Nach einem Sonntag, der seinem Namen alle Ehre machte und an dem ich zum ersten Mal auf dieser Reise den Pullover
ausziehen konnte, ging es am Montag wieder hinab ins Tiefland, zuerst nach Prato zum ehemaligen
Kloster San Leonardo.
Bernhard von Ecche lebte hier,
Jakobus von der Mark predigte.
Heute ist das Anwesen ein Einkehrhaus, unterstützt von den Evangelischen Kirchen der Region Toskana, der Rumänisch-Orthodoxen
Diözese Italien, der Fokolar-Bewegung Toskana, der Italienischen Buddhistischen Union, der Union Italienischer Jüdischer
Gemeinden, der Union Islamischer Gemeinden Italiens und der Italienischen Hindu-Union; Ökumene geht auch über Relionsgrenzen
hinweg, das könnte der Nahe Osten lernen.
Nächste Station ist Pistoia, zuerst diese ehemalige
Kirche San Desiderio, in der
Barontius von Montalbano bestattet wurde.
Ich blieb dann doch noch einen Tag länger als zunächst gedacht auf dem angenehmen
Campingplatz Taimi, denn die nun anstehende Fahrt
in die Berge wäre bei dem anhaltenden Sauwetter mit Schnee schon auf 500 Metern Höhe und dunkelsten Wolken Schwachsinn. Laut
italienischem Fernsehen sind die Temperaturen in ganz Norditalien 10 bis 15° kälter als üblich, die Bilder zeigen Schneemassen
auch in den Bergen der Toskana. Auf Donnerstag war Besserung
vorhergesagt, also ging es dann in die Höhe zum Schnee, aber die Straße war geräumt.
Und wieder bin ich länger geblieben als geplant, nun also auf dem in die Jahre gekommenen, aber trotz italienischem Charme
vergangener Zeiten in allem gut funktionierenden
Campingplatz in Ventimiglia: es galt, drei Tage
mit Dauerregen zu überstehen. Am Samstag ging es dann zuerst nach Ventimiglia zu einem Elektromarkt: ein neuer Fotoapparat
musste her, denn mit viel googlen habe ich gelernt, dass die Reparatur des offenbar durchaus nicht seltenen Problems für
mich als Laien unmöglich ist und in einer Fachwerkstatt - die ich hier ohnehin nicht finde - fast daselbe kostet wie ein
neues Gerät. In Ventimiglia besuche ich deshalb ein Fotogeschäft - das aber so gut wie keine Apparate vorrätig hat,
ebenspwenig wie der andere Laden, auf den man mich verweist. Es muss also einstweilen wieder die Ersatzkamera herhalten.
Dann folgt der Grenzübertritt nach Frankreich - natürlich mit Kontrolle der Kiste. Schließlich lande ich im vornehmen
Küstenort Menton an der Côte d’Azur an der Stelle des ehemaligen Hotels, in dem
Charles Spurgeon starb. Auf dem Weg zur
hoch über dem Ort gelegenen BasilikaSaint-Michel, an der
Charles Dominique Albini erzogen wurde:
dieses Azulejo, das vor der Silhouette von Menton an Papst Pius VII. erinnert: 1796 nahmen französische Truppen seine damalige
Diözese Imola ein, 1814 erhielt er als Papst
von Napoleon den Kirchenstaat zurück: Römische Legionen haben auf der Via Julia (der römischen Straße entlang der Küste)
nun einen langen Weg gemacht.
Erstes Ziel der Fahrt durch die Provence ist der Ort
Saint-Cannat bei Aix-en-Provence, wo Cannatus
von Marseille als Einsiedler lebte und ihm diese
Pfarrkirche geweiht ist.
Am Samstag fahre ich also erneut zum Schloss in
Sarcenat, dem Geburtshaus von Pierre
Teilhard de Chardin. Das Betreten des weitläufigen Grundstücks ist verboten, aber der im Garten arbeitende Besitzer (?)
erlaubt mir ein Foto. Nicht mehr weit ist es dann nach Volvic: bekannt durch sein Mineralwasser - in Deutschland mehr als
in Frankreich -, das seit 1938 in Flaschen gefüllt wird. Mich interessiert dort aber diese
Prikt von Clermont geweihte
Kirche Saint Priest - früher ein Kloster; es wurde
gegründet am Ort des Martyriums von Amarin und
Elid und Prikt durch
Avitus II. von Clermont, von
Austremonius von Clermont und
Florus gibt es dort
Reliquien. Dumm nur, dass diese Kirchen zu allermeist so
ungeheuer dunkel sind; und dass die Decke nicht Steine verliert, ist offensichtlöich auch nicht gewiss; die meisten Kirchen
in Frankreich sind in erbärmlichem Zustand - es fehlt die Kirchensteuer, der sich laizistisch verstehende Staat tut wohl auch
nicht viel und der Priestermangel führt im Ergebnis dazu, dass sich auch kaum jemand wirklich kümmert. Immerhin aber sind in
dieser Gegend die meisten Kirchen geöffnet.
Am Dienstag geht es dann weiter, zuerst ins einsam hoch in den Bergen gelegene Gluiras bei Valence zu dieser
Pfarrkirche, denn hier wurde Johann-Joseph de
Lavèze-Bellay, ein Gefährte von Andreas
Abel Alricy, geboren.
Am Montag konnte ich endlich den nicht so gemütlichen
Campingplatz von Lyon verlassen; erste Station war
Châtillon-sur-Chalaronne, wo Stephan von Die
geboren wurde und Vinzenz von Paul kurze
Zeit Pfarrer war. Rund um die Kirche fühlt man sich idyllisch ins Mittelalter versetzt …
Nach einigen Regen- und Kältetagen wurde es am Montag und Dienstag für 1½ Tage doch richtig sommerlich; am Mittwoch verließ
ich dann den sehr angenehmen Campingplatz in
Néris-les-Bains - und bezahlte den Schäppchenpreis von 12 € pro Nacht, samt Dusche und Strom - für einen größeren Sprung nach
Norden, zu diesem ehemaligen Kloster Noirlac bei
Bruère-Allichamps im Département Cher, wo
Theobald von Clairvaux
(stellvertretend) Abt war. Die bestens renovierten Gebäude sind aber völlig nackt, dennoch werden sie viel besucht.