Welt bereisen Das Reiseblog des Ökumenischen Heiligenlexikons

Sachsen-Anhalt und Thüringen

   J. Schäfer          

Sonntag, 8. September bis Samstag, 14. September

Nach dem Ende der Sommerferien und der Vertretungsdienst für die urlaubenden Kollegen konnte es am zweiten September-Sonntag wieder losgehen. Wie im letzten Jahr standen der Osten und nun der Norden Deutschlands auf dem Programm. Erstes Ziel war diese Kirche in Bad Bibra in Sachsen-Anhalt, an der Erdmann Neumeister Pfarrer war. Dann geht es nach Memleben, wo Otto I. der Große in der Kaiserpflaz starb; diese ist abgegangen, von deren Monumentalkirche steht nur noch ein Tor.


Diese Burg Querfurt war der Geburtsort von Bruno von Querfurt; in ihr errichtete er eine Kirche, der ein Chorherrenstift angeschlossen wurde. Dann geht es nach Sittichenbach bei Eisleben zum ehemaligen Kloster Sichem der Zisterzienser, an dem Haseka als Reklusin lebte, in dem die Märtyrer von Sittichenbach starben und Volkwin von Sittichenbach Abt war.
Die Nacht verbringe ich bei heftigem Regen und abnehmenden Temperaturen - der Sommer scheint sich mit dem heutigen schönen Tag zu verabschieden - an der Raststätte Rhonetal.

Am Montag fahre ich ins nahe Eisleben, zuerst zu diesem nach der Wende wieder errichteten Kloster Helfta im heute danach benannten Stadtteil. Gertrud von Hackeborn hat das Kloster gegründet, Gertrud von Helfta, Mechthild von Hackeborn waren dort Nonnen, Mechthild von Magdeburg lebte dort als Begine, Wichmann von Arnstein beeinflusste sie. Im Artikel Zisterzienserorden wird das Kloster erwähnt.

In Eisleben steht dieses Geburtshaus von Martin Luther, dahinter die Kirche St. Petri-Pauli, in der er getauft wurde.

An der Kirche St. Andreas in Eisleben war Johann Arndt Pfarrer und Martin Rinckart Kantor; letzterer wirkte auch als Lehrer an dieser damaligen Lateinschule. Gegenüber steht das Sterbehaus von Martin Luther, in dem Justus Jonas ihm beistand.

Nach der Ulrichkirche in Sangerhausen - leider Baustelle -, an der Jutta von Sangerhausen als Wohltäterin lebte, sehe ich dieses Schloss in Wallhausen bei Sangerhausen, das an der Stelle der einstigen Pfalz steht, in der Mathilde von Ringelheim den späteren König Heinrich I. heiratete und ihm den den späteren Kaiser Otto I. gebar.

Auch geschlossen: diese Johanniskirce in Allstedt, an der Thomas Müntzer Pfarrer war.

Nun geht es nach Thüringen. 1976 bis 1987 errichtet: das Panoramamuseum auf dem Schlachtberg bei Bad Frankenhausen, das an die von den aufständischen Bauernheeren verlorene Schlacht erinnert; es beherbergt das von Werner Tübke gefertigte Bildnis mit einer Fläche von 1722 m², einem der größten Panoramen der Welt - sozialistischer Realismus, oder besser: Monumentalismus.

Erhalten ist dieser Kirchturm des ehemaligen Klosters in Göllingen bei Sondershausen in Thüringen, das nach Schenkungen von Gunther von Thüringen gegründet werden konnte.

An der Cruciskirche in Sondershausen in Thüringen wurde der Pfarrerssohn Valentin Ernst Löscher geboren. In Nordhausen steht an der Stelle des Geburtshauses von Justus Jonas heute eine großes Gebäude der Post. Am alten Rathaus in Nordhausen prangt diese Roland-Statue, eine Kopie des Originals von 1717; Roland-Statuen waren ein Zeichen des bürgerlichen Selbstbewusstseins und Sinnbild der Eigenständigkeit einer Stadt.

Dieser Dom in Nordhausen geht auf ein von Mathilde von Ringelheim gegründetes Damenstift zurück.

Ich komme nun nach Sachsen-Anhalt. In der Stadt (!) Stolberg im Harz steht das Geburtshaus von Thomas Müntzer. Der Ort ist bekannt als Luftkurort, Markenzeichen sind die vielen Fachwerkhäuser. Diese wunderschöne Hauptstraße zeigt einen wesentlichen Grund für die Walherfolge der AfD (im Landkreis bei der Europawahl 29,8%, für das BSW 15,3%, für die CDU 24,7%, alle anderen unter 10%): am Abend um 17.30 ist hier keine Menschenseele zu sehen, auch kein Auto - tote, töteste Hose!

