Sonntag, 22. Oktober bis Sonntag, 29. Oktober
Auch wenn der letzte Abend wirklich schön anzusehen war: am Sonntag verabschiede ich mich vom
Campingplatz Pahna und, weil es auf dem Weg liegt,
fahre ich nochmals zur Michaelskirche in Zeitz,
denn ich hatte die Gedenksäule für Oskar Brüsewitz
übersehen. Dann komme ich nach Weißenfels zum Schloss mit der integrierten
Schlosskirche, an der
Erdmann Neumeister als Hofprediger wirkte,
und ich finde auch die ehemalige Schuhfabrik Banner
des Friedens
in Weißenfels, in der Brüsewitz arbeitete.
In Uichteritz bei Weißenfels sehe ich das Geburtshaus
von Erdmann Neumeister und dann komme ich zu
diesem ehemaligen Kloster Goseck bei Naumburg -
nach der Reformation Rittergut, heute Musik- und Kulturzentrum Schloss Goseck
-, an dessen Gründung
Burkhard von Halberstadt beteiligt war.
UNESCO-Weltkulturerbe ist der Dom in Naumburg, Dietrich I. von Naumburg und Nikolaus von Amsdorf waren dort Bischöfe. Auf dem Platz davor leben DDR (Eis) und BRD (Bier) einträchtig.
… und dann auch das noch - die Fetischisten angeblicher Korrektheit würden schreien.
Der Dom selbst: sehenswert - aber 9,50 € Eintritt.
Im großen Komplex rund um die Landesschule Pforta im heutigen Schulpforte bei Naumburg, die Erdmann Neumeister und Friedrich Gottlieb Klopstock besuchten, steht dieses aus Haus aus der Zeit der Gotik. Anschließend geht es nach Eckartsberga bei Naumburg, wo Erdmann Neumeister Pfarrer war.
In diesem Pfarrhaus an der Wigbert von Fritzlar geweihten Kirche St. Wigberti in Werningshausen am Harz ließen sich 1973 drei Mitglieder einer Brüdergemeinde nieder und begannen mit der Renovierung von Kirche und Pfarrhaus. Die Gemeinschaft wurde 1987 als erstes lutherisches Kloster nach der Reformation approbiert unter dem Dach der Evangelisch-lutherischen Kirche in Thüringen. Heute leben Brüder verschiedener Konfessionen in diesem Kloster nach der Regel von Benedikt von Nursia und setzen damit ein Zeichen für Ökumene.
In Gangloffsömmern bei Sömmerda ist der Ortsname von Gangolf abgeleitet und ihm die Kirche geweiht. Den Abschluss des Tages bietet bei einbrechender Dunkelheit dieses Kloster Volkenroda bei Mühlhausen, in dem Wigand lebte; das Kloster war eine frühe Gründung des Zisterzienserordens.
Nachdem der Sonntag mir 5 Umeitungen beschert hatte - kann man für die Zusatzkilometer Entschädigung verlangen?
- verbringe ich die Nacht an der
Raststätte Eisenach mit Charme dieses einstigen
DDR-Gebäudes des Führungspunkts der Grenzbergangsstelle Wartha
- angeblich die größte Raststätte in Deutschland, also
schön ruhig.
So bin ich schon früh am Morgen in Eisenach, zunächst an diesem Bachhaus - das aber nicht, wie früher angenommen, das Geburtshaus von Johann Sebastian Bach ist, dennoch aber heute Museum. Bachs tatsächliches - viel bescheideneres - Geburtshaus steht einige Meter weiter.
Vom ehemaligen Kloster der Franziskaner, das Jordan „aus Italien” gründete mit Unterstützung durch Elisabeth von Thüringen, ist nur der Glockenturm übrig. Dann geht es zu diesem herrschaftlichen Lutherhaus, das heute Museum ist, das Martin Luther aber bestenfalls als Nachhilfelehrer des Töchterchens der Herrschaften besuchte.
Neben dieser Georgenkirche, an der Nikolaus von Amsdorf als Superintendent wirkte, stand die Lateinschule, die Martin Luther besuchte.
