Welt bereisen Das Reiseblog des Ökumenischen Heiligenlexikons
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Von Pajala in Schweden durch Finnland nach Neiden in Norwegen

   J. Schä­fer          

Kir­che in Pa­ja­la, an der Lars Levi La­e­s­ta­di­us wirk­te. 1845 kam es zu einer Er­we­ckung, die ganz Lapp­land er­fass­te, das brach­te ihm den Bei­na­men Apos­tel der Lap­pen ein. 1849 wurde er Propst in Pa­ja­la, hier starb er 1861. Aus sei­ner An­hän­ger­schaft ent­stand eine der Staats­kir­che ent­frem­de­te re­li­giö­se Er­we­ckungs­be­we­gung, der La­e­s­ta­di­a­nis­mus.


Pfarr­haus Pa­ja­la mit La­e­s­ta­di­us-Mu­se­um. Es ist noch ge­schlos­sen, sieht aber auch nicht viel ver­spre­chend aus, des­halb warte ich nicht

In Finn­land. Der 1. (und ein­zi­ge) Elch den ich auf der Reise in frei­er Wild­bahn sah - und ein wei­ßer dazu!

Ich fahre quer durch Finn­land nach Nord­os­ten, auf einer der drei Stra­ßen, die es im gan­zen Nor­den des Lan­des gibt. Der Weg­wei­ser gab 173 km zur nächs­ten grö­ße­ren Stadt an. Als die Stra­ße nicht ge­teert ist, dach­te ich, die haben das Bau­stel­len­schild ver­ges­sen. Aber die Stra­ße blieb so: Schot­ter und Lehm, weil es ge­reg­net hat war sie rut­schig wie auf Glatt­eis. 173 km Glatt­eis! Aber in Ort­schaf­ten darf man nur 60 fah­ren, ha­ha­ha!

Die In­fo­ta­fel in Kit­ti­lä zeigt, was es hier alles gibt. Man be­ach­te unten links die Frau im Bi­ki­ni beim An­geln ...

... und die an­de­re Tafel: - 51,5º im Win­ter!

end­lo­se Wei­ten. Nach 73 km war die Stra­ße doch wie­der asphal­tiert

Was­ser ...

... je wei­ter nach Nor­den, desto klei­ner wer­den die Bäume und desto lich­ter der Wald

an einem Rast­platz

un­ter­wegs

alle paar Ki­lo­me­ter halte ich an. So wun­der­schön ! Und völ­lig ein­sam!

Nor­we­gen ist er­reicht. Einen Grenz­pos­ten gibt es nicht. Mich be­grü­ßt der Var­ang­erf­jord ...

... und mein heu­ti­ges Ziel, Kir­ke­nes, die öst­lichs­te Stadt in Nor­we­gen - auf dem glei­chen Län­gen­grad wie Sankt Pe­ters­burg und Kairo. Kir­ke­nes ist die grö­ß­te Stadt im Nor­den von Nor­we­gen - mit 5200 Ein­woh­nern. Es ist Sams­tag mit­tag, 17 Uhr, das Stadt­zen­trum: tote Hose, nur ein paar Sol­da­ten. Kir­ke­nes war Vor­pos­ten der NATO gegen Russ­land. Und im 2. Welt­krieg von Deut­schen be­setzt.

Die Kir­che. Kir­ke­nes war nach dem Krieg völ­lig zer­stört. Keine Stadt in ganz Eu­ro­pa er­leb­te im 2. Welt­krieg mehr Bom­ben­an­grif­fe, es gab über 1000 Mal Luft­alarm. Beim Abzug zer­stör­ten die Deut­schen 420 der 450 Häu­ser in der Stadt. Die Be­völ­ke­rung über­leb­te Bom­ben und ver­brann­te Erde in den Stol­len der Ei­sen­erz­gru­be, die bis zur Schlie­ßung im Jahr 2003 fast ein­zi­ger Ar­beit­ge­ber war.

Im Hafen lie­gen rus­si­sche Schif­fe (wenn auch mit nor­we­gi­scher Flag­ge!). Sie sind Schrott - aber in Be­trieb. Auf den Stra­ßen ist kein Mensch, ab­ge­se­hen von ein paar rus­si­schen Ma­tro­sen - es ist Sams­tag, 17 Uhr!

rus­si­sches Krie­ger­denk­mal in Kir­ke­nes. Am 15. Ok­to­ber 1944 kamen die Rus­sen: „Die hie­si­gen Be­woh­ner waren die ers­ten Nor­we­ger, die die so­wje­ti­schen Be­frei­er will­kom­men hei­ßen konn­ten, heißt es auf der of­fi­zi­el­len In­fo-Ta­fel der Stadt. Die deut­sche Be­sat­zung ist in Nor­we­gen un­ver­ges­sen, trotz der rea­len Be­dro­hung durch Russ­land im kal­ten Krieg wer­den die Rus­sen als Be­frei­er hoch ge­hal­ten.

