Welt bereisen Das Reiseblog des Ökumenischen Heiligenlexikons

Sonntag in Fátima

   J. Schäfer          

Samstag, 18. April

Nicht fehlen darf bei einem Lissabon-Besuch der Turm von Bélem, Anfang des 16. Jahrhunderts gebaut zur Verteidigung an der Tejo-Mündung und nicht dem Erdbeben zum Opfer gefallen, weil der weit westlich gelegene Stadtteil verschont blieb. Vor dem Erdbeben stand er ganz im Wasser, hier hob sich das Land und er kam am neuen Ufer zu Stehen.


Verschont blieb auch das daneben liegende, Hieronymus geweihte Kloster, gebaut von 1500 bis 1571, ein steinerner Traum, zusammen mit dem Turm das reinste manuelische Bauwerk, eine nur in Portugal vorkommende Mischung von Gotik und Renaissance mit reichem Dekor.

der Kreuzgang

Die Reste des Kastells in Alenquer, wo Sancha von Portugal Stadtherrin war und die ersten Franziskaner in Portugal ansiedelte.

Das von Sancha gegründete Franziskanerkloster hat einen schönen Kreuzgang - profanisiert verliert er aber seinen Reiz.

Auch der einst prächtige Eingang zur Kirche hat etwas an Attraktivität verloren …

… nicht aber die prächtige Lage des Klosters.

Vom ehemaligen Kastell in Santarém, wo Ferdinand von Portugal geboren wurde, hat man einen weiten Ausblick auf den nun schon sehr trocken liegenden Tejo, den Fluss, der Portugal in der Mitte teilt.
Dem geneigten Leser wird aufgefallen sein, dass ich mich jetzt schon länger nicht mehr über das Wetter beklagte; es gibt dafür seit Lissabon auch keinen Grund mehr; inzwischen überlege ich sogar, den Winter- mit dem Sommerschlafsack zu vertauschen und gestern konnte ich den ersten Abend ohne Frieren außerhalb der Kiste verbringen. Natürlich gibt es in Portugal vom Atlantik her immer Wolken, aber meist kann man bein Fotografieren warten, bis die Sonne wieder hervorkommt. Aber sowohl geübte Überwinterer als auch Einheimische beklagen seit Wochen, es sei im Winter und Frühjahr noch nie so kalt und nass gewesen.

Neben dem Kreuzfahrerdenkmal steht im Park an der Stelle des ehemaligen Kastells in Santarém auch das Denkmal für die portugiesischen Soldaten im 1. Weltkrieg, hier großer Krieg genannt. 1916 wurde Portugal von England zum Kriegseintritt bewogen und bekämpfte die Deutschen in Frankreich. Im 2. Weltkrieg blieb Diktator Salazar (wie Franco in Spanien) neutral, es gab keine Beteiligung oder Schäden.

Irene von Portugal, die Namensgeberin der Stadt Santarém, wird in einer Kirche verehrt, die an der Stelle erbaut wurde, an der ihr Leichnam aus dem Fluss geborgen wurde.

Die Nacht verbringe ich sehr schön an einem nahen Stausee. Wenn schon, dachte man offenbar, dann können wir auch ein bisschen Genf nachempfinden. Nur monetär ist der Standard anders: keine der drei Banken im Ort will einer meiner Karten Geld geben.

Sonntag, 19. April

Ich komme nach Fátima, einer der berühmtesten und meistbesuchten Wallfahrtsstätten weltweit. Der Zugang vom Parkplatz hat nicht ganz Weltniveau …

… und auch der Andrang zur 11-Uhr-Messe vor der Basilika Unserer Lieben Frau des Rosenkranzes - es ist Sonntag! - ist überschaubar. Lucia de Jesus sowie Francisco Marto und Jacinta Marto empfingen hier ihre Engels- und Marien-Botschaften.

In der gegenüber liegenden großen Basilika zur Heiligsten Dreieinigkeit gefällt mir dieses Kruzifix.

Natürlich gibt es um das Santuario Kommerz, wenn auch in viel bescheiderem Rahmen als in Lourdes. Ein kleines Museum zeigt keine Gegenstände, sondern Modelldarstellungen der Erscheinungen, erläutert in der Sprache des Besuchers. Allzu viele kommen offenbar nicht, ich bin alleine dort.