Dann sehe ich das Haus, in dem Nikolaus von Amsdorf zuletzt wohnte und wo zuvor auch Martin Luther einmal zu Gast war. Letztes Ziel ist die ehemalige Predigerkirche, wo im Kloster der Dominikaner Hilger von Hornstein Prior war und das nach der Reformation die Lateinschule beherbergte, die Johann Sebastian Bach besuchte. Auch bei diesem Bild vom Marktplatz hinter der Georgenkirche täuscht der blaue Himmel - es ist kalt. Aber mit den Ständen, die alles Möglich anbieten: fast italienisch.
Dann geht es hinauf zur Wartburg, wo
Elisabeth von Thüringen die Frau von
Landgraf Ludwig IV. von Thüringen war und,
Gertrud von Altenberg gebar und wo
Martin Luther als Junker Jörg
seine
Gefangenschaft
erlebte und das Neue Testament übersetzte.
Georg Burkhardt (Spalatin) veranlasste die
Entführung
Luthers und besuchte ihn des öfteren.
Die Innenräume sind nur mit Führung zu besichtigen; weil der Ansturm immer noch groß ist - in manchen Bundesländern sind
gerade Herbstferien -, muss ich darauf ½ Stunde warten, sehe dann aber diesen Elisabethpsalter
, um 1205, und viel
Interessantes.
Nach dem ertragreichen - nicht die Führung, aber die Fotos - Besuch auf der Wartburg, sehe ich unterhalb der Burg diese Stelle, an der Elisabeth von Thüringen um 1225 ein Hospital errichten ließ. Und gönne mir dort erst einmal eine gute Thüringer Bratwurst.
Am Nachmittag komme ich nach Mühlhausen und sehe zuerst diese Reste der Stadtmauer am Frauentor
mit dem
Denkmal für
Thomas Müntzer.
Nach der ehemaligen Marienkirche - 1975 säkularisiert und seitdem MüntzerPhilipp Nicolai Schüler war und Thomas Müntzer Pfarrer, und nach dem Wohnhaus von Thomas Müntzer komme ich zu diesem Rathaus.
Die Altstadt ist schön renoviert - der Preis des Bauens: auch zu Fuß gibt es Umleitungen, über die ich dann zur ehemaligen Franziskanerkirche - heute Bauernkriegsmuseum - komme; Hermann von Gersthagen war hier Ordensmann, auch ihre Gründung geht auf Jordan „aus Italien” zurück.
Letzte Station ist die Divi-Blasi-Kirche -
usprünglich die Blasius von Sebaste geweihte
St.-Blasi-Kirche
, aber nach der Reformation - weil sie doch den Heiligenkult kristisierte - in göttliche Blasi-Kirche
umbenannt; hier wirkte Johann Sebastian Bach,
Liborius Wagner wurde hier getauft. Auch auf dem
Rückweg schöne Anblicke: Mühlhausen gefällt mir. Schon mit Einbruch der Dunkelheit kome ich noch zum ehemaligen
Kloster Reinhardsbrunn bei Friedrichroda - an
dessen Stelle später ein Schloss erbaut wurde, das nun nach wechselhafter Geschichte Baustelle und unzugänglich ist. Hier war
das Grab von Ludwig IV. von Thüringen.
Unweit ist die Raststätte Hörselgau - ein
nicht so ganz ruhiges Nachtquartier, da klein.
Am Dienstag komme ich nach Gotha, zuerst zu diesem Schloss Friedenstein, das Ernst der Fromme erbaute.
Vom Hügel des Schlosses sieht man hinunter in die Stadt mit dem (roten) Rathaus - Godehard von Hildesheim ist Patron der Stadt - und dem Lukas-Cranch-Haus (ganz rechts), aus dem die Frau von Lukas Cranach dem Älteren stammte.
In dieser Margarethenkirche ist das Grab von Ernst dem Frommen. Dann sehe ich noch die Stelle der ehemaligen Lateinschule, an der Liborius Wagner ausgebildet wurde, und dann noch die Gedenktafel für Marcel Callo am Amtsgericht, in dessen Gefängnis er zeitweise eingesperrt war.