Ich habe genug, fahre aus der Stadt hin­aus. Die Po­li­zei folgt mir - ob die die be­kann­ter­ma­ßen ra­sen­den Deut­schen, also mich, er­tap­pen wol­len? Ich biege zwei­mal ab - die Po­li­zei hin­ter­her. Also: Halt am nächs­ten Rast­platz - jetzt fah­ren sie wei­ter, woll­ten also doch nichts von mir! 1 Mi­nu­te spä­ter fah­ren sie an mir vor­bei zu­rück. Hat­ten also doch mich im Vi­sier!
Vom Rast­platz aus sieht man die Ab­raum­hal­den der Erz­gru­be. Kir­ke­nes ist die am stärks­ten mit Schad­luft be­las­te­te Stadt in Eu­ro­pa, frü­her durch die Erz­hüt­te, heute immer noch durch rus­si­sche Schad­stof­fe, die über die Gren­ze wehen.

Ich fahre Rich­tung Ja­kob­selv, dem Grenz­fluss zu Russ­land, dem öst­lichs­ten Punkt der NATO, immer noch den Var­ang­erf­jord ent­lang

Hier, fast am Ende der Welt, hat die NATO wohl die 2 Con­tai­ner und 2 Ben­zin­ka­nis­ter ver­ges­sen. Falls sie sie sucht - ich kann Aus­kunft geben.

Die selbe Stel­le ge­gen­über: auch wer am Ende der Welt wohnt, will es schön im Gar­ten ...

Berg­seen

Blu­men­wie­se. Das Dorf im Tal an der Mün­dung des Ja­kob­selv (elv = Fluss, Ort der Elven) ent­stand, nach­dem 1826 die rus­sisch-nor­we­gi­sche Gren­ze hier ge­zo­gen wurde. Ost­sa­men kamen aus Russ­land und sie­del­ten sich hier an, Schu­le, Post, Zoll­sta­ti­on, Laden und Kir­che folg­ten. Die Stra­ße dort­hin wurde erst 1965 ge­baut.

Selbst hier ma­chen man­che Leute Ur­laub - v. a. Sport­ang­ler. Schon vor 10.000 Jah­ren leb­ten Men­schen hier, es gibt ar­chäo­lo­gi­sche Be­fun­de - der Fisch er­nähr­te sie. Es ist Abend, schlech­tes Wet­ter, sau­kalt

An der Mün­dung des Flus­ses ins Meer steht die­ses Haus, ge­baut als Un­ter­kunft für die Pfar­rer auf Dienst­rei­se. Da­mals kamen sie zu Fuß, 60 km von Kir­ke­nes! Im 2. Welt­krieg wurde das Haus es erst von deut­schen, dann von rus­si­schen Sol­da­ten be­nutzt, bis es die Nor­we­ger wie­der be­ka­men

Ein Fi­scher bei der Ar­beit. Die Hüt­ten, halb im Sand ver­gra­ben, waren frü­her die Un­ter­künf­te der Fi­scher

trotz rau­hester Be­din­gun­gen: Blu­men

Die Os­cars­ka­pel­le in Ja­kob­selv. Nach der Grenz­zie­hung 1826 kam es immer wie­der zu Grenz­kon­flik­ten und Streit um Fisch­rech­te mit Russ­land. Als kul­tu­rel­ler Vor­pos­ten zur Ver­tei­di­gung nor­we­gi­scher Rech­te gegen Russ­land wurde 1869 diese Ka­pel­le ge­baut; König Oscar von Nor­we­gen be­such­te sie 1873 und ver­lieh ihr sei­nen Namen.

auf dem Fried­hof: lu­the­ri­sche und or­tho­do­xe Grä­ber

an der Fluss­mün­dung: Blick auf den Ein­gang zum Var­ang­erf­jord (links) und die Be­ring­see. Im Hin­ter­grund sieht man, wie hell es noch wäre, wäre schö­nes Wet­ter; es ist 20 Uhr

nahe an der Mün­dung: das öst­lichs­te Haus der NATO.

Im 2. Welt­krieg hat­ten die Deut­schen hier Bun­ker aus Beton er­rich­tet, Reste gibt es noch zu sehen.

Grenz­fluss Ja­kob­selv. Links ist Russ­land; heute ist die Gren­ze fast un­be­wacht, bis 1989 war das an­ders ... Mir war schon auf der Fahrt flau im Magen - bin halt doch ein Kind des Kal­ten Krie­ges. Ich schi­cke ein Dank­ge­bet für Gor­bat­schow gen Him­mel ...

auf der Rück­fahrt, wie­der am Var­ang­erf­jord: 22 Uhr, im Nor­den ist schö­nes Wet­ter

Abend­rot im Nor­den, unten der Nei­den­elv. Mit etwas Glück hatte ich nach­mit­tags in Kir­ke­nes noch einen of­fe­nen Laden ge­fun­den. Es gibt jetzt also Krab­ben­sa­lat - köst­lich - mit nor­we­gi­schem Schwarz­brot - und das ist ge­säu­ert, juhu!!

Ich bin weit weg von zu­hau­se: die Stre­cke von Oslo nach Rom ist so groß wie die von Oslo nach Kir­ke­nes.

Von Kir­ke­nes geht es dann noch we­ni­ge Ki­lo­me­ter nach Wes­ten zum Über­nach­ten in Nei­den.

ge­schrie­ben am 8. Ja­nu­ar 2013


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