Welt bereisen Das Reiseblog des Ökumenischen Heiligenlexikons

Niedersachsen und Schleswig-Holstein

   J. Schäfer          

Sonntag, 15. Septmber, bis Dienstag, 24. Septmber

Nun geht es durch Niedersachsen, zuerst nach Wahrenholz, wo gegenüber dieser als Denkmal wieder zum Laufen gebrachten Mühle eine von Bischof Bernward von Hildesheim errichtete Burg stand. Nach den lausig kalten Tagen entfaltet nun die Sonne wieder zunehmend Wärme, das Bibbern hat ein Ende.


Nach dem heutigen Kloster in Isenhagen, einem Ortsteil von Hankensbüttel bei Gifhorn, in dessen Vorgängerkloster Alrad von Isenhagen lebte, komme ich nach Celle, zuerst zu diesem Schloss<, in dessen Vorgängerbau Ernst der Bekenner residierte und starb.

Am heutigen Sonntag gab es in der schmucken Stadt Celle ein Fest, das nun aber schon um die Mittagszeit zu Ende ist. An der Stadtkirche war Johann Arndt Superintendent.

Ludwig Harms gründete 1849 in Hermannsburg dieses Missionsseminar; er war Pfarrer an der Kirche St. Peter und Paul in Hermannsburg. Am Missionsseminar wurde auch Heinrich Schröder ausgebildet.

In Uelzen steht das Alte Rathaus, wo Ernst der Bekenner geboren wurde. Das Kloster in Ebstorf bei Lüneburg wurde in dem Ort gegründet, wo Bodo, Markward von Hildesheim, Erlulf von Verden und Theoderich von Minden in einer Schlacht gegen die Wikinger starben, es ist heute ein evangelisches Frauenkloster. Dort wurde 1830 in einer Abstellkammer diese Ebstorfer Weltkarte mit 3,57 m Durchmesser gefunden, wohl die Nachahmung einer römischen Weltkarte aus dem 4. Jahrhundert.

Ernst der Bekenner war Regent auch in Lüneburg; das ehemalige Schloss - heute das Landgericht - ist leider Baustelle. Blickfang ist stattdessen dieses Rathaus; Elisabeth von Pommern war in Lüneburg zu Besuch, Ludwig Harms war hier Hauslehrer.

Johann Sebastian Bach besuchte die im damaligen Kloster eingerichtete Schule an dieser Kirche St. Michaelis in Lüneburg; zuvor lag das Kloster an der ehemaligen Burg, in ihm wurde Gottschalk der Wende erzogen.

In Bardowick wurde Marian von Bardowick von Heiden erschlagen. Im dortigen Dom St. Peter und Paul, in dem seine Reliquien lagen, fällt am Eingang dieser Tisch auf, auf dem Gaben für Bedürftige abgelegt werden können - und sogar ein Kühlschrank für Verderbliches bereit steht. So etwas kannte ich bislang nur von italienischen Supermärkten, wo ein solcher Tisch üblich ist - großartig, das in einer Kirche anzubieten.

In Lauenburg an der Elbe - nun also in Schleswig-Holstein -, war Ludwig Harms als Hauslehrer tätig; dort gibt es neben dem Rathaus diesen erahltenen Turm der ehemaligen Burg.
Die Nacht verbringe ich an der Raststätte Gudrow - errichtet an der Stelle des einstigen Grenzübergang zur DDR - ein verwahrlostes Areal, das Restaurant bietet nichts - nothing, all empty - an, der Burger-King schließt um 20 Uhr - und laut ist es nahe der Autobahn sowieso.

Der Montag beginnt in Ratzeburg in dieser Kirche St. Georg. Answer von Ratzeburg war hier Abt des Klosters an der Kirche, Evermod von Ratzeburg, Isfried von Ratzeburg und Philipp von Ratzeburg waren hier Bischöfe des ursprünglich durch Gottschalk dem Wenden gegründeten Bistums.