Letztes Ziel für heute ist die - leider um diese Zeit schon geschlossene - Stiftskirche St. Cyriakus in Gernrode bei Quedlinburg mit einer Armreliquie von Cyriacus.
Direkt darunter ist ein schöner Parkplatz am Waldrand, auf dem ich eine sehr ruhige, allerdings regnerische Nacht verbringe.

Tief im Wald und hoch am Berg liegt nahe Thale bei Halberstadt der Hexentanzplatz - heute ein Vergnügungspark mit Hotel, Biergarten und Souvenir-Geschäften -, auf dem nicht nur die Walpurgisnacht gefeiert wird. Unten im Ort steht dieses ehemalige Kloster Wendhausen, an dem Luitbirga als Inklusin lebte; leider ist es noch verschlossen.

Der Dom in Quedlinburg ist eigentlich keiner, aber mit dieser Bezeichnung sollte der Rang der hier im Kloster amtierenden Äbtissin Mathilde von Quedlinburg als Metropolitana auf der Stufe eines (Erz-)Bischofs angezeigt werden. Deren Großmutter Mathilde von Ringelheim hatte das Kloster gestiftet, sie ist hier begraben. Christian Scriver wurde später hier Pfarrer. In der Kirche gibt es viele Grabplatten einstiger Äbtissinnen wie diese …

… und in der Schatzkammer Reliquien von Corona (Stephana) und Servatius von Tongern, der auch Patron ist, und dieses Evangliar aus dem Jahr 1513.

Neben dem Dom steht auf dem Berg dieses Schloss - unzugänglich wegen Bauarbeiten -, in dem Otto I. der Große einen Hoftag abhielt. Unterhalb steht das Geburtshaus von Friedrich Gottlieb Klopstock. Und auf dem gegenüber liegenden Hügel stand das - Marien-Kloster, das Mathilde von Quedlinburg gründete und in dem Pia von Quedlinburg erzogen wurde.

Letzte Station in Quedlinburg ist diese Nikolai-Kirche, an der Johann Arndt Pfarrer war.

In Ballenstedt in Anhalt wurde Johann Arndt als Sohn des Pfarrers an der dortigen Kirche geboren; aus diesem Schloss des Ortes stammte die Mutter von Wichmann von Arnstein.

Diese Stiftskirche St. Cyriakus in Frose bei Aschersleben bewahrte Reliquien von Cyriacus; Thomas Müntzer leitete hier eine Schule.

Nach der Ruine der Burg Arnstein nahe Harkerode bei Mansfeld - völlig abseits gelegen und damit auch Ort für einen ruhigen Mittagsschlaf - und dem erhaltenen ehemaligen Wehrturm in Hakeborn, aus dessen Adelsgeschlecht Gertrud von Hackeborn und Mechthild von Hackeborn stammten - die Zufahrt in den kleinen Provinzort führt wieder einmal über eine aus der Kaiserzeit übrig gebliebene und die DDR überlebende gepflasterte Landstraße, was mit Rücksicht auf meine Kiste weniger als 40 km/h erlaubt -, komme ich zum ehemaligen Kloster St. Maria und Gertrud in Hedersleben bei Halberstadt mit diesem Torgebäude; dieses Kloster war von Gertrud von Hackeborn gegründet worden.
Und überhaupt zum Thema Infrastruktur: In Dresden ist die wohl wichtigste Brücke eingestürzt - italienische Verhältnisse! Glaubt man den Verlautbarungen, ist dafür aber nicht die FDP-regierte (Schuldenbremse! Schuldenbremse!) Stadtverwaltung verantwortlich, sondern die - vor 35 Jahren untergegangene - DDR. Bleibt abzuwarten, ob der Neubau auch in weniger als zwei Jahren fertiggestellt ist, wie das in Genua mit der - viel größeren - Morandi-Brücke gelang.

Das nahe Rodersdorf mit dieser Kirche war, wie ich jetzt weiß, nicht der Ort des ursprünglichen Kloster, das Gertrud von Hackeborn leitete und wo Mechthild von Hackeborn erzogen wurde; richtig ist Rodherdstorp / Rossdorf, ein heute abgegangener Ort bei Eisleben.

