Heute geht die Fahrt in den Osten der Halbinsel Argolis, deren Südseite kaum erschlossen ist; wieder quäle ich mich
schleichend über schmale Bergstraßen zum kleinen Bauerndorf
Thermisia, das bessere Zeiten hinter sich hat
und aus dem wohl Peter von Temissis stammte.
Meine letzten Ziele auf Kreta liegen im Osten der Insel. Das erste
ist die Ruine der großen Basilika in Chersonissos,
der bei Gerasimos IV. von Kreta
und Gefährten erwähnte Joachim war Bischof der Stadt. Im Reiseführer - Eberhard Fohrer: Kreta, 21. Aufl. Michel Müller
Verlag, Erlangen 2018, der absolut beste nicht nur für Kreta, sondern aller Reiseführer, die ich kenne - wird noch erzählt,
dass die Ruinen frei zugänglich sind, aber die Touristen ständig Bruchstücke, v. a. der Mosaiken, stehlen. Jetzt ist das
Gelände ganz abgesperrt, ich muss mich mit der kleinen Kirche
Agia Paraskevi direkt unterhalb begnügen.
Eigentlich steht heute eine einfach Aufgabe an: unweit der Hauptstraße liegt Agios Mironas, wo
Myron von Kreta geboren wurde, zeitweise
lebte und starb und ihm die Kirche geweiht ist.
Aber die Zufahrtstraße ist wegen Erdrutsch gesperrt, also Ausweichroute suchen, auf der engen Straße mich durchquälen - was
einfach schien, wird langwierig.
Nachdem ich am Dienstag eine Auszeit einlegen musste mit Halsweh und Ohrenschmerzen - das habe ich sonst nie - und etwas
Fieber, offenbar dem Sturm und der Kälte als Tribut gezollt, nahm ich mir für Mittwoch eine leichte Aufgabe vor: auf
der Hauptstraße nach Gortyna fahren, der frührenen Hauptstadt Kretas.
Dort stehen Reste der Titus-Basilika, benannt
nach Titus, dem ersten Bischof, 824 von den Sarazenen
zerstört. Sie ist das besterhaltene Bauwerk der ab 1884 von italienischen Archäologen ausgegrabenen Stadt, aber nicht die von
Titus gegründete Kirche - und wegen Bauarbeiten auch nicht zugänglich.
Zum Abschied gab es nach zwei Tagen Arbeit - auch den Einbau meiner Kiste, der sich auf den Bergstraßen wieder verschoben
hatte, musste ich richten - am Strand des
Campingplatzes Elisabeth noch ein herrliches
Abendrot mit Blick auf Réthymno.
Nach vier Tagen Arbeit auf dem ruhigen Campingplatz
Elisabeth geht es heute in die Umgebung. Das erste Ziel ist ganz in der Nähe, gut 5 km, das wird schnell gehen.
Die Anfahrt führt am Ende über eine Offroad-Piste mit tiefen Furchen, einer Bachdurchfahrt und ordentlichen Steigungen,
aber meine Kiste schlägt sich prächtig - bis zu der Stelle, wo an einer Wasserleitung eine 20 cm hohe Stufe im Weg
ist, das schafft keiner. Also zu Fuß weiter, nur noch gut 1 km. Nach 800 m ist der Weg mt einem Weidezaun versperrt und der
ist so gut befestigt, dass man ihn ohne Werkzeug nicht öffnen kann. Also zurück - und die Kiste schafft auch den Rückweg, ich
hatte schon Schlimmeres befürchtet!
Nun muss ich es also aus der anderen Richtung probieren, vom Dorf Chromonastri aus, das ich mir nun erst einaml anschaue
- und mich in den engen Gassen verlaufe, dann an der Hauptstraße aber auf das
Militärmuseum stoße, das die griechische Armee
(!) hier eingerichtet hat. Na ja.
Es kann so idyllisch sein hier auf dem Campingplatz
bei Paleochora. Und ebenso schrecklich: vorvergangenen Montag kam das Chaos: am Nachmittag heftigster Regen, Strom- und
Telefon- (also auch: Internet-)ausfall - auch mobil, weil die Stationen ja Strom brauchen; in der Nacht Gewitter, das ich
körperlich spürte, so elektrisch war die Luft. Schlaflos das Prasseln des Regens und das Wackeln der Kiste im Regen erduldet.