Auch Papst Benedikt XVI. war 2010 hier, wie ein Foto im Informationszentrum zeigt. Zuvor waren auch die Päpste Johannes Paul II. - drei Mal, denn er dankte der Maria von Fátima für sein Überleben des Attentats von 1981, nachdem das dritte Geheimnis von Fátima als Prophezeihung des Anschlags auf den heiligen Vater gewertet wurde - Paul VI. gekommen.

Die Basilika Unserer Lieben Frau des Rosenkranzes enthält auch die Gräber der drei Hirtenkinder.

Auf dem Parkplatz findert inzwischen das Treffen der portugiesischen Mini-Cooper-Fans statt, die ihre herausgeputzten Oldtimer präsentieren.

In Aljustrel nahe Fátima ist das Geburtshaus von Francisco und Jacinta Marto heute Museum.

In diesem Zimmer wurden die beiden geboren, Francisco starb hier im Alter von 10 Jahren.

Valinhos, der Ort der vierten Marienerscheinung nahe Aljustrel, liegt im kühlen Wald. Wie im Santuarium, auf dem zwei Kilometer langen Kreuzweg von dort hierher und weiter zum Ort der Engelserscheinungen ist die Wegmitte mit glatten Platten ausgelegt, um die Strecke büßend, auf Knien rutschend, zu bewältigen. Während Lourdes durch die Heil(ungs)botschaft geprägt ist, steht hier die Buße im Vordergrund.

Auch Lúcias Geburtshaus in Aljustrel ist Museum, hier das Zimmer, das sie mit ihrer Schwester teilte …

… und der Webstuhl ihres Vaters.

Auch im kleinen Dorf Aljustrel versucht man natürlich, an das Geld der Pilger zu gelangen, aber alles noch in Maßen.

Die Kirche in Aljustrel, in der Francisco und Jacinta getauft wurden.

In Tomar steht die Kirche Sta Maria do Olival an der Stelle, an der einst Irenes Kloster stand.

Montag, 20. April bis Donnerstag, 23. April

Zum Arbeiten habe ich mir einen ruhigen Campingplatz in den Bergen nahe Tomar ausgesucht - und es ist wirklich herrlich hier - natürlich von Holländern geführt, einem jungen Paar, das vor 4½ Jahren den schon vorher bestehenden Platz gekauft und sich damit einen Traum erfüllt hat. Ruhig, schattig, in der Nacht nacht - wirklich: nacht! Natur unter dem Motto: There is no App for this.
Am schwarzen Brett weitere Sinnsprüche: Legen wir einen Moment Stille ein und denken an die, die mit ihrem Auto im Verkehrsstau stecken auf dem Weg ins Fitnessstudio, um dort ein stationäres Fahrrad zu benützen. Oder: Reisen ist die einzige Art, Geld auszugeben, um reicher zu werden.
Schade: Bayern hat jetzt doch noch gegen den FC Porto gewonnen.
In Spanien streiken Scheinselbständige und Angestellte bei Subunternehmen des Kommunikationskonzerns Telefónica, dem in Deutschland O² gehört. 90 % der Beschäftigten machen mit (!); seither mussten sie - manchmal sieben Tage die Woche - für 700 € im Monat arbeiten, nach neuen Anpassungen blieben nicht einmal mehr 600 € übrig. Was passiert, wenn wir einen Tag ohne Internet sind?, fragte sich die spanische Zeitung El Mundo.
Die Idee zur Schaffung eines transatlantischen Freihandelsabkommens, stammt nicht aus Amerika, sondern diese Idee stammt von der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel. Das stellte William E. Moeller, der Generalkonsul der USA in München fest. TTIP: der Weg zur marktkonformen Demokratie muss konsequent fortbeschritten werden, da dürfen Rechte des Gesetzgebers, unabhängige Gerichte, Arbeitnehmerrechte oder Umweltschutzstandards nicht stören. Angie schafft da, die SPD hilft nach Kräften.

Die Tracks:
Vom Samstag gibt's wieder keinen
Tomar

geschrieben am 22. und 23 April 2015


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