Nächstes Ziel in Ratzeburg ist dieser Dom, in dem Answer von Ratzeburg sein Grab fand. Detlev von Parkentin war hier Bischof, Evermod von Ratzeburg begann mit dem Bau des Domes, Isfried von Ratzeburg und Philipp von Ratzeburg setzten den Bau des Domes fort, Ludolf von Ratzeburg und Ulrich von Blücher waren hier Bischöfe. Am unweit stehenden so genannten Schloss beriet Wilhelm von Æbelholt den Grafen.

Nach dem an der vermuteten Stelle des Martyriums von Answer von Ratzeburg errichteten Ansveruskreuz nahe Einhorn bei Ratzeburg komme ich nach Lübeck, zuerst an diesen Dom Gerold von Lübeck war hier Bischof - damals noch an der Kirche St. Johann auf dem Sande neben dem ab 1173 erbauten Dom. Johannes Bugenhagen verfasste in der Reformation die Kirchenordnung, Menrich von Lübeck war hier Kanoniker.

Vorbei am Brömserhof, dem Geburtsort von August Hermann Francke, komme ich an dieses Rathaus. Melchior Hofmann lebte kurz hier, Samuel Hebich war hier Kaufmann, Kaufleute aus der Stadt waren Mitgründer des Deutschen Ordens.

An dieser Marienkirche war Johann Sebastian Bach Schüler von Dietrich Buxtehude. Dann gehé ich zur - unscheinbaren - Russisch-Orthodoxen Kirche, die Prokop von Ustjug geweiht ist. Direkt daneben steht das Museum Günter-Grass-Haus.

Ich komme vorbei am Willy-Brandt-Haus und an diesem historischen Heiligen-Geist-Hospital, gestiftet 1280 von Kaufleuten für Arme und Kranke und eine der weltältesten, noch immer bestehenden Sozialeinrichtungen.

Auf dem Geibelplatz vor dem Heiligen-Geist-Hospital ist mitten in der Altstadt dieser künstliche Garten als Ruhe- und Entspannungsort angelegt. Kein Parkplatz für Autos, sondern ein Wohlfühl-Platz für Menschen!

Den Abschluss des Rundgangs bildet das Burgkloster - später Gefängnis, in dem auch Eduard Müller und Johannes Prassek einsaßen, heute Hanse-Museum -; die dortige ehemalige Kirche wurde zu Ehren von Maria Magdalena erbaut, weil Lübeck an ihrem Gedenktag die Dänen besiegte. Von dort geht der Blick auf diesen Hafen am Fluss Trave.

Mit der Kiste fahre ich dann in einen Vorort zur Lutherkirche, an der der von den Nazis ermordete Karl Friedrich Stellbrink Pfarrer war, und anschließend zum Gefängnis Lauerhof, in dem Hermann Lange und Stellbrink Gefangene waren. Dann geht es weit außerhalb der Stadt an die Stelle, an der die Siedlung Alt-Lübeck / Liubice stand und Knud „Lavard” eine Königspfalz hatte. Auf diesem Hügel erinnert ein Gedenkstein an die Siedlung und die erste Kirche des späteren Lübeck. Die Anfahrt geht über einen äußerst engen Feldweg auf einem Damm, der Fußmarsch dann durch hohes Schilfgras, das in die Augen schlägt. Mühsam.

Dann geht es auf den großen Parkplatz gegenüber der Altstadt von Lübeck mit diesem Blick über den Fluss Trave auf eben jene. Ich muss schon früh Schluss machen, denn am Abend habe ich ein Interview in der von der methodistischen Kirche veranstaltenten Livesendung Stammtisch des Schweizer Fernsehsenders musig24, für das ich ab 19 Uhr mit gutem Telefon-Empfang bereit sein muss.

Auf diesem Parkplatz entdecke ich auch diesen wunderschönen T2-Bully, dessen Fahrer hier ebenfalls die Nacht verbringt. Einen solchen hatte ich dereinst auch, aber als Kastenwagen und lange nicht so ansehnlich wie dieser …
Die Nacht wird dann im Anschluss an das angenehme Interview trotz Stadtnähe ziemlich ruhig.

