppe „Pino” Puglisi Priester war.

Auf der Rückfahrt ergibt sich nocheinmal ein Blick auf Palermo und den Monte Peregrino.

Im Bergdorf Caccamo wurde Johannes Liccio geboren, hier errichtete er das Kloster Santa Maria degli Angeli; an der Stelle seines Geburtshauses von Johannes wurde eine kleine ihm geweihte Kirche gebaut. Auch einen mächtigen Dom gibt es in der 8000-Seelen-Gemeinde. Davor steht neben anderen eine Statue von Nicasius Camuto de Burgio - der ist mir neu.

Daneben: das - ehemalige! - zivile Krankenhaus. Auch hier gab es schon bessere Zeiten.

Vom ehemaligen Kloster San Nicola bei Caccamo, das Theoctistus gründete und leitete, habe ich nur ungefähre Angaben über die Lage - aber ich finde es in der Einsamkeit der Berghänge; es ist heute ein verfallender ungenutzer Bauernhof.

Von oben: der Blick auf Caccamo mit Burg und Dom San Giorgio. Die Gegend ist großartig!

Wieder an der Küste: der Blick auf Termini Imerese, wo Gebeine von Augustin Novelli verwahrt werden.

Vor dem Dom: ein magischer Fisch-Brunnen …

… und das Denkmal für einen lokalen Helden in Erinnerung an die Erlösung Siziliens - aber wegen fehlender Jahreszahl weiß ich nicht, welche gemeint ist - dem Stil nach jene von 1861 durch Garibaldi.

Auch herrlich: der Blick auf Collesano am Nordrand des Naturschutz-, Ski- und Wandergebietes der Madonie, im Hintergrung der schneebedeckte Pizzo Glammarusa, 1061 m hoch.

Auch das ehemalige Basilianerkloster Santa Maria di Pedale bei Collesano, wo Sabas der Jüngere Mönch war, finde ich trotz mangelhafter Vorinformation auf Anhieb. Ein Glückstag! Der nicht sehr redefreudige Bauer bestätigt mir immerhin die Richtigkeit.

Schon Abend geworden ist es bei der Ankunft im Bergort Isnello, wo Karl von Isnello geboren wurde. In der Mutterkirche beginnt demnächst - wie in fast allen Kirchen - die allabendliche Rosenkranzandacht.

Das Santuario Gibilmanna bei Isnello, ein Marienheiligtum und Kloster liegt hoch in den Bergen mit Blick auf die Küste. Es war wohl eines der von Gregor „dem Großen” in Süditalien gegründeten Benediktinerklöster, heute von Kapuzinern verwaltet.

Hier wird eine - angeblich - 1534 nach einem Schiffbruch an Land gespülte Statue von Maria mit dem Jesuskind verehrt.

Das Kruzifix aus dem 16. Jahrhundert sprach: Hier wird meine Mutter verehrt, wendet euch an sie!
So beschützt übernachte am Santuario - völlige Dunkelheit, völlige Stille, einzig ein Käuzchen im Wald, keine Autos, da die Straße hier endet, noch nicht einmal das Telefon hat Netz; allerdings ist es kalt hier in der Höhe - aber das verspricht eine ruhige Nacht. Als ich am Einschlafen bin, kommt doch ein Auto, hält, fährt 3 m vor, 1 zurück, 4 vor, 2 zurück, dann auf dem Parkplatz im Kreis - merkwürdig. Nach einigem hin- und her fährt es ein paar Meter weiter zur Kirche, dann kommt ein zweites Auto, nach einer halben Stunde ist der Spuk vorbei und beide fort - wohl irgendwelche Drogen- oder ähnliche Geschäfte.

Am nächsten Morgen: auch Katzen dösen gut unter Marien Schutz.

Auf der Weiterfahrt: nochmals ein Blick auf Isnello

… und dann über den Pass, an der Piano Battaglia, gut 1600 m hoch …

… wo die Skifahrer zugang sind.

Diese Strecke war auch Teil der durch das Berggebiet führenden, legendären Targa Florio, benannt nach ihrem Finanzier und Organisator Vincenzo Florio, erstmals gefahren 1906, letztmals 1977, dann eingestellt wegen der vielen tödlichen Unfälle.

In Petralia Sottana, wo Karl von Isnello ins Franziskanerkloster aufgenommen wurde, ist Fest- und Markttag. Feilgeboten wird ziemlich alles, was beweglich ist: Essen, Kleider, Hausrat, Gebrauchtwaren, Schmuck und Schund.

An der Franziskanerkirche in Stein gemeißelt: die Umrechnungstabelle auf die neu eingeführten metrischen Maße.

Vor dem Kriegerdenkmal wartet die Musikkapelle auf ihren Auftritt. Italiener haben immer schicke Uniformen!

