Welt bereisen Das Reiseblog des Ökumenischen Heiligenlexikons

Feiertage im Regen

   J. Schäfer          

Freitag, 24. April bis Sonntag, 26. April

Das Wetter ist leider wieder schlecht. Die lange Fahrt durch die Berge kann deren Schönheit nicht zeigen, tiefe Wolken und teilweise Nebel verhindern den Genuss.
Das Kloster in Cernache do Bonjardim wurde im 18. Jahrhundert als Ausbildungsstätte für Missionare in den portugiesischen Kolonien errichtet.


Auch wenn Nonius Alvares Pereira wohl gar nicht wirklich hier geboren wurde, hat man die Straße, in der er angeblich geboren wurde, zur Feier des sechsten Jahrestages seiner Heiligsprechung festlich geschmückt.

Prächtig und mächtig: die Klosterkirche in Batalha - Stadt der Schlacht - bei Leiria, zum Dank für den Sieg Portugals über das Königreich Kastilien in der Schlacht von Aljubarrota ab 1386 errichtet. Es ist Grablege der Königsdynastie Avis und deshalb auch von Ferdinand von Portugal und UNESCO-Weltkulturerbe.

Auch Heinrich der Seefahrer, Königssohn, Pionier der Kolonisation entlang der westafrikanischen Küste und damit Begründer des portugiesischen Aufstiegs zur Weltmacht, wurde hier bestattet. Vor der Kirche erinnert dieses Denkmal.

Ein typische furchteinflößendes Denkmal ist das in der Salazar-Zeit um 1967 errichtete für den Befehlshaber der Schlacht von Aljubarrota, Nonius Álvares Pereira.

Vor dem Kloster auch so eine Art lebendiges Denkmal: wie in Spanien sieht man auch in Portugal überall solche Menschen - meist Frauen - in Warnwesten beim Straße Fegen - offenbar die Form der iberischen ABM.

Die Kirche ist ein spätgotisches Monumentalwerk.

Schon vor dem Kloster fielen mir Soldaten auf, jetzt schlendern einige durch den Kreuzgang …

… denn der ehemalige Kapitelsaal ist das portugiesische Grabmal des unbekannten Soldaten.

Nachdem die erste der Grabkapellen voll war, begann man mit dem Bau einer weiteren - deren Name die Unvollendete ist selbsterklärend …

… und die Kunst der Steinmetze beeindruckend.

Auch für einen General des modernen Kolonialismus gibt es ein Denkmal vor der Kirche.

In der Klosterkirche in Lorvão ist das Grab von Sancha von Portugal, auch Theresia von Portugal lebte und starb hier. Oft zu sehen: ein solch wuchtiger Altar.

Auch hier: eigentlich eine wunderschöne Gegend …

… mit Badestrand am Fluss. Wenn nur nicht dieses Wetter wäre!
Für die nächsten zwei Tage sagt der Wetterbericht Dauerregen an, ich verbringe sie zurückgezogen auf dem Campingplatz in Coimbra. Tatsächlich ist die Frage nicht, ob es regnet, sondern nur: wieviel - zwischen Niesel und sintflutartig ist alles dabei. Und bei mir alles nass. Die Internetverbindung funktioniert auch fast nie - auch Funkwellen mögen keinen Regen. Es ist trostlos! Jemand will mich trösten und mailt, es habe die 28 ° in Stuttgart auch nur tagsüber - selten so gelacht.
Auch für die Einheimischen ist das nicht schön: Samstag war hier Feiertag - der 25. April, Tag der Freiheit, der Tag der Nelkenrevolution 1974; daneben gibt's den Nationalfeiertag - zum Gedenken an den Todestag des Dichters Luís de Camões; Geist statt Macht! Das wäre doch ein Vorschlag: wir feiern den 9. Mai statt des unsäglichen 3. Oktober: Schillers Geburtstag, gleichzeitig Ende des 2. Weltkrieges, ganz in Schillers Sinn.

