Dienstag, 4. Februar, bis Dienstag, 11. Februar
Unverkennbar: Ich bin auf Sizilien angekommen: im Ort die
riesige, das Zentrum überblickende Marienstatue,
der Motorroller, die Sonne.
Im Herbst hatte ich gedacht, ich bereise diesmal die Ägäischen Inseln, um damit Griechenland komplett zu machen, und
anschließend Süditalien. Im Laufe der Wochen habe ich mich umentschieden: es soll nach Tunesien gehen und dann in den
Süden Italiens. Tunesien hatte ich letztes Jahr schon ins Auge gefasst, aber die Lage dort schien mir zu unsicher;
inzwischen hat sich das als falsche Befürchtung herausgestellt.
Am Freitag Abend wollte ich von Civitavecchia
bei Rom aus das Schiff nach Tunis nehmen. Wie
immer ging's aber erst nach Aigle in der
Schweiz zum Besuch bei meiner Tante. Es waren wieder zwei entspannte Tage bei fast frühlingshaftem Wetter, aber uns beiden
machte eine leichte Erkältung zu schaffen. Bei der Weiterfahrt hielt mich dann mein Mittagsschlaf nach der Überquerung der
Alpen ganze vier Stunden im Bett, ich kam an diesem Tag nur bis zur
Raststätte Stura, noch vor Genua; damit war
das Schiff kaum noch erreichbar und ich merkte zudem: ich brauche noch Erholung. Deshalb die Entscheidung: drei Nächte in Rom
auf dem mir bekannten und rundum guten Campingplatz
Roma zum ganz gesund werden und dann zuerst nach Sizilien
zum Arbeiten. Montags ging's dann weiter nach Süden, abends noch mit der Fähre auf die Insel und am Dienstag vormittag
schließlich auf den mir ebenfalls aus dem Jahr 2017 bekannten
Campingplatz Alessandra in Torrenova - neben dem
Camping Luminoso
und seinen Nachbarn
im Süden von Sizilien sicher der nach Ausstattung und Sauberkeit beste Platz auf Sizilien.
Mittwoch, 12. Februar, bis Mittwoch, 26. Februar
Das Wetter ist schön, tagsüber hat es sehr angenehme Temperaturen von knapp 20° und am Abend fast jeden Tag herrliche
Sonnenuntergänge. Sobald die Sonne weg ist, wird's aber kalt, das Leben spielt sich dann in den geheizten Wohnmobilen ab.
Es sind jetzt immerhin immer um die zehn Überwinterer aus Norditalien, Deutschland oder der Schweiz hier; als ich 2007
hier war, war ich allein, der Platz damals ganz neu und ich einer der ersten Gäste, wohl deshalb hat mich Alessandra
bei der Begrüßung sofort wieder erkannt.
Ich nutze die Tage, um über die Heiligen von Süditalien zu schreiben.
Messina und
Catania hatte ich bei der letzten Sizilien-Reise
noch ausgespart, in Apulien, die
Basilikata,
Kalabrien,
Kampanien und v. a.
Neapel gibt es noch viel zu finden.
I stopped travelling, but not dreaming
- das defekte Fahrrad am Eingang des
Camping Alessandra hat die richtige Einstellung.
In Deutschland gibt es wenig zu träumen, es geht drunter und drüber. Schon bei meiner Tante in
Aigle hatten wir im Fernsehen den Skandal von
Erfurt gesehen: FDP und CDU wählen zusammen mit
Fsaschisten - sowie wie 1933 deren Vorgänger DVP und Zentrumspartei Hitler an die Macht brachten. Dass ausgerechnet in Thüringen
das auch schon 1930 passiert war, wusste ich anfangs noch nicht. Immerhin: die öffentliche Empörung war so groß, dass
beide Parteien ihren skandalösen Fehltritt umgehend korrigieren mussten - und nun in der Krise sind: die CDU ohne
Vorsitzende, die FDP in Hamburg (!) nicht
mehr in der Bürgerschaft. Und nun kommt also nicht nur der März, auf den ich der Temperaturen wegen warte, sondern auch
der Merz, die Wende in die 90-er Jahre und den Neoliberalismus in Reinkultur.
Der rassistische Nazi-Anschlag in Hanau
forderte zehn Tote, inzwischen gibt es in Deutschland rund 200 Tote durch Rechtsextremisten - sechs Mal so viel wie durch
die RAF, deren Wüten damals die gesamte Bundesrpublik umkrempelte mit unzähligen neuen Gesetzen, Gefängnissen, Spezialgerichten.
Aber diesmal ist der ehemalige Verfassungsschutzpräsident ja selbst unter den Sympathisanten der Rechten.
Und dann noch Corona: vor einigen Tagen schon, nach den Meldungen aus Norditalien, hatte mich ein Nachbar gefragt, ob
seine Tochter wohl noch einreisen könne, sie wolle ihn im März besuchen; damals hatte ich noch gesgt, das sei ja über
1000 km von Sizilien entfernt; inzwischen ist es auch in
Palermo angekommen.
Donnerstag, 27. Februar
Es wird Zeit, etwas zu unternehmen, sonst wachse ich hier noch fest. In der Umgebung liegt bei San Fratello das Santuario dei Tre Santi, wo Alphius, Cyrinus und Philadelphius verehrt werden. Gleich beim ersten Ziel muss ich wieder einmal meine Kiste loben, sie schafft die steile und ausgewaschene Feldweg-Zufahrt prächtig und dann habe ich auch noch Glück: das Gelände ist eingezäunt und verschlossen, aber es waren am Tor Männer zugange, die mir öffneten.
Aus dem Hauptort erkennt man die exponierte Lage des
Santuariums - an der Stelle eines früheren
Kastells - auf dem Bergspporn. Der blaue Himmel des Fotos täuscht: hier oben - knapp 800 Meter über dem Meer - bläst ein
eiskalter Wind; zuhause in Stuttgart hat es -
erstmals in diesem Winter - sogar richtig heftig geschneit.
Im Ort San Fratello selbst sehe ich dann noch die
Kapelle, die
Benedikt dem Mohr geweiht ist.
Zweites Ziel ist das Bergdorf Longi mit seiner Mutterkirche, dort lebte Leo von Catania wohl einige Zeit und ist Patron des Ortes.
Tracks
Aigle ist wie immer - gibt's nicht
Stura
Rom
Marinello
Torrenova gibt's auch nicht
Longi
Logbuch Reiselogbuch-2020-1-1
geschrieben am 27. und 28. Februar 2020