Bin ich deshalb 2500 km von zuhause entfernt? Dienstag gegen Abend war dann die Sintflut zuende; die Straße nach
Chaniá wegen Erdrutschen gesperrt, aber immerhin
Strom und Telefon repariert.
radio-kreta.de meldete dann:
Mehr als 100 Millionen Euro Schaden in Westkreta. 7 große Brücken sind zerstört. Das Militär hat bereits Notbrücken
geschickt. Lidl in Platania ist zweimal in
einer Woche überschwemmt worden. Das gesamte Strassennetz ist zu 50% zerstört oder stark beschädigt. In den Bergen oberhalb
Paleochora 496 L/m². Über 100 Strommasten sind durch die Stürme umgeknickt. Insgesamt sind 5 Tote zu beklagen, die in den
reißenden Flüssen ihr Leben ließen. Durch unkoordinierte Besiedelung / Bebauung sind in den letzten 50 Jahren von 240
Flußläufen nur noch 38 übriggeblieben. Nun hat sich das Wasser seinen Weg gebahnt. Und die
Griechenland
Zeitung: Griechische Medien sprechen von einer biblischen Katastrophe; eine ähnliche habe es seit 50 Jahren
auf Kreta nicht mehr gegeben. Der Klimawandel und die hiesigen Umweltsünden forden ihren Tribut, das Unwetter auf
Kreta ist offensichtlich die Kehrseite des gleichzeitig schönen Wetters
zuhause: Der Deutsche Wetterdienst (DWD) mit seinen rund 2000 Messstationen im ganzen Land bezeichnet den ausgehenden Winter
als erheblich zu mild. Mit 2,6 Grad Celsius über dem Mittel der Jahre 1961 bis 1990 gehörte er in Deutschland zu den
wärmsten je registrierten.
Eine Herausforderung war das Wetter am vorvergangenen Mittwoch und Donnerstag: dunkle Wolken, teils heftiger Regen - er
hat mit immerhin die Salzschicht von meiner Kiste gewaschen, die ich mir auf den deutschen und schweizerischen Autobahnen
eingefangen hatte, eine Waschgelegeneheit habe ich seither nicht gefunden - und dazu ein Orkan mit laut Wetterbericht
125 km/h Windgeschwindigkeit - da wackelt die Kiste, die Bäume biegen sich und das Meer rauscht.
Paleochora ist nicht nur die wärmste Gegend
Kretas - wobei es dann am Abend auch nur
noch 8° hatte und meine Standheizung viel Arbeit bekam -, sondern die Südwestecke der Insel ist auch die sturmreichste.
Dass Paulus hier in der Gegend bei seiner Fahrt
nach Rom hier
ganz in der Nähe wegen eines Sturms
strandete, wird leichjt nachvollziehbar.
Der Campingplatzbesitzer - genauer: der englische Lebensgefährte der griechischen Besitzerin - erzählt, soviel Regen
wie in letzter Zeit habe es hier noch nie gegeben - schon seit Oktober immer wieder, das sei ganz außergewöhnlich,
seitdem waren 600 l/m², fast das Doppelte der normalen Jahresmenge. Und allein am Donnerstag gab es laut Wetterbericht
zusätzlich 80 l/m², ⅔ der normalen Monatsmenge für Februar.
Das deutschsprachige Radio Kreta meldete am Freitag auf seiner Webseite: Eisige Winde, sintflutartiger
Regen, Hagel und Schnee. Viele Straßen sind überflutet. Wind aus Nord mit 10 Beaufort. Kein Schiff wird kommen.
Erdrutsche überall. Temperaturen an den Küsten um 6°. In den Bergen Minus und viel Schnee. Die meisten Schulen bleiben
heute und morgen geschlossen. 30% aller Straßen in der Gemeinde
Platanias sind zerstört. Der Sturm hielt - etwas schwächer - noch an bis vorvergangenen Samstag; ab Sonntag kam dann wieder die Sonne und die
Temperaturen stiegen etwas, starke kühlende Windböen gab es aber weiterhin. Ich bin froh an meiner Standheizung!
Wie immer begann die Reise mit dem Besuch bei meiner Tante in
Aigle in der Schweiz; die Hinfahrt bei gutem
Wetter durch viel Schnee - hier am Lac de la
Gruyère - war sehr entspannt.
Nach einem Jahr ohne Reise – nur kurze Ausflüge in die Gegend um Köln, ins württembergische Oberland und nach Franken – geht es im Februar endlich wieder los, diesmal nach Griechenland.
Der große Umbau im Haus meiner Oma nahm seit Oktober 2017 Gedanken und Arbeitskraft in Beschlag. Aber Ende Januar 2019 werden wir fertig sein und das Haus von Grund auf erneuert haben, Griechenland ruft und ab Mitte Februar gibt es hier wieder Einträge. Ich fahre zuerst nach Kreta und von dort aus geht es dann langsam immer weiter nach Norden, durch Griechenland und auf den Balkan.
Den Samstag nutze ich wieder, um Ziele mit dem Auto zu erreichen. Auch im dritten Anlauf finde ich die
Katakomben des Processus und Martinianus nicht -
aber ich nähere mich. Schnell gefunden ist die Kirche S.
Balbina, Balbina geweiht und angeblich vom römischen
Bischof Marcus I. gebaut.