Am Dienstag geht es noch einmal in die Stadt zu dieser Herz-Jesu-Kirche - die hatte ich gestern vergessen. Sie ist Gedenkstätte für die katholischen Lübecker Märtyrer Eduard Müller, Hermann Lange und Johannes Prassek.
Während ich jetzt schreibe, ist heute der UNO-Weltfriedenstag und der vom Ökumenischen Rat der Kirchen ausgerufene Internationale Tag des Gebetes für den Frieden. In der Ukraine geht das Morden weiter - bislang seien es 1 Million Menschen auf beiden Seiten, wie jetzt die Presse meldet. Und in Gaza / Westbank/ Libanon intensiviert Israel das Töten.

In Reinfeld bei Lübeck wurde Matthias Claudius im Pfarrhaus geboren. Dann fahre ich an die Stelle der abgegangenen Siedlung Wüstenfelde bei Schadehorn, einem Ortsteil von Bad Oldesloe bei Lübeck, an die ein Gedenkstein erinnert; hier lebten die von Menno Simons gegründeten, sonst blutig verfolgte Mennoniten. Unweit steht die Menno-Kate in Altfresenburg, Menno Simons Druckerei und der Ort, an dem er bestattet wurde; dort wurde 2012als Zeichen der Versöhnung der Lutherischen Kirchen mit den Mennoniten eine kleine Gedenkstätte mit diesem Bronze-Relief eingerichtet.

In diesem noch immer aktiven Kloster Nütschau der Benediktiner in Travenbrück bei Bad Oldesloe gibt es seit 2007 in der Klosterbibliothek eine Sammlung der Schriften der Lübecker Märtyrer.

Nächste Station ist die Marienkirche in Bad Segeberg mit diesem spätgotischen Schnitzaltar; am einstigen Augustiner-Chorherrenstift war Meinhard von Livland Mönch, Vicelin von Oldenburg hatte es gegründet, auch sein Gefährte Volker von Segeberg lebte hier.

Auch diese Vicelin-Kirche in Neumünster ist, wie hier praktisch alle historischen Kirchen seit der Reformation, eine lutherische Kirche, strahlt aber eine Strenge wie in den reformierten Kirchen aus. Sehr lobend anerkennen muss man, dass hier fast alle evanglischen Kirchen geöffnet sind. Diese Kirche war einst Standort eines Augustiner-Chorherrenstiftes; Thetmar von Neumünster war hier Chorherr, Vicelin von Oldenburg hatte auch dieses Stift gegründet, auch Volker von Segeberg war Chorherr. In Neumünster wurde der Märtyrer Eduard Müller geboren.

In dieser Kirche in Bordeshom, an der es auch ein Augustiner-Chorherrenstift gab, lagen bis zur Reformation die Reliquien von Vicelin von Oldenburg.

Diese St.-Petri-Kirche in Bosau am Großen Plöner See wurde 1151/1152 durch Vicelin von Oldenburg erbaut und war sein erster Amtssitz als Bischof.

In Plön - die Einfahrt in die Stadt wird wegen Mega-Stau vor einer Baustelle zum Geduldsspiel - steht das große Schloss, in dem Emil Wilhelm Frommel im Alter wirkte, direkt oberhalb dieses Großen Plöner Sees.
Die Nacht kann ich sehr ruhig auf der Raststätte Neustädter Bucht verbringen.

In Oldenburg in Holstein ist der Ringwall um die einstige Slawensiedlung Starigard erhalten. Adaldag von Hamburg-Bremen gründete hier das Bistum, Ekkehard von Oldenburg war Bischof, Oddar wirkte als Glaubensbote. Unweit steht die Johanniskirche, die Bischof Gerold von Lübeck erbauen ließ, Vicelin von Oldenburg hatte das Bistum gegründet. Dann komme ich nach Kiel, zuerst zur Nikolai-Kirche; Claus Harms war an ihr Pfarrer und dann Probst, Melchior Hofmann wurde hier Prediger. Dieser Altar der Kirche stammt von 1460.

Das Marienkloster der Franziskaner in Kiel stiftete Graf Adolf IV. von Schauenburg, nach der Zerstörung im 2. Weltkrieg wurde dessen Kirche wieder aufgebaut. In diesem Krieg ebenfalls weitgehend zerstört wurden die damaligen Gebäude der Universität, an der Franz Reinisch studierte.

In diesem Pfarrhaus in Rendsburg wuchs Christian Scriver auf.