Montag, 27. April

Für heute hatte der Wetterbericht Besserung versprochen, also schaue ich mir endlich die Stadt an. Es regnet. Ich weiß, warum das Wetterbericht heißt: weil die Darstellung des aktuellen Wetters meist zutrifft. Zu meinen, das gelte auch für die Prgnosen, ist ein - nicht nur semantischer - Irrtum.
Die Azulejos am Karmelitinnenkloster in Coimbra, in dem Lucia de Jesus zuletzt lebte, sind jedenfalls gegen den Regen resistent.

Die Kirche des ehemaligen Franziskanerklosters Santo António dos Olivares; hier trat Antonius von Padua in den Orden ein.

Auch sie ist ganz mit Azulejos ausgekleidet.

Natürlich wird Antonius hier mehrfach dargestellt.

Auch im lebendigen Coimbra - der Stadt des Geistes in Portugal - steht alt neben neu.

Im Herzen der Stadt: die Jakobus geweihte Kirche aus dem 12. Jahrhundert, gleich nach der Rückeroberung von den Mauren (um)gebaut.

In diesem noch aus Maurenzeit stammenden Turm wohnte der Prior des daneben liegenden Klosters, das heute die psychologische und die pädagogische Fakultät der Universität beherbergt.

Die neue Kathedrale von Coimbra im Gelände der Universität auf dem Gipfel der Stadt, da König João III. sein Kastell 1290 der Gründung einer Schule zur Verfügung stellte ist die 1 € Eintritt - Spende, wohl wegen der Steuer - nicht wert. Jakob Carvalho, Johannes Hector de Britto, Antonius Francisco und Josef von Anchieta wurden hier ausgebildet.

Theotoniusstatue an der Kirche des ehemaligen Kastells.

die Kirche des ehemaligen Kastells

Fast so antik und sehenswert wie die alten Straßenbahnen in Lissabon sind die alten Oberleitungsbusse, die in Coimbra durch die Stadt fahren. Sie fahren nicht immer: dem ist an der Steigung zwischen den hässlichen Universitätskästen aus der Salazar-Zeit offenbar der Strom ausgegangen. Er steht. Lange. Dahinter ein großer Stau. Jetzt wird sogar gehupt. Aber er steht. Irgendwann kommt irgendwoher sicher Strom. Oder Hilfe. Sooo lange wollte ich nicht warten.

Die alte Bibliothek der Universität enthält über 700 Jahre alte Bücher.
Sollte jemand meinen: ich übertreibe doch von wegen Regen, hier ist doch blauer Himmel - der irrt. Es regnet dennoch - und gibt nicht einmal einen Regenbogen.

Was es aber gibt: Studenten im traditioellen akademischen Gewand - einige gehen so durch die Uni, sichtlich angespannt und hier offenbar von einer Tutoren mit Instruktionen versehen: sie legen offenbar in diesem Outfit eine Prüfung ab. Auch die meisten Schulkinder tragen in der Regel Uniform; auch hier zeigt sich wieder die enge Verbindung zu England.

Die alte Kathedrale - doppelt so teuer wie die neue, aber hier sind 2 € Spende ein Schnäppchen!

der Chor

Ursula von Köln wird hier an einem Altar verehrt; sie ist Patronin der Universität von Coimbra.

Der Weihestein des Vorgängerbaus, einer Maria geweihten Basilika. Auch unter den Mauren konnte sie bis 1117 bestehen.

der Kreuzgang

Das Protestplakat gegenüber der alten Kathedrale beklagt das Erbe von Aufruhr und Vandalismus durch das Zusammenspiel von Rathaus und Polizei - warum auch immer.
Vielleicht hat es damit zu tun, dass es an vielen Stellen im Land schon Wahlplakate gibt - die Parlamentswahlen sind aber erst im Oktober. Eine Partei plakatiert auch Podemos wie in Spanien, hat aber wohl kaum nennenswerte Chancen.