In Polizzi Generosa starb Gandolf von Binasco. Schon am Vortag wird in der Mutterkirche der Josephstag gefeiert; Der Priester - ein jüngerer Gastprediger, der alte Ortspriester assistiert nur - genießt die volle Kirche und feiert die Liturgie ausführlich und mit Ausdauer. Mit Dauer aus vollem Herzen. Andauernd ausdrücklich. Dass eine Predigt lang dauern kann, weiß ich; aber dass auch ein Hochgebet soviele Schlenker haben kann, ist mir neu. Aber er hat eine schöne Singstimme.

Mir fiel die ganze Zeit die alte Orgel ins Auge - sie steht sehr schief nach vorne geeigt, was das Bild leider nicht recht zeigt. Gespielt wird jetzt auf einer elektronischen.

Nach Ende der Messe sielt dann vor der Kirche die Musikkapelle - schwungvoll italienisch.

Gegenüber: das ehemalige, Gandolf geweihte Kloster. Auch dieses sah schon bessere Zeiten.
Dabei hat der Ort berühmte Söhne: der Schriftsteller Antonio Borgese, Schwiegersohn von Thomas Mann, stammte von hier, auch Domenico Dolce, der zusammen mit seinem Partner Stefano Gabbana die berühmte Modefirma gründete, sowie die Großeltern des Filmregisseurs und Produzenten Martin Scorsese.

In der Bergwelt: der Kreuzweg zum Santuario Madonna dell'Alto, ganz oben auf dem Berg in gut 1780 m Höhe, das Wilhelm Gnoffi restaurierte …

… und gegenüber der Blick auf den leicht rauchenden Ätna.

Im Kloster Santa Flavia in Caltanisetta war Josef Benedikt Dusmet Mönch.
Die Mutterkirche im nach Catuldus von Tarent benannten San Cataldo bei Caltanissetta glänzt mit renovierter Fassade.

Am Abend komme ich nach Enna, das antike Henna, eine Stadt 968 Meter hoch auf einem Felsplateau mit großer Vergangenheit. Enna wurde nach der muslimischen Eroberung 859 Quasr Yannah genannt, daraus wurde nach der Rückeroberung verballhornt und christianisiert Castrogiovanni, seit 1926 wieder Enna. Als erstes sehe ich die ehemalige Jesuitenkirche; Hieronymus von den Engeln wurde in der Stadt geboren. Die Kirche ist seit 1957 Kriegermuseum; die beiden Damen am Eingang wollen mich fast nicht mehr gehen lassen, ich müsse alles anschauen - mich interessiert aber nichts, das Museum ist höchst bieder.

Am Ende und höchsten Punkt der Stadt: das Kastell, auf muslimischen Mauern erweitert durch Kaiser Friedrich II. von Hohenstaufen.
Für die Altstadt von Enna stellt das Navi seinen Dienst komplett ein - offenbar sind die Open-Street-Maps hier überhaupt nicht gepflegt. Aber es gibt in Enna wie üblich eine Hauptstraße durch die Altstadt nach oben und eine wieder zurück, die will ich nehmen auf dem Weg zur Kirche San Francesco. Nach einigen hundert Metern ist sie gesperrt, Baustelle, die Stützmauer ist eingefallen, statt Straße ein tiefes Loch. Also folge ich den Wegweisern Zentrum und quäle mich mal wieder durch engste Gassen; die Fahrt endet am Ausgangspunkt. Der nächste Versuch führt in noch engere Gassen. An einer muss ich am Ende links abbiegen - rechts ist Einbahnstraße und es geht auch gar nicht abzubiegen, nur nach links ist die Hausmauer etwas abgeschrägt. Als ich mit Rangieren um die Kurve bin, halten mich drei alte Männer an: weiter vorn käme ich nicht durch. Aber rechts darf ich nicht! Das sei egal. Also nach rechts abbiegen, was doch unmöglich ist. Nichts ist unmöglich! Beim Rangieren hilft ein junger Mann - hätte ich mich auf ihn verlassen, hätte meine Kiste Blesssuren. Aber dem inzwischen auf der Einbahnstraße Angekommenen erklärt er, dass dieser zurück müsse - kein Problem, selbstverständlich.

Von Enna blickt man auf das ebenfalls auf einem hohen Felsen gegenüber liegende Calascibetta, das ich morgen besuchen werde, denn inzwischen ist die Dämmerung eingebrochen.
Ich übernachte an der Autobahnraststätte - das wird eine unruhige Nacht werden! Denkste: kurz vor 22 Uhr fährt die Polizei los - an Raststätten kommt oft die Polizei zum Kaffeetrinken vorbei und neulich habe ich gesehen, dass sie den sogar bezahlen, das gab es früher im Süden Italiens nicht - bald darauf gehen die Lichter aus, Feierabend. Also doch ruhiges Schlafen! Leider nur kurz: um 5 Uhr geht der Betrieb hier wieder los! Und ich meine Betrieb! Das ist wie in Österreich: früh ins Bett, bald raus.

Tracks
Gibilmanna
San Cataldo und Enna

geschrieben am 21. und 22. März 2017


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