In Ohrdruf mit diesem Rathaus wurde der junge Johann Sebastian Bach nach dem frühen Tod seiner Eltern von seinem älteren Bruder erzogen. Dann sehe ich den restaurierten Kirchturm der ehemaligen Michaeliskirche, die an der Stelle des von Bonifatius errichteten Missionsstützpunktes stand. Gunthild von Ohrdruf war Nonne in dem später an dieser Stelle gegründeten Kloster, Lullus von Mainz war darin Schüler, es war Michael geweiht, Wigbert von Fritzlar hatte es gegründet und war sein Abt. Der Marsch durch nasses Gras außerhalb der Stadt zur Stelle des ehemaligen KZ-Außenlagers, in dem Heinrich Richter und möglicherweise Theodor Babilon starben, lohnt nicht: es gibt keine Spuren mehr, sondern einen Truppenübungsplatz der Bundeswehr. Die durfte ja gemaß der Verträge zur Wiedervereinigung ehamliges DDR-Gebiet betreten, andere NATO-Truppen nicht. Aber: Polen Tschechien, Rumänien und Baltikum schon? - unglaubliche Propaganda und ein wesentlicher Grund für den Ukraine-Krieg!
Hoch auf einem Berg bei Mühlberg nahe Gotha steht diese Ruine der Mühlburg, in der Radegund von Thüringen geboren wurde. Daneben gab es eine ihr geweihte Kapelle, von der aber nur die Grundmauern erhalten sind.
Große Vergangenheit, heute ein kleines Bauerndorf, aber noch diese beachtliche Kirche: Sülzenbrücken bei Erfurt. Hier weihte Bonifatius Willibald von Eichstätt zum Bischof von Erfurt; Burkard von Würzburg assistierte dabei, Wunibald von Heidenheim war hier ab 739 Pfarrer.
Und vor der Kirche: nochmals große
Vergangenheit, die sogar die DDR überlebte - oder AfD- / Reichsbürger-Parole?
Fast ein Konzertsal: die Neue Kirche, heute
Bach-Kirche
in Arnstadt, an der Johann
Sebastian Bach Organist war.
Angesichts der wunderschön renovierten Häuser - dieses ist nun ein Hotel: der Soli hat sich gelohnt. Und was ich an viele Stellen im Detail immer wiederfeststelle: die Handwerker arbeiten hier sehr gut, da ist alles exakt und gekonnt gemacht. So sehe ich auch das Bach-Haus, in dem Johann Sebastian Bach wohnte, und am Marktplatz sein Denkmal „
„ sowie dieses Rathaus „
„ und dieses Geschäftshaus. Unweit steht die
Liebfrauenkirche an der Stelle, an der
Willibrord von Echternach Platz
geschenkt bekam für deren Vorgängerkirche. Arnstadt ist schön - trotz des Regens.
Schön ruhig war auch die Nacht an der Raststätte
Eichelborn.
In Erfurt möchte ich nun zuerst den Dom besuchen, aber der ist noch geschlossen. So komme ich zuerst zur Predigerkirche, in deren Kloster (Meister) Eckhard wirkte und Hilger von Hornstein Prior war, und dann zu diesem Rathaus - zwei Tage später war es wegen einer Bobendrohung - derzeit ja in ganz Deutschland in Mode wegen des Palästina-Krieges - geschlossen.
Nächstes Ziel ist das ehemalige Collegium Maium, an dem Erhard Schnepf, Justus Jonas, Johann Matthäus Meyfart und Martin Luther studierten. Jonas und Meyfart wurden dort dann auch Professor, letzterer auch Pfarrer an der Kirche des Kollegs, der Michaelskirche; in der ist auch dieser Grabstein des ersten lutherischenPfarrers von Erfurt, Dr. Johannes Lang, aufgestellt.
Nach der Augustinerkirche, an der
August Hermann Francke Diakon war,
Johann von Staupitz den dort ins Kloster
eingetreten Martin Luther kennen lernte und
Oskar Brüsewitz am dort untergebrachten
Predigerseminar studierte, sehe ich dieses bekannte Bild vom
venezianischen
Erfurt - aber das hat meine
Heimatstadt Esslingen auch zu bieten.