Dieses Stadttor geht auch auf die Mauren zurück.

eine der Haupt-Einkaufsstraßen im Zentrum

Elisabeth von Aragón stiftete das alte Klarissenkloster, das aber oft vom nahen Fluss überschwemmt wurde, deshalb wurde Mitte des 17. Jahrhunderts das neue Kloster - im Hintergrund zu sehen - bezogen.

Gegenüber des Flusses erhebt sich die Altstadt den Berg hinauf, gekrönt von der Universität.

Die Kirche Santa Cruz gehörte einst zu einem berühmten Augustinerkloster, heute steht sie im Zentrum der Unterstadt. In dem von Theotonius von Coimbra gegründeten Stift lernten Ägidius von Santarém und Antonius von Padua, die Marokkanischen Märtyrer waren dort zu Gast.

Das Azulejo stellt die Schlacht an der milvischen Brücke dar, nach der Kaiser Konstantin das Christentum schließlich zur Staatsreligion erhob.

Auch der Taufstein …

… und die Kanzel sind sehenswert.

Nachdem der Regen endlich aufgehört hat, beginnt auch die Stadt zu leben.

Dienstag, 28. April

Auch dieser Tag beginnt mit Regen - Tropfen auf dem Bild zu sehen: großartig - es ist nicht ganz einfach, Schirm und Foto richtig zu halten!
In der Kathedrale in der Provinzstadt Viseu im Landesinnern macht aber dieses Wasser Sinn …

Hier im Landesinnern sind die Berge voll von Wald, viel Holzwirtschaft, davon zeugt auch die Kanzel der Kathedrale, an der Theotonius von Coimbra wirkte.

Die Kathedrale von außen - mit Tropfen auf dem Objektiv.

Im Provinzstädtchen Vouzela wurde Ägidius von Santarém geboren. Das Stadtzentrum hat etwas morbiden Charme.

Die alte Lok aber kann begeistern: eine beachtliche Größe für eine Schmalspurbahn! Gebaut 1911 bei Henschel & Sohn in Kassel.

Wieder nahe der Küste, in Aveiro, wurde Johanna von Portugal Dominikanerin. Die Kathedrale steht direkt neben ihrem Kloster.

Antonius von Padua predigt auch hier den Fischen - das Meer ist nicht weit.

Aus dem Kloster nebenan stammt dieses Kreuz.

Nahe der Meeresküste teilt der Fluss Vouga die Stadt - und bietet heute Attraktionen für Touristen …

… wenn sie denn kommen.

Im Kloster in Arouca lebte und starb Königstochter Mafalda von Portugal.

Mafalda - Statue im Park am Kloster.

Königinnenwürdig: das Chorgestühl in der Klosterkirche …

… und ebenso der Hochaltar.

Am Abend komme ich in etwas nördlich von Porto ans Meer - auf dem Campingplatz will ich die nächsten Tage arbeiten.

Mittwoch, 29. April bis Freitag, 1. Mai

Porto, nahe dem Kloster der Dorotheenschwestern, in dem Lucia de Jesus eine zeitlang lebte.

In der Mündung des Douro stehen die alten Lagerhäuser, Ausweis für die Funktion Portos als wirtschaftliches Zentrum des Landes.

Im Casa do Infante wurde Heinrich der Seefahrer geboren und wohl auch Ignatius von Azevedo.

In der Nähe: das Denkmal für Heinrich den Seefahrer.

Fast noch älter, jedenfalls sehr viel lauter als die Straßenbahnen in Lissabon sind die in Porto.

Die ehemalige Franziskanerkirche.
In Porto war es immerhin trocken; heute, am Feiertag, ist wieder Dauerregen. Der Wetterbericht, der noch vor fünf Tagen nach Ende des Regens in Coimbra 14 Tage Sonne versprach, hat inzwischen seine Prognose auf 13 Tage Regen und einen (!) Sonnentag umgestellt …

geschrieben am 29. und 30. April sowie 1. Mai 2015


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