Nach dem Geburtshaus von Wilhelm Schmidt in Wegeleben komme ich nach Halberstadt, zuerst an den Dom, der aber leider schon geschlossen ist. Burkhard I. von Halberstadt, Haimo von Halberstadt, Hildegrim von Châlons-sur-Marne und Thiatgrim von Halberstadt waren hier Bischöfe, Ruthard von Mainz, weihte einen Bischof, Pia von Quedlinburg, beriet einen Bischof, Eckard von Huysburg war Kanoniker und Maurilius von Rouen Domscholastiker. Der spätere Papst Clemens II., Meinwerk von Paderborn und Theoderich I. von Metz besuchten die Schule am Dom, von Euphemia von Chalkedon, Maria Magdalena und Stephanus gibt es Reliquien. Vor dem Dom steht dieses beeindruckende Denkmal für aus Halberstadt in die Nazi-KZs deportierte und dort ermordete Juden.

Eindrücklich auch: diese von 1592 bis 1611 erbaute Dompropstei. Und ebenso das Kunstprojekt ORGAN / ASLSP in der Burchardikirche, eine seit 2001 ununterbrochen zu hörende Orgelkomposition des amerikanischen Avantgardekünstlers John Cage, die über einen Zeitraum von 639 Jahren läuft und damit das längste Musikstück der Welt ist. Schon vor Jahren war ich im Rahmen eines Pfarrkonvents dort.

In der Kirche St. Andreas des ehemaligen Franziskanerkloster in Halberstadt ist heute das Grab von Burkhard I. von Halberstadt, Otho war hier Ordensmann. Dieses Gebäude im Gelände des heutigen Krankenhauses ist vielleicht ein Rest des ehemaligen Klosters des Servitenordens, erwähnt im Artikel Philippus Benitius. In Halberstadt wurde Adolf Stoecker und bei Halberstadt wurden Gertrud von Hackeborn und Mechthild von Hackeborn geboren, Friedrich Gottlieb Klopstock lebte hier kurz.

Das Kloster Huysburg bei Halberstadt mit dieser Kirche liegt einsam im Wald. Burkhard I. von Halberstadt und Eckard von Huysburg waren dessen Gründer, nachdem Pia von Quedlinburg dort als Inklusin lebte.
Eine sehr ruhige Nacht verbringe ich auf dem Parkplatz des Klosters Huysburg - und wieder regnet es. Immerhin: tagsüber ist es trocken, nachts machen mir die Tropfen nichts aus. Allerdings ist es nun auch wirklich sehr kalt - die nächsten Tage werden so kalt wie noch nie im September, so die Presse.

Erste Station am Mittwoch ist diese Kirche - auch Baustelle - des ehemaligen Klosters Hamersleben, in dem Hugo von Saint-Victor die Schule besuchte. Die weitläufigen Gebäude des ehemaligen Klosters, landwirtschaftlich genutzt, fallen auf durch ihren noch immer deutlich erkennbaren DDR-Charme.

In Marienborn, einem Ortsteil von Sommersdorf in Sachsen-Anhalt, steht an der Stelle einer Marienerscheinungen eine Kapelle. Bekannt ist der Ortsname, weil unweit der wichtigste Grenzübergang von der BRD in die DDR war. Und für mich ist es der letzte Ort in Sachsen-Anhalt und damit in den neuen Bundesländern. Ich komme nun nach Helmstedt, zuerst zu dieser ehemaligen Universität, an der Johann Arndt studierte und die von Martin Chemnitz mitbegründet wurde.

In der Stephanskirche in Helmstedt wurde Johann Christian Friedrich Heyer konfirmiert. Das Kloster St. Ludgerus geht auf eine Missionsstation zurück, die Liudger von Münster gründete, der auch Stadtpatron ist; Thiatgrim von Halberstadt war hier Abt. In der Kirche gibt es diese Teile des Schmuckfußboden aus Gips aus dem 12. Jahrhundert: der altgriechische Schiedsrichter Pittakos fragt den Staatsmann und Lyriker Solon: Wer ist reich?, der antwortet: Wer nichts begehrt. Und dann: Wer ist arm?, Antwort: Der Geizige.
Nahe Helmstedt ist der Ort Mariental mit dem Campingplatz, betrieben von einem Verein, ruhig im Landschaftsschutzgebiet gelegen, sehr sauber, preiswert, mit ordentlichem Internet-Empfang - ideal um nun zu arbeiten. Einziges Manko: es ist lausig kalt, ich heize ständig.

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geschrieben vom 11. bis 14. September 2024


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