Die Altstadt: schön und belebt …
… tote Ruine aber die ehemalige Barfüßerkirche seit der Bomardierung 1944; sie entstand, nachdem sich die von Jordan „aus Italien” vor der Stadt gegründete Niederlassung der Franziskaner in die Stadt umsiedeln konnte.
Nun also doch: der Dom. Dort ist das Grab des
Bischofs Adalar, der auch Patron ist.
Bonifatius hat das Bistum gegründet, auch
Eoban hat hier sein Grab. Von
Martin von Tours gibt es eine
Reliquie und er ist Patron; zudem nahmen
auf dem Domplatz die Laternenumzüge zum Martinstag ihren Anfang.
Hildebert von Mainz nahm hier an der Synode
teil, auch von Wenzeslaus gibt es Reliquien,
Willibald von Eichstätt gilt ebenfalls
als Bischof. Eines der ältesten Ausstattungsstücke im Dom ist dieser Wolframleuchter
von um 1160.
Monumental: der im Zuge der Gegenreformation 1697 bis 1707 geschaffene Hochaltar.
Grabplatte eines Grafen, seiner Frau und seiner Mutter, um 1275
Monumental auch der Taufstein
Leider geschlossen: die Severikirche direkt neben dem Dom, erbaut für die Reliquien von Severus von Ravenna.
Den Abschluss des Rundgang bietet diese riesige Kirche des ehemaligen Klosters St. Peter hoch über der Stadt. Hier gab es Reliquien von Antonius von Padua, Ruthard von Mainz war hier Abt.
Nahe Stotternheim bei Erfurt steht hier der
Lutherstein
, an der Stelle, die als die des
Gelübdes von Martin Luther gilt, nach der
Rettung vor einem Gewitter Mönch zu werden.
Letzte Station ist die Gedenkstätte KZ Buchenwald bei Weimar mit diesem riesigen Gelände der ehemaligen Baracken. Hier waren Franziskus Dachtera, Ladislaus Miegoń und Stanislaus Kubski Gefangene, Otto Neururer, Paul Schneider und möglicherweise Theodor Babilon wurden hier ermordet.
Das Krematorium des KZs Buchenwald. Es sind
erstaunlich viele Besucher und viele Schülergruppen hier, oft höre ich sie polnisch sprechen. Hier waren 266.000 Menschen
eingesperrt, 38.049 Ermordete wurden namentlich ermittelt, darunter etwa 15.000 Sowjetbürger, 7000 Polen, 6000 Ungarn,
3000 Franzosen und weitere Menschen aus 26 Nationen; 748 von ihnen starben noch nach der Befreiung am 11. April 1945 an den
Folgen der Lagerhaft. Dietrich Bonhoeffer
war Spezial-Gefangener
im Keller einer SS-Kasernen etwas abseits des eigentlichen Konzentrationslagers, an der Stelle
der Dierich-Bonhoeffer-Gedenkstätte.
Für Weimar ist es nun schon zu spät - der Fluch
des frühen Einbruchs der Dunkelheit, zudem verschlechtert sich das Wetter wieder. Also wird es Zeit für den
Campingplatz Oettern - wieder völlig abseits, am
Waldrand gelegen, urig gestaltet, aber alles funktionell und sauber. Hier bin ich nun fast allein und kann ruhig arbeiten;
am Freitag aber füllt sich der Platz völlig: am Dienstag, dem
Gedenktag der Reformation ist in
Thüringen - wie in allen neuen Bundesländern seit 2018 auch in Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen und Bremen
arbeitsfrei (nicht aber Allerheiligen am Mittwoch)
- also ein langes Wochenende
und die Leute lassen sich vom nun wieder kalten und nassen Wetter nicht abschrecken.
Tracks
Eisenach
Hörselgau gibt es nicht
Eichelborn (Schluss fehlt)
Oettern gibt es auch nicht
geschrieben vom 25. Oktober bis 28. Oktober 2023