Die einstige Wikingersiedlung Haithabu - Vorgänger der Stadt Schleswig, ist heute mit nachgebauten Häusern Freilichtmuseum bei Busdorf nahe Schleswig. Adaldag gründete das Bistum Schleswig, gefördert durch Harald Blaatand, Ansgar von Hamburg baute 849 hier eine Kirche, Answer von Ratzeburg wurde hier geboren, Ekkehard von Oldenburg und Poppo von Schleswig waren hier Bischöfe. In Schleswig sehe ich zuerst dieses prächtige mächtige Schloss Gottorf; Erik Plovpenning wurde von seinem Bruder ermordet, den er hier im Vorgängerbau besucht hatte.

Um diese Möweninsel im fjordartigen Meeresarm Schlei vor Schleswig, auf der Knud Lavard seine Burg erbaute, zu fotografieren fahre ich auf den großen Wohnmobilstellplatz, der nachmittags kurz nach 15 Uhr schon brechend voll ist. Auch auf den Straßen sind unglaublich viele Wohnmobile unterwegs - die Rentner genießen den Spätsommer ausgiebigst.

Unweit steht der Dom, in dem Erik Plovpenning begraben war und für den Johannes Bugenhagen die reformatorische Kirchenordnung verfasste. In ihm steht dieser großartige Altar von um 1517, der ursprünglich in der Kirche in Bordeshom stand, geschaffen von Hans Brüggemann. Dann komme ich zum Poppostein bei Helligbek, einem Ortsteil von Sieverstedt, auf dem der Überlieferung zufolge Harald Blaatand durch Poppo von Schleswig getauft wurde.

Letztes Ziel an diesem Tag ist das ehemalige Kloster der Franziskaner in Flensburg - heute ein Pflegeheim -, in dem die Disputation zwischen Johannes Bugenhagen und Melchior Hofmann stattfand und an dem diese Inschrift erhalten ist. Damit bin ich nun zugleich am nördlichsten Punkt der Reise angekommen.
Im Autohof Busdorf gönne ich mir ein warmes Abendessen - lecker, geht doch, anders als beim Wucher-Tank und Rast auf der Autobahn - und kann dann ungestört schlafen.

Weil das GPS in meinem Navi spinnt, unternehme ich am Donnerstag zunächst eine kilometerlange Irrfahrt, bis ich schließlich doch zu dieser Kirche in Odenbüll auf der ehemaligen, heute eingedeichten Insel Nordstrand bei Husum komme, an der ein Gedenkstein an Ludwig Ingwer Nommensen erinnert.

In Norderhafen ist der westlichste Punkt der ehemaligen Insel, hinter dem Deich tobt die Nordsee. Die Häuser mit den Reetdächern vermitteln das Holstein-Feeling, den Gedenkstein an der Stelle des - abgegangenen - Geburtshauses von Ludwig Ingwer Nommensen verfehle ich leider.

In Lunden bei Heide war Claus Harms Pfarrer an der St.-Laurentius-Kirche; vor ihr sind 13 dieser Deckplatten der Grüfte des einstigen Geschlecherfriedhofs vornehmer Herrschaften erhalten.

In Heide steht auf dem heute nach ihm benannten Friedhof ein Granit-Obelisk an der Stelle, an der Heinrich Zütphen seinen Märtyrertod erlitten habe. Zuvor war er über Hemmingstedt, wo diese Kirche steht, nach Heide verschleppt worden.

Letztes Ziel dieses Trips - fünf Tage, so lange war ich selten am Stück unterwegs - ist dieser Dom in Meldorf, an dem Heinrich Zütphen kurz wirkte.
Dann geht es zum Arbeiten auf den Campingplatz in Michaelisdonn - herrlich einsam, nicht mit der üblichen Struktur eines Campingplatzes, sondern ein großes Landhaus in italienischem Stil mit einer gärtnerisch gestalteten Wiese, alles sehr gepflegt; der daneben liegende Flugplatz für Kleinflugzeuge stört nicht, nur der Mobilfunk-Empfang könnte besser sein.

Tracks:
Gudrow
Lübeck
Neustädter Bucht
Busdorf
Michaelisdonn

geschrieben vom 19. bis 23